Die Tat ereignete sich nach Polizeiangaben in der Nacht auf Sonntag. Demnach haben drei junge Männer den Wohnungslosen in der Ratinger Innenstadt angegriffen. Zeuginnen beobachten, wie die Täter den Obdachlosen vor einer Bankfiliale anschrien und sich bedrohlich um ihn herumstellten.
Der 45-jährige Obdachlose kam schwer verletzt in die Klinik
Als der 45-jährige Obdachlose versuchte, sich aus der Situation zu befreien, griffen ihn die Männer unvermittelt an. Sie schlugen ihn und traten auf ihn ein, auch als er schon am Boden lag. Das Opfer wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.
Die Frauen, die den Vorfall gesehen hatten, verscheuchten die Angreifer und alarmierten die Polizei. Die Fahnder konnten kurz darauf zwei der drei Tatverdächtigen festnehmen. Einer der beiden ist polizeibekannt. Der 20-Jährige ist schon mehrfach wegen Körperverletzungen in Erscheinung getreten. Der andere Festgenommene ist 18 Jahre alt. Beide waren zur Tatzeit angetrunken. Gegen sie wird jetzt wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.
Die Polizei fahndet noch nach dem dritten Täter
Der dritte Täter ist noch auf der Flucht, die Polizei fahndet jetzt nach ihm. Nach Aussagen der Zeuginnen und nach Angaben der Polizei soll er 18 bis 20 Jahre alt sein, 1,75 bis 1,85 Meter groß und ein "südländisches Erscheinungsbild" haben. Die Ratinger Polizei hofft, dass sich weitere Augenzeugen melden.
Immer mehr Gewaltdelikte gegen Wohnungslose
Die Gewaltattacke auf den Obdachlosen in Ratingen ist kein Einzelfall. Immer wieder werden Wohnungslose Opfer von derlei Gewaltausbrüchen. In Bochum hat erst vor wenigen Tagen ein Mann einen 38-jährigen Obdachlosen mit massiven Tritten an den Kopf lebensgefährlich verletzt. In Moers haben Anfang des Jahres drei Jugendliche zwei obdachlose Männer brutal angegriffen. Eines der beiden Opfer starb dabei.
Der Blick in die Kriminalstatistik zeigt: Gewalt gegen Obdachlose nimmt immer mehr zu. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der Linken im Bundestag hervor. Demnach wurden im vergangenen Jahrbundesweit 885 Gewalttaten gegen Obdachlose registriert. Innerhalb von fünf Jahren stieg die Quote um mehr als ein Drittel.
Sozialarbeiter: Abwertung von Obdachlosen kann zu Gewalt führen
Johannes Dörrenbächer kümmert sich mit der Düsseldorfer Obdachlosen-Initiative Fiftyfifty um Obdachlose. Er versucht im Gespräch mit dem WDR den Anstieg der Gewalt gegen Wohnungslose zu erklären: "Wir leben in Deutschland in einer Leistungsgesellschaft. Menschen, die viel leisten, bekommen viel Anerkennung. Und wer nicht viel leisten kann, wird abgewertet. Das betrifft natürlich wohnungslose Menschen besonders stark. Und wenn andere genau nach diesem Leistungsprinzip denken, kommt es eben dann in manchen Fällen auch zu Gewalt."
Wobei diese Gewalt aus sehr unterschiedlichen Kreisen kommen kann, sagt der Düsseldorfer Sozialarbeiter: "Das können Jugendgruppen sein, das können aber auch Erwachsene sein, oder sogar die Polizei, die in der Vergangenheit immer mal wieder gewalttätig gegen Wohnungslose vorgegangen ist."
Quellen:
- Polizei im Kreis Mettmann
- Johannes Dörrenbächer, Obdachlosen-Initiative Fiftyfifty
Über dieses Thema berichtet der WDR am 30.07.2023 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Düsseldorf und im Radio auf WDR 2.