Aachener schlürften schon im Mittelalter Austern 01:01 Min. Verfügbar bis 15.11.2025 Von Michael Esser

Aachener schlürften schon im Mittelalter Austern

Stand: 16.11.2023, 14:32 Uhr

Schon vor 1.200 Jahren hat man offenbar in Aachen Austern geschlürft. Archäologen haben bei Grabungen auf dem Katschhof gut erhaltene Austernschalen gefunden - und außerdem wichtige Zeugnisse der Stadtgeschichte entdeckt.

Von Michael Esser

Die Austernschalen stammen wahrscheinlich aus der Bretagne, vermutet Stadtarchäologe Andreas Schaub. Sie zeugen nach seiner Ansicht davon, dass bereits um 800 am Katschhof wohlhabende Menschen gelebt haben, die vom Fernhandel profitierten.

Der Katschhof heute ist der zentrale historische Platz zwischen dem Aachener Dom und dem Rathaus, wo die deutschen Kaiser gekrönt wurden.

Katschhof stand unter Wasser

Während die Ursprünge Aachens in die römische Zeit reichen, gibt es den Katschhof selbst offenbar erst etwa seit dem Jahr 1.100. Auch dafür haben die Fachleute klare Hinweise entdeckt. Und damit nicht genug: Die Erdschichten verraten auch, dass der Katschhof nur 150 Jahre später unter Wasser stand. Und damit den Aachenern sprichwörtlich bis zum Hals.

Belagerung durch Wilhelm Graf von Holland

Stadtarchäologe Andreas Schaub | Bildquelle: Michael Esser

Hintergrund ist wohl die Belagerung der Stadt durch Wilhelm Graf von Holland. Der wollte sich in Aachen zum deutschen Gegenkönig krönen lassen, die Aachener hielten aber zu Friedrich II. Stadtarchäologe Andreas Schaub erklärt: "Wir haben eine Schicht entdeckt, die wahrscheinlich mit der Belagerung zusammenhängt. Er ließ mittels eines Damms ein Hochwasser aufstauen."

Als erfahrene Deichbauer hatten die Holländer das Wasser für ihre Belagerung zu nutzen gewusst. Die aufgestaute Nässe mehrerer Bäche ließ die Lehmhäuser und die Aachener weich werden. Wilhelm von Holland war dann bis 1254 deutsch-römischer Gegenkönig.

Seltener Fund: Bergkristalle

Zu den wertvollsten Funden gehört ein sehr seltener Silber-Denar aus der Zeit Karls des Großen. Nur sieben solcher Karlsmünzen sind bislang bekannt. Überraschenderweise wurden auch mehrere Bergkristalle entdeckt. Ihre Herkunft wird jetzt geprüft.

Es geht dabei um die Frage, ob an der Fundstelle vielleicht sogar eine richtige Werkstatt für Bergkristalle stand - als Teil eines Handwerkerviertels. Die Fundstücke können im Centre Charlemagne am Aachener Katschhof besichtigt werden.