Die Gathe in Wuppertal ist eine vierspurige Straße. Auf der einen Seite die schon in die Jahre gekommene Moschee der Wuppertaler DITIB-Gemeinde, gegenüber das Autonome Zentrum, ein Treffpunkt der linken Szene. Aber dem Zentrum droht der Abriss, wenn die DITIB die Moschee über ihre Straßenseite hinaus erweitert. Seit dem Frühjahr haben die Autonomen Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt. Sie wollen, dass der Wuppertaler Rat sein grundsätzliches "Ja" zu dem Vorhaben zurücknimmt.
Bürgerbegehren gegen Moscheebau
Die Autonomen argumentieren, dass die DITIB das ganze Viertel vereinnahmen könnte – auch politisch. Denn kontrolliert werde die DITIB in Wuppertal von der staatlichen Religionsbehörde Dyianet. Dyianet stehe zum Beispiel für die Spionage durch Imame, die Andersdenkende in Moscheen in Deutschland ausfindig machen wollten.
Mehr als die nötigen etwa 10.000 Unterschriften sind nun zusammengekommen. Aber ob der Rat nun darauf reagieren muss, ist juristisch umstritten. Denn: Die Moscheepläne sind schon ein Jahrzehnt alt. Damals wurde die so genannte "Bauleitplanung" für das Vorhaben auf den Weg gebracht. Die Stadtverwaltung meint, dass die Gegner der Moschee schon in diesem Verfahren ihr "Nein" zu den Plänen hätten deutlich machen können, ebenso wie andere Vereine, Verbände oder Privatleute. Das sei damals nicht geschehen, so die Stadt.
Millionen-Vorhaben soll einen Stadtteil aufwerten
Hausherr in der alten Wuppertaler DITIB-Zentralmoschee ist Mustafa Temizer. Er versichert: Kein Einfluss aus Ankara, keine Kontrolle oder Spionage durch türkische Behörden. In der Wuppertaler Politik wurde diskutiert, wie sie mit den DITIB-Plänen umgehen soll. Dann fiel der Beschluss mit großer Mehrheit: Das Millionen-Vorhaben könnte die Gathe und die maroden angrenzenden Viertel aufwerten. Allein die CDU hat zehn Jahre für ihr "Ja" zur neuen Moschee in Wuppertal gebraucht.
Kontrolle durch Ankara?
Islamwissenschaftler wie die Kölnerin Marfa Heimbach sind skeptisch. Viele Moscheevereine glaubten zwar, dass sie unabhängig seien. Sie unterschätzten aber oft selbst den Einfluss der Regierung in Ankara. Es gebe eine Kette der Einflussnahme, die vielleicht nicht immer bis nach Wuppertal reiche, aber theoretisch in den Beiräten säßen zum Teil auch Mitglieder der Religionsbehörde und der Imam. Der kommt immer aus der Türkei.
Über dieses Thema berichten wir auch am 15.05.2022 im WDR5-Stadtgespräch um 20:04 Uhr und in den Nachrichten auf WDR2 im WDR-Hörfunk.