Ältere Menschen betrogen: Lange Haftstrafe an Landgericht Köln

Stand: 02.12.2024, 17:02 Uhr

Es geht um Schockanrufe und die Enkeltrick-Masche: Ein vorbestrafter Täter hat zwei Senioren um Geld und Schmuck im Wert von insgesamt 90.000 Euro betrogen. Dafür erhielt er am Landgericht Köln eine Haftstrafe über sieben Jahre und sechs Monate.

Von Markus Schmitz

Der Richter findet in der Urteilsbegründung deutliche Worte - sie richten sich an den Täter: "Sie haben das Unterste getan, was man machen kann!" Damit bezieht sich der Vorsitzende Richter am Landgericht Köln auf die Tatsache, dass der Verurteilte alte Menschen betrogen hat. 

Täter gaukeln Verkehrsunfall der Tochter vor

Es geht um zwei Fälle. Der jetzt 46-Jährige hatte zugegeben, einen 93-Jährigen im Oktober 2021 um Geld und Schmuck im Wert von 70.000 Euro gebracht zu haben. Der Täter hatte mit Komplizen an einem Tag direkt zweimal angerufen. Beim ersten Versuch witterte der Rentner noch einen Betrug, beim zweiten Mal klappte es aber.

Die Täter gaukelten dem Mann vor, dass seine Tochter einen Verkehrsunfall mit einer toten Person verursacht hätte, und er durch das Geld und den Schmuck eine Untersuchungshaft für sie verhindern könne. Der alte Mann lebt laut Gericht nicht mehr, er litt bis zu seinem Tod unter dem Betrug, sagte der Vorsitzende Richter. 

85-Jährige Opfer von Enkeltrick-Anruf

In einem zweiten Fall brachten die Täter eine 85 Jahre alte Kölnerin dazu, 20.000 Euro an einen Boten abzugeben. Sie hatte einen Enkeltrick-Anruf bekommen, in dem sich angeblich ihre Nichte meldete, und davon berichtete, dass sie wegen eines sehr guten Immobilienkaufs sofort 20.000 Euro bekommen müsse.

In einem zweiten Fall hatte der Täter eine 85 Jahre alte Kölnerin um 20.000 Euro betrogen. | Bildquelle: picture alliance/dpa

Die alte Frau ging darauf hin zu Sparkasse und hob das Geld ab. Der Täter brachte die Frau, wie sie selbst im Zeugenstand sagte, um einen Großteil ihres Vermögens.

Richter hält 20.000 Euro-Rückzahlung für dubios

Der jetzt Verurteilte hatte durch Unterstützung seiner Familie 20.000 Euro aufgebracht, um es den Geschädigten zurückgegeben. Dazu gab es auch eine Bemerkung des Richters: Familienmitglieder des Täters hatten das Geld in bar mitgebracht, in einer Stückelung von 50- bzw. 100-Euro-Scheinen. "Das ist dann doch dubios", sagte der Richter. Weil nicht klar sei, ob das Geld aus legaler Arbeit erwirtschaftet sei.

Angeklagter entgeht mit Geständnis noch höherer Strafe

Das Geständnis und das zurückgezahlte Geld ersparten dem 46-Jährigen eine noch höhere Strafe, so der Vorsitzende Richter. "Sie haben ihr ganzes Leben noch nicht richtig gearbeitet", fügte er hinzu. In der jetzt auf lange Zeit anstehenden Haft könne er überlegen, was er nach dem Gefängnis machen wolle. "Da muss jetzt was passieren!"

Unsere Quellen:

Alte Menschen um 90.000 Euro betrogen: Lange Haft für Täter WDR Studios NRW 02.12.2024 00:33 Min. Verfügbar bis 02.12.2026 WDR Online