In der Katharina-Henoth-Gesamtschule gibt es viele Baustellen: Auf einigen Stockwerken hängen von den Decken Kabel herunter, in den Klassenzimmern gibt es große Löcher in der Wand. Martin Süsterhenn ist seit zehn Jahren Schulleiter und muss seiner Schule beim Zerfallen zusehen: "Die Zustände hier sind nicht akzeptabel für unsere Schülerinnen und Schüler," sagt er. Er hat sich jetzt mit einem offenen Brief an die Stadt gewandt - auch weil er eine "Zweiklassengesellschaft" bei den Sanierungen der Schulen in Köln befürchtet.
Aula seit 13 Jahren unbenutzbar
Seine Schule liegt ihm am Herzen - das merkt man vor Ort. Wenn er durch das Gebäude läuft, rufen die Kinder öfter: "Guten Morgen, Herr Süsterhenn!" Weil er den Schülerinnen und Schülern hier etwas bieten möchte, ist es ihm so wichtig, dass sich an seiner Schule bald etwas verändert.
Die große Aula wäre eigentlich ein guter Ort, um Abschlussfeiern zu organisieren oder für die Kinder ein kulturelles Programm außerhalb des Schulbetriebs auf die Beine zu stellen. Das Problem: Die Aula ist seit 13 Jahren unbenutzbar, denn der Brandschutz sei nicht gewährleistet, so Martin Süsterhenn.
Auch das Mittagessen stellt eine große Herausforderung dar. Es gibt zwar eine Mensa, die für die rund 1.400 Schülerinnen und Schüler allerdings viel zu klein sei. "Die Stadt hat uns vorgeschlagen, dass wir die Kinder in drei Schichten mit Essen versorgen können. Da die Mittagspause aber nur 60 Minuten dauert, bedeutet das, dass die Kinder in nur 20 Minuten ihr Mittagessen essen müssen." Es gibt zwar eine zweite Mensa am zweiten Standort der Schule in der Nähe, aber deren Umbau wurde wegen Asbests auf unbestimmte Zeit verschoben.
Pädagogische Arbeit hintangestellt
Mit all diesen Problemen hat die Gesamtschule schon öfter bei der Stadt Köln angeklopft. "Ich hatte insgesamt bereits fünf verschiedene Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner bei der Stadt. Für unsere Aula gab es schon viele Konzepte - von der Sanierung bis Neubau - aber am Ende ist sie aktuell immer noch unbenutzbar."
Martin Süsterhenn sagt, dass das Lehrerkollegium große Bemühungen für die Schülerinnen und Schüler anstellt. Das reiche aber nicht aus, denn die pädagogische Arbeit müsse immer hinter den baulichen Problemen der Schule zurückstehen.
Dass die Lernbedinungen hier so herausfordernd sind, ist laut Martin Süsterhenn besonders schwierig, weil rund 85 Prozent der Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund haben. Die meisten sprechen zu Hause kein Deutsch, und viele Familien benötigen Unterstützung. Die Katharina-Henoth-Gesamtschule ist deshalb unter der höchsten Sozialindexstufe 9 eingestuft.
Offener Brief als Hilferuf
Der Schulleiter hat das Gefühl, dass Schulen wie seine öfter von der Stadt benachteiligt werden: "Im rechtsrheinischen Köln findet die Armut statt und wir erleben, dass man uns nicht wahrnimmt und ich musste an in die Öffentlichkeit gehen und darauf hinweisen, was hier geschieht - nämlich nichts." Am Nikolaustag hat er deshalb einen offenen Brief an den Jugenddezernenten der Stadt Köln geschickt - mit der Bitte um Hilfe.
Die Stadt verweist auf Prioritätenliste
Die Stadt Köln sagte dem WDR, dass sie in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen habe, für die wachsende Stadt die erforderlichen Schulplätze bereitzustellen. Es gebe eine Priorisierung der Instandsetzungen und Sanierungen, die in der Schulbaumaßnahmenliste nachgelesen werden könne.
Der Neubau der Mensa soll im ersten Quartal 2025 begonnen werden und Ende des Jahres abgeschlossen sein. Die Aula sollte schon Anfang 2025 in Betrieb genommen werden, allerdings gab es eine "Verzögerung wegen Vergabeschwierigkeiten." Wann eine neue Aula genutzt werden kann, ist weiterhin nicht klar.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
- Schulleiter Martin Süsterhenn
- Presseamt der Stadt Köln
- Offener Brief von Martin Süsterhenn