Sensation: Wildkatzen in Waldbröl Lokalzeit aus Köln 22.11.2023 03:14 Min. Verfügbar bis 22.11.2025 WDR Von Christine Roskopf

Wildkatzen kehren zurück: Erster Nachweis in Waldbröl seit 70 Jahren  

Stand: 22.11.2023, 20:00 Uhr

Vor hundert Jahren galt die Wildkatze bei uns in NRW nahezu als ausgestorben. Doch jetzt kehrt die scheue Waldbewohnerin allmählich zurück. Tierschützer freuen sich.

Von Christine Roskopf

Ganz vorsichtig und langsam schleicht sie auf ihren vier Pfoten, aufgenommen von einer Wildtierkamera. Nur wenige Sekunden lang ist das Video. Für die Wildkatzenexpertin Katharina Stenglein vom BUND und die ehrenamtliche Wildkatzenbotschafterin Iris Beer ist es eine kleine Sensation.

Spätestens als die markante schwarze, stumpfe Schwanzspitze ins Bild kommt, ist den beiden klar, dass es sich nicht um eine Hauskatze, sondern um die streng geschützte Wildkatze handelt. Auf diesen Moment haben die beiden Frauen monatelang lang hingearbeitet.

Wildkatzen nachweisen ist Detektivarbeit

Iris Beer liebt Katzen und sie liebt den Wald in ihrer Heimat Waldbröl im Oberbergischen. Beides hat dazu geführt, dass sie vor einigen Jahren Wildkatzenbotschafterin wurde. Um herauszufinden, ob es in den Wäldern um Waldbröl wieder Wildkatzen gibt, hat die 60-Jährige einiges unternommen.

Eine Wildkatze sitzt in einem Wald zwischen Ästen und Laub | Bildquelle: WDR / picture alliance / Zoonar

Über zweieinhalb Monate hat sie an insgesamt zehn gut ausgewählten Stellen im Wald so genannte Lockstöcke aufgestellt und wöchentlich kontrolliert. Die rauen Holzlatten hat sie vorher mit Baldrian eingesprüht. "Das ähnelt dem Sexuallockstoff der Katzen, und deshalb sind die ganz scharf drauf, hier hinzukommen", erklärt Beer. 

Wildkatzen auch im Aachener Wald

Was dann passiert, hat eine Wildtierkamera im Aachener Wald im Sommer dieses Jahres aufgenommen. Auch dort wurden erstmals Wildkatzen nachgewiesen. Sie schmusen mit den Lockstöcken und hinterlassen im besten Fall Haare, die im Labor genau bestimmt werden können.

Doch zunächst kamen in Waldbröl viele andere Tiere vorbei. Die Wildtierkamera fing ein neugieriges Wildschwein ein, auch Rehe und Hasen haben die Lockstöcke beschnuppert. "Es war schon immer mal wieder Betrieb hier", sagt Iris Beer lachend.

Das letzte Wildkatzen-Monitoring war noch erfolglos

Weil es schätzungsweise nur etwa 1.000 Wildkatzen in NRW gibt, war ein Nachweis in Waldbröl nicht garantiert. Jahrzehntelang wurde der Lebensraum der Wildkatze durch Straßenbau und Waldnutzung immer weiter zurückgedrängt. Und wegen ihres Fells wurde die Katze stark bejagt.

Im Nationalpark Eifel gehört die Wildkatze zu den bedrohten Tierarten | Bildquelle: dpa

Lediglich in der Eifel überlebten einige Wildkatzen. Von dort aus, sagt die Wildkatzenexpertin Katharina Stenglein vom BUND, breiten sie sich allmählich wieder aus. Beim letzten Wildkatzen-Monitoring vor drei Jahren hatte Iris Beer allerdings noch keinen Erfolg. Umso größer war die Freude, als sie eines Tages dann doch noch Wildkatzenhaare am Lockstock fand. Und kurz darauf gab es den langersehnten Videobeweis.

Mindestens zwei Wildkatzen leben in Waldbröl

Die genetische Untersuchung im Labor hat dann eindeutig ergeben, dass es sich um eine Wildkatze handelte. Und eigentlich nicht nur um eine, sondern gleich zwei: Ein Männchen und ein Weibchen.

"Ich hab mich total gefreut, ich hab gejuchzt und bin einigen auf den Keks gegangen, aber es hat sich jeder gefreut. Ich war richtig stolz drauf, dass wir das nachweisen konnten. " Iris Beer, ehrenamtliche Wildkatzenbotschafterin

Jetzt hoffen sie und Katharina Stenglein, dass sie beim nächsten Monitoring sogar Wildkatzen-Nachwuchs vor die Kamera bekommen und dass sich die Wildkatzen auch langfristig ihren Lebensraum im Oberbergischen zurückerobern.