Eine Spritze nach der anderen wird mit Impfstoff aufgezogen. Heute werden im Wuppertaler Zoo die Sandkatzen, Pekaris und Faultiere gegen Kuhpocken geimpft. "Die letzten Wochen waren wirklich sehr schmerzhaft für das ganze Team. Wir haben einige Tiere durch das Virus verloren.", erzählt Tierärztin Lisa Grund.
Insgesamt zählt der Zoo seit dem Ausbruch der Kuhpocken einen Verlust von einer Sandkatze, vier Erdmännchen, vier Pekaris, einem Nebelparder und einer Schneeleopardin. "Jeden Tag kam eine neue Hiobsbotschaft. Sowas habe ich in den 10 Jahren als Tierärztin nicht erlebt. Das war wirklich ein Ausnahmezustand."
Ursprung und Auswirkungen des Kuhpockenvirus
Eingetragen wurde das Kuhpockenvirus (CPXV) durch zugekaufte Futtertiere wie Ratten, die mit dem Virus infiziert waren. Der Hauptübertragungsweg ist der direkte Kontakt mit erkrankten Tieren. Bei Menschen verursachen Kuhpocken laut Wuppertaler Zoo milde Hauterkrankungen. Eine Gefahr der Weitergabe an andere Menschen besteht nicht. Trotzdem war der Zoo teilweise geschlossen und die Tiere in Quarantäne.
Neue Hygienemaßnahmen
Bepackt mit einem Ärztekoffer und Desinfektionsmaske geht Lisa Grund zu den Sandkatzen. Im warmen Gehege verstecken sie sich Bahla und Maskat oben auf ihren Kletterbäumen. "Die sind sehr scheu und die zufangen, damit ich sie impfen kann, ist echt nicht leicht. Die sind auch nicht gerade kuschelig." Zur Unterstützung helfen zwei Tierpfleger und versuchen die Wildkatze zufangen. Aber die beiden entwischen einige Mal, bis sie fauchend unter dem Kescher liegen und der kleine Picks erfolgt.
Massage zur Entspannung
"Die nächste Patientin ist deutlich leichter zu impfen."Die Faultiere Sarita und ihr Nachbar Flash bemerken den Pickser kaum und baumeln entspannt weiter. Nach der Impfung dürfen sie auch bald wieder in ihr großes Gehege.
Ähnlich entspannt ist auch ihre Nachbarin - die alte Tapir-Dame Susanna. Mit ihren 25 Jahren zählt sie zu den Senioren im Zoo und lässt sich nicht mehr aus der Ruhe bringen. Ganz anders als vermutet, hat sie das Virus mit am besten verkraftet. Und trotzdem sollen die Pocken an Oberschenkel, Rücken, Bauch und Nase kontrolliert werden.
Seltener Impfstoff und Zukunftsperspektiven
Dafür haben Tierärztin Laura Platner mit ihrer Kollegin Stefanie Lucki die Methode der Massage gewählt. So wird Susanne von allen Seite bis in die tiefen Entspannung gekrauelt, bis sie sich auf die Seite fallen lässt und ihren Bauch zeigt. "Hier ist alles in Ordnung.", ruft Laura Platner ihrer Kollegin durch die Glasscheibe zu.
Zum Schluss werden die Pekaris geimpft. Jedes Nabeltierschwein wird einzeln durch eine Schleuse gelassen und dann mit einer Pfeilspritze, katapultiert durch ein Blasrohr, geimpft. Wichtig ist auch, dass kein Schuß daneben geht. Denn der Impfstoff ist rar und wird extra für den Zoo in der Uniklinik München hergestellt. "Mit der Impfung ist ein großer Teil geschafft. Wir wollen langsam zurück zu Normalität. Wir habe sehr viel gelernt und das wollen wir nun in Vorträgen an andere Zoos vermitteln.", erzählt Lisa Grund.