Doch – Morschenich-Alt hat eine Zukunft, weil das Dorf nicht mehr für den Tagebau abgerissen werden muss. Hier soll ein "Ort der Zukunft" entstehen. Bis Samstag wollen Studentinnen und Studenten der RWTH und FH Aachen sowie Schülerinnen und Schüler Ideen für die Zukunft entwickeln. Es finden Workshops statt, aber es werden auch Filme gezeigt. Der Austausch steht im Mittelpunkt.
Zukunft von Morschenich-Alt gestalten
"Tu was, mach mit" – so das Motto dieser kreativen Tage, die auf einem Reiterhof in der kleinen Ortschaft stattfinden. Mit dabei auch Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Elsdorf und des Mädchen-Gymnasiums Jülich. Sie machen sich am frühen Donnerstagmorgen auf den Weg zu einer Wanderung durch das fast verlassene Dorf Morschenich.
"Es kommen viele Erinnerungen in mir hoch. Ich sehe noch die Menschen in ihren Gärten sitzen", erzählt Inga Dohmes, Ortsvorsteherin von Morschenich-Neu und Morschenich-Alt. Sie hat vor ihrer Umsiedlung viele Jahre in Alt-Morschenich gelebt, heute führt sie die Schüler im Alter von 16 bis 19 Jahren durch Morschenich.
Naturnah leben
Die 17 Jahre alte Dana kennt Morschenich noch aus ihrer Kindheit. Hier hat sie viel Zeit mit ihrer Familie verbracht. Die Gesamtschülerin hat einige Ideen. "Es wäre doch schön, wenn hier Wanderwege angelegt würden, oder auch Reitpfade. Gerade wegen der Nähe zum See", sagt die Schülerin.
So etwas schwebt auch ihrer Freundin Michel vor. Aber: Beide können sich derzeit nicht vorstellen, hier zu leben. "Es ist super wichtig, dass die jungen Menschen an diesem Planungsprozess teilnehmen. Denn eigentlich sind sie es ja, die hier mal leben werden. Sie planen ihre Zukunft", sagt Susanne Hartig von der Zukunftsagentur Rheinisches Revier.
Jugend setzt auf Nachhaltigkeit
An ihrem Tablet entwerfen die jungen Menschen dann ihre Zukunftsvision. Die gehen von einem Bioladen bis hin zu einem Restaurant. Die 19 Jahre alte Gymnasiastin Lavinia kann sich ein Hotel am Wasser vorstellen. "Die Menschen könnten sich hier erholen, Sport treiben und vieles mehr", erzählt die Schülerin. Maja, 16 Jahre alt, setzt bei ihren Ideen auf Nachhaltigkeit. "Ein Bioladen mit regionalen Produkten. Das wäre cool."
Susanne Hartig von der Zukunftsagentur Rheinisches Revier gibt zu, dass die junge Generation im bisherigen Planungsprozess vernachlässigt worden sei. Dabei – erzählt sie – gibt es so viele Möglichkeiten für die jungen Menschen im Rheinischen Revier. Mit dem Strukturwandel werden auch neue Berufe kommen.
70 Projekte werden vorgestellt
Noch bis Samstag werden in Morschenich Ideen für die Zukunft entwickelt – und das in insgesamt 70 Projekten. Aber nicht nur in der Theorie. Einige Teilnehmern bauen aus Holz Sitzgelegenheiten für den Ort, sie wollen das Dorf bunter machen und mehr Treffpunkte zum Austausch schaffen. Und am Samstag wird es dann ein großes Fest auf dem Marktplatz geben.
Im Mittelpunkt steht das Thema "Nachbarschaft". Es gibt aber auch ein Erzählcafe: Hier können die Menschen ihre Erinnerungen an das Altdorf austauschen. Und natürlich auch schon in die Zukunft blicken – wobei allen Beteiligten klar ist: Die Wiederbelebung von Morschenich wird viele Jahre dauern.
Unsere Quellen:
- Zukunftsagentur Rheinisches Revier
- Ortsvorsteherin von Morschenich-Neu und Morschenich-Alt
- Reporter vor Ort