Medicus Ärztegenossenschaft: Patienten warten weiter auf ihre Akten

Stand: 24.11.2023, 08:00 Uhr

Vor drei Monaten meldete die "Medicus Ärztegenossenschaft Euregio eG“ Insolvenz an. Patienten kommen noch immer nicht an ihre Krankenakten.

Von Bettina Staubitz

Die Genossenschaft mit vier Praxen in Düren, Stolberg, Aldenhoven und Übach-Palenberg organisierte das Patientenmanagement digital. Offenbar wurden die letzten Lizenzgebühren in mindestens fünfstelliger Höhe nicht mehr bezahlt. Hinzu kommt, dass die Genossenschaft nicht die Kosten für das Insolvenzverfahren decken kann. Da die Herausgabe der Akten kostet, kommen jetzt weder Insolvenzverwalter Marc Boddenberg noch die Patienten an ihre Daten.

Patienten sind verunsichert

Ende September hofften die Patienten noch auf eine Lösung. Damals teilte der Insolvenzverwalter dem WDR mit, dass man ziemlich sicher sei, noch an die Akten heranzukommen, es dauere nur etwas. Doch bis heute haben viele Patienten noch keine Daten erhalten.

"Man kommt gar nicht durch und wird immer abgewimmelt." Marion Sander-Latz, betroffene Patientin

Marion Sander-Latz, selbst Betroffene, setzt sich für die vielen Patienten ein und ist mittlerweile verzweifelt. Trotz vieler Telefonversuche beim Insolvenzverwalter, der Kassenärztlichen Vereinigung und der Ärztekammer Nordrhein gibt es keinen Fortschritt. Dabei brauchen viele Patienten dringend ihre Akten.

Es ist kompliziert

Schon im September hat der WDR bei den Verantwortlichen angefragt, wann die Patienten mit ihren Akten rechnen können. Damals antworteten die Ärztekammer und die kassenärztliche Vereinigung Nordrhein und auch der Insolvenzverwalter ähnlich.

Es sei technisch und rechtlich nicht einfach, an die Akten heranzukommen, aber man arbeite intensiv an einer Lösung. Fast zwei Monate danach ist die Lage kaum verändert. Einzelne Patienten sollen laut Insolvenzverwalter ihre Daten bekommen haben, aber die meisten haben sie noch nicht.

Rechtliche Hürden stehen im Weg

Die Ärztekammer Nordrhein schreibt: "Weil hier viele rechtliche Hürden zu meistern sind, ist das Prozedere für die Patienten sehr langwierig, was wir alle bedauern." Auch die kassenärztliche Vereinigung Nordrhein teilt mit, dass sie weiter an einer Lösung arbeite.

Insolvenzverwalter Marc Boddenberg erklärt, dass einzelne Patienten wohl ihre Akten über ihn bekommen hätten, es aber keine generelle Lösung gebe. "Wer seine Akte braucht, muss sich tatsächlich an mich wenden und wir versuchen dies dann (unbürokratisch) zu lösen."

Patienten wollen klagen

Die meisten Patienten sind mittlerweile so verzweifelt, dass sie sogar rechtliche Schritte überlegen. Sollte sie mit ihren Anrufen beim Insolvenzverwalter in den nächsten zwei Wochen keinen Erfolg haben, werden einige von ihnen wohl klagen. Man überlegt sogar eine Sammelklage einzureichen.