Gute Laune trotz Bomben-Bedrohung - So lief die Evakuierung in Köln

Stand: 11.10.2024, 15:05 Uhr

Die größte Bombenentschärfung in Köln seit dem zweiten Weltkrieg ist gut geplant. Die Mitarbeitenden, die sich um die sichere Evakuierung und hoffentlich erfolgreiche Entschärfung der Bombe kümmern, gehen entspannt in den Tag.

Von Lena Velten

Mit dabei ist Leon Baer, er ist Polizeikommissar und hat heute die Aufgabe, den Bereich Merheim zu räumen. Vor dem Dienst wird im Schulzentrum Köln-Ostheim, dem Treffpunkt der Polizei, noch eine Runde Kicker mit seinem Kollegen gespielt.

Die zwei erlauben sich diese Gelassenheit, da sie sich seit mehreren Monaten auf diesen Tag vorbereitet haben. Sogar wenn die Bombe im schlimmsten Fall gesprengt werden muss, sind sie gewappnet. So können sie jetzt mit guter Laune in den Arbeitstag starten.

Evakuierung LVR-Klinik Köln-Merheim

Der Dienst beginnt und wir sind bei der Vorbereitung für die Evakuierung von 285 Patientinnen und Patienten des LVR Klinikums in Köln-Merheim mit dabei. Hier wird normalerweise Menschen geholfen, die psychische oder psychosomatische Erkrankungen haben. Ruhe und eine entspannte Atmosphäre sind hier daher sehr wichtig.

So eine Evakuierung ist aber alles andere entspannt. Deswegen haben sich Brigitte Lohmanns vom LVR-Klinikverbund und ihr Kollegium eine passende Lösung überlegt: Die Patienten werden gemeinsam mit ihren Ärzten, ihren Therapeuten, den Pflegefachkräften sowie ehrenamtlichen Helfern mit Bussen in andere Krankenhäuser in Köln transportiert.

Vorerst bis zum Abend verlegt in andere Kliniken

Die Patientinnen und Patienten, die nicht mehr laufen können, werden in Krankenwagen zu den anderen Kliniken gebracht. Brigitte Lohmanns hofft, dass die Patientinnen und Patienten am frühen Abend wieder zurück in ihren Zimmern sein können. Sie ist optimistisch, denn sie durfte den Sprengmeister schon kennenlernen.

"Unser Lächeln wird immer größer" Ulrich Laschet, Sprecher Feuerwehr Köln

"Bis jetzt hat alles funktioniert." Ulrich Laschet war die letzten Tage auch vor Ort und ist bis jetzt sehr zufrieden mit der Organisation und der Evakuierung. Heute ist die Aufgabe der Feuerwehr, die Patientinnen und Patienten im LVR-Klinikum in Köln-Merheim sachgerecht zu versorgen und einen optimalen Transport zu ermöglichen.

Er hofft, dass die Entschärfung der Bombe gut verläuft und die Patientinnen und Patienten abends schnell wieder zurückgebracht werden können. Da sie bis Mittwoch nicht wussten, wie risikoreich die Entschärfung sein würde, haben sich die Kolleginnen und Kollegen Übungen für jegliche Szenarien überlegt und geübt. Ulrich Laschet ist jedoch froh, dass es nicht seine Aufgabe ist, die Bombe zu entschärfen.

"Es kommt nicht häufig vor, dass die Evakuierung so gut läuft" Natalie Riha, Ermittlerin Ordnungsdienst Köln

Natalie Riha geht heute mit ihrem Kollegium von Tür zu Tür und bittet Anwohnerinnen und Anwohner ihr Haus zu verlassen. Die Evakuierung von Menschen gehört für sie zum Tagesgeschäft. Bei der Bombe heute ist sie nicht nervös - da gab es schon größere Bomben, sagt sie.

Anliegende Häuser wurden bisher rechtzeitig verlassen

Der erste Klingelrundgang heute Morgen lief absolut zufriedenstellend ab. Die meisten Anwohnerinnen und Anwohner waren nicht mehr in ihren Häusern oder haben diese kurz danach verlassen. Heute gab es nicht mal Wiederworte, was sonst wohl häufiger vorkommt. Wäre das der Fall, müsste im schlimmsten Fall sogar Gewalt angewandt werden.

Eine Tür bleibt Natalie Riha besonders in Erinnerung: Die Hausbewohner haben mit dem Namen ihres Hundes "Luna" einen Hinweis hinterlassen, dass die Hündin im Haus ist, die Herrchen aber arbeiten sind. So ein Hinweis berührt die Ermittlerin. Sie kann guten Gewissens weiter zur nächsten Tür gehen und muss nicht an der Tür lauschen, ob sich da nicht doch jemand noch aufhält.

Volles Vertrauen in die Mitarbeitenden vor Ort

Ahmed Kocak wohnt seit vier Jahren im Stadtteil Merheim. Als der Ordnungsdienst bei ihm klingelt, weiß er laut seiner Aussage nichts von der Evakuierung. Wobei er die Situation gelassen sieht. Ursprünglich kommt er aus dem Norden der Türkei, dort gab es wohl häufiger Explosionen.

In Deutschland ist für ihn alles sehr gut organisiert, er hat volles Vertrauen in die Menschen, die heute die Entschärfung der Bombe vornehmen. Für ihn geht es jetzt nach Köln-Mülheim zu seinem Bruder. Vielleicht schläft er sogar bei ihm. Ahmed Kocak drückt allen, die mit der Evakuierung und der Entschärfung der Bombe zu tun haben, die Daumen.

Quellen:

  • Polizei Köln
  • Ordnungsdienst der Stadt Köln
  • Anwohnerinnen und Anwohner

Über dieses Thema berichtet der WDR am 11.10.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Köln und im Radio auf WDR 2.