15-Jähriger erstochen - aufsehenerregender Prozess in Köln geht zu Ende

Stand: 18.12.2024, 06:00 Uhr

Den Prozess um eine unfassbare Gewalttat in Köln will das Landgericht am Mittwoch zu Ende bringen. Den unmittelbar beteiligten Tätern drohen hohe Haftstrafen. Das Verfahren gibt einen Einblick in die Drogenszene der Stadt.

Noch am vorletzten Verhandlungstag ließ der Vorsitzende Richter den Saal räumen. Nachdem der Angeklagte, der zugegeben hatte, den 15-Jährigen erstochen zu haben, sich bei den Eltern entschuldigen wollte. Der Vater des Toten ergriff plötzlich das Wort. Ungefragt sprach er laut in das Tischmikrofon: Er wolle die Entschuldigung nicht hören.

Der Vorsitzende Richter versuchte, den Vater des Opfers zu beruhigen. Auch aus dem Zuschauerraum gab es Schreie und Aufregung. Der Richter konnte die Situation nicht klären, also mussten fast alle den Verhandlungssaal verlassen. Ähnliches hatte sich schon am ersten Prozesstag im Saal ereignet. Als einer der Angeklagten zum ersten Mal den Saal betrat, schrien Angehörige und schlugen gegen die Sicherheitswand, die den Verhandlungssaal vom Zuschauerraum trennt. Es gab tumultartige Szenen. 

Oberstaatsanwalt: "Kaltblütiger Mord"

In dem Verfahren hatte ein 19-jähriger Angeklagter gestanden, den 15 Jahre alten Jugendlichen erstochen zu haben. Das hatte er erst einige Tage nach dem Start des Verfahrens gestanden. Zuvor wurde er von dem 27 Jahre alten Angeklagten am ersten Prozesstag schwer belastet.

Der 27-Jährige hat in dem Prozess gesagt, dass er mit den Messerstichen nichts zu tun gehabt habe. Vielmehr sei das spätere Opfer nach einem Kampf weggelaufen und der Messerstecher hinterher. Dann sei die Tat passiert. Eine Version, die der 19-Jährige als Lüge bezeichnete. Es sei ein "kaltblütiger Mord" gewesen, sagt der Oberstaatsanwalt in seinem Plädoyer und forderte neun Jahre Haft nach Jugendstrafrecht für den 19-Jährigen und lebenslang für den 27 Jahre alten Angeklagten - wegen gemeinschaftlichen Mordes.

Opfer soll in Drogenszene tätig gewesen sein

Das spätere Opfer hatte trotz seines jungen Alters in Mülheim mit Drogen gehandelt. Er sei ein "Läufer" gewesen, sagten die anderen Angeklagten in dem Prozess. Jemand, der die "Drecksarbeit" macht. Dafür habe er 100 Euro am Tag bekommen, so eine Aussage. 

Offenbar hatte der Jugendliche ab einem bestimmten Zeitpunkt für einen anderen Dealer gearbeitet.  Das könnte letztendlich der Grund für Auseinandersetzungen gewesen sein. Von "Revierstreitigkeiten" war die Rede, von der Mitnahme von Kunden, die Drogen kaufen wollten.

Gemeinschaftlicher Mord ließ sich nicht nachweisen

Am Tattag im März die Eskalation: Vor einer Kneipe zielte ein Angeklagter mit einer Schrotflinte auf das spätere Opfer, dann die Entführung an den entlegenen Mülheimer Hafen. Es sollte eine Abreibung geben, die letztlich im Tod des 15-Jährigen endete.

Die beiden Mitangeklagten waren ursprünglich auch wegen gemeinschaftlichen Mordes angeklagt, das ließ sich im Prozess aber nicht beweisen.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort

Über dieses Thema berichtet die Lokalzeit aus Köln am 18.12.2024 um 19.30 Uhr auch im WDR-Fernsehen.