Knapp zwei Wochen ist es her, dass Vorfälle an der Neusser Gesamtschule Nordstadt bekannt geworden waren, bei denen mehrere Schüler die Einhaltung muslimischer Regeln wie eine Geschlechtertrennung im Unterricht gefordert hatten. Das Entsetzen war groß.
Im Haupt- und Sicherheitsausschuss waren sich Politik und Stadt einig, dass die Vorfälle aufgearbeitet werden sollen. Die Entscheidung, einen Runden Tisch einzurichten, wurde aber auf den nächsten Schulausschuss Ende Februar verschoben. An so einem Tisch sollen unter anderem Präventionsexperten, Schulen, Polizei und die muslimische Gemeinde beteiligt werden, um rechtzeitig auf ähnliche Entwicklungen reagieren zu können.
Blick nach vorne richten
Pädagogen wie auch der Stadtelternrat betonen, dass die Schule bisher nicht negativ aufgefallen sei und die Stadt bereits gute Integrationsarbeit leiste. Thomas Kaumanns, Jugendpolitischer Sprecher der CDU sagte dazu am Rande der Ausschusssitzung: "Es geht uns nicht darum den Blick auf diese eine Schule zu richten. Es geht uns nicht primär darum zurück zu schauen, sondern nach vorne zu schauen."
"Weckruf" für alle
Vertreter der Stadt betonten außerdem, dass sie nicht in das Schulgeschehen reinschauen könnten und kritisierten, dass das Ganze erst Monate später an die Öffentlichkeit gedrungen sei. Und auch Kaumanns warnte: "Was da in dieser Schule passiert ist, muss ein Weckruf für uns alle sein. Es geht uns darum, jetzt wachsam zu sein und in die Zukunft zu schauen: Was ist an Neusser Schulen los? Und wie können wir mit Blick auf die ganze Stadt solche Vorfälle vermeiden?"
Personalmangel ein häufiges Problem
Die Vorfälle hätten auch an vielen anderen Schulen mit hohem Migrationsanteil passieren können, ist sich Roman Piel, Vorsitzender des Neusser Stadtelternrats, sicher. Die Schule habe sich korrekt verhalten, die Kommunikation von Seiten der Bezirksregierung an die Stadt und weitere Institutionen müsse jedoch besser laufen. "Die Schulen brauchen mehr Unterstützung, durch Schulpsychologen oder auch Sozialarbeiter, die die Lehrkräfte entlasten", sagt Piel.
Die betroffene Gesamtschule Nordstadt besuchen rund 1.100 Kinder und Jugendliche, mehr als 800 haben einen Migrationshintergrund. Die Vorfälle sollen sich im vergangenen März und kurz vor Weihnachten zugetragen hatten. Die Schulleitung hatte darüber die Polizei und die Bezirksregierung informiert und einen der Schüler daraufhin für eine Woche vom Unterricht ausgeschlossen.
Unsere Quellen:
- Stadtelternrat Neuss
- Ratsportal Neuss
- Schulleitung
- CDU-Fraktionschef
Über dieses Thema berichtet der WDR am 25.01.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Düsseldorf.