Die Entschärfer vom Kampfmittelbeseitigungsdienst hatten nur einen der beiden Zünder der Bombe unschädlich machen können. Für die kontrollierte Sprengung fuhren dann mit dutzenden Tonnen Sand beladene Schwerlaster zur Fundstelle. Der Blindgänger wurde am Freitagabend um etwa 18 Uhr kontrolliert gesprengt.
Statiker der Bauaufsicht prüfen jetzt betroffene Klinikgebäude auf mögliche Schäden. Die Reste des Blindgängers werden gesammelt und abtransportiert. Die evakuierten Patienten werden jetzt zurück in die drei Kliniken gebracht, heißt es von der Stadt. Die Sperrungen im Umkreis sollen nach und nach aufgehoben werden.
Allerdings halten sich laut Stadt Köln zahlreiche Schaulustige und wohl auch Medienvertreter an den Sperren auf. Sie behinderten und verzögerten so den Rücktransport der Patientinnen und Patienten. Die Kliniken der Stadt Köln weisen deshalb darauf hin, dass alle Straßen und Wege zum Klinikgelände freigehalten werden müssten und man dieses nach wie vor nicht betreten dürfe.
Evakuierung verlief ruhig
Die Evakuierung einer dritten Klinik hatte am Freitagmorgen begonnen. Zwei Krankenhäuser in unmittelbarer Nähe des Blindgängers waren bereits zuvor geräumt worden. Bereits am Donnerstag stand fest, dass das Seniorenheim in Neubrück nicht evakuiert werden muss. Es liegt außerhalb des Evakuierungsradius.
Anwohnerinnen und Anwohner in einem Umkreis von 500 Metern um die Fundstelle mussten ihre Häuser gegen 9.30 Uhr verlassen, Mitarbeitende der Stadt haben einen Klingelrundgang gemacht. Ab da wurden auch Straßen gesperrt und der Nahverkehr umgeleitet.
6.400 Anwohnerinnen und Anwohner betroffen
Laut Stadt Köln mussten schätzungsweise 6.400 Menschen ihre Wohnungen in Merheim verlassen. Die Stadt hat in der Gesamtschule in der Nähe eine Anlaufstelle eingerichtet. Zwei Busse der Kölner Verkehrsbetriebe brachten sie bei Bedarf dorthin.
Der Fund eines Blindgängers im Bereich der Städtischen Kliniken in Köln-Merheim war bereits am Mittwoch bestätigt worden. Demnach wog die Bombe zehn Zentner und war mit einem Front- und Heck-Aufschlagzünder ausgestattet.
Seit Donnerstag liefen Vorbereitungen für die Evakuierung. Die Stadt war erst nicht sicher, ob sich tatsächlich Blindgänger im Boden befinden. Deshalb hatte sie sich auf den Ernstfall vorbereitet.
Es standen etwa 330 Krankentransporte zur Verfügung, die die Patientinnen und Patienten aus drei Kliniken auf Krankenhäuser im gesamten Stadtgebiet verteilten. 300 Menschen aus einem Seniorenzentrum mussten sich während der Evakuierung in extra für sie eingerichteten Räumlichkeiten der Sozial-Betriebe in Riehl aufhalten.
Safe House für Intensiv-Patienten eingerichtet
Für rund 50 bis 70 Intensiv-Patienten des Klinikums Merheim wäre eine Verlegung lebensgefährlich. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Verbrennungsopfer oder Komapatienten. Für sie wurde bereits vor Wochen begonnen, ein sogenanntes "Safe House" herzurichten. Ein Gebäude, das bereits über Intensivstationen verfügte, wurde mit großem Aufwand in die Planung einbezogen.
Über 1.200 Kräfte im Einsatz
Um die Mammut-Aufgabe zu stemmen, waren neben Mitarbeitenden von Ordnungsamt, Polizei und Feuerwehr auch mehrere Hundert ehrenamtliche Helferinnen und Helfer im Einsatz. Für Verpflegung war ebenfalls gesorgt, so stellte die Stadt 1.100 Liter Heißgetränke wie Tee und Kaffee, so wie knapp 1.800 belegte Brötchen und 1.800 Lunchpakete zu Verfügung.
Ein halbes Jahr Vorbereitung
Über ein halbes Jahr lang hatte sich ein Team der Stadt Köln auf die mögliche Evakuierung vorbereitet. Ob es sich bei den neun Verdachtspunkten tatsächlich um Fliegerbomben handelt, konnte man erst nach den Grabungen feststellen, eine andere Technik gibt es laut der Stadt Köln nicht.
Weil der Ausgang der Grabungen völlig offen war, habe man sich besonders gründlich auf sämtliche Szenarien vorbereiten müssen, so die Stadt.
Unsere Quelle:
- Stadt Köln
- Deutsche Presse-Agentur