AfD-Parteitag in Marl 01:51 Min. Verfügbar bis 24.02.2026

Proteste rund um AfD-Parteitag in Marl

Stand: 24.02.2024, 14:50 Uhr

Die nordrhein-westfälische AfD hat am Samstag ihren zweitägigen Parteitag in Marl begonnen. Parallel war es in der Stadt im nördlichen Ruhrgebiet zu Protest-Aktionen gekommen.

Von David Peters und Jörn Seidel

Etwa 2.000 Menschen versammelten sich am Samstagvormittag zu den Protest-Aktionen zum Auftakt des Parteitags der NRW-AfD in Marl. Die allermeisten Menschen kamen zur Demonstration des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Etwa 100 versammelten sich direkt am Eingang vom Eventzentrum, wo der Parteitag stattfindet.

Wer zum AfD-Parteitag wollte, musste an der Demo vorbei

AfD-Abgeordnete auf dem Weg ins Eventzentrum. | Bildquelle: WDR / Christoph Reichwein

Zur Protest-Aktion vorm Eventzentrum hatten die Satire-Partei "Die Partei" und das Recklinghausener Bündnis "Es REicht" aufgerufen. Wer zum AfD-Parteitag wollte, musste also an den Demonstranten vorbei. Die meisten Parteitagsteilnehmer winkten einfach nur, während sie von der Menge ausgepfiffen und ausgebuht wurden.

Eltern demonstrieren mit Kind gegen AfD

"Wenn die auf diesem Landesparteitag ihre frauen- und menschenfeindliche Meinung kundtun, dann mache ich meine Meinung gegen die AfD kund und protestiere heute gegen sie", sagte eine junge Frau aus Marl dem WDR, die sich nur mit dem Vornamen Anna vorstellte. Sie war mit ihrem Partner Felix und ihrem gemeinsamen Kind zur DGB-Demo gekommen.

"Wir wollen auch für zukünftige Generationen ein Zeichen gegen rechts setzen." Anna aus Marl
Felix und Anna aus Marl bei der DGB-Demo | Bildquelle: David Peters

Die Correctiv-Recherche war für die beiden ein Weckruf, auf die Straße zu gehen. Dabei machte das Recherchenetzwerk in Essen ein Treffen von AfD-Vertretern mit Rechtsextremisten Ende November in Potsdam publik, bei dem auch über die massenhafte Ausweisung von Menschen mit Migrationsgeschichte aus Deutschland gesprochen wurde. Seitdem kommt es in der ganzen Republik zu Demonstrationen gegen Rechtsextremismus, Demokratiefeindlichkeit und die AfD.

Es sei wichtig, genau jetzt Flagge zu zeigen, meint Anna: "Wenn sich Nazis und Rechte in Potsdam treffen, um menschenfeindliche Plänen zu schmieden, ist es erst recht wichtig, auf die Straße zu gehen."

Für manche sind es die ersten Demos überhaupt

Thomas Hein mit einem Banner mit der Aufschrift "EkelhAFD" | Bildquelle: David Peters

"Das ist erst meine zweite Demonstration mit 65 Jahren, aber ich glaube, es ist Zeit, dass wir alle auf die Straße gehen", sagte Thomas Hein aus Dorsten dem WDR. Er ist einer, der direkt am Eingang zum Eventzentrum demonstrierte und dabei ein Banner mit der Aufschrift "EkelhAFD" in den Händen hielt.

"Ich wehre mich gegen diese braune Brut, die gerade durch Deutschland schwappt." Thomas Hein aus Dorsten

Natürlich sei die AfD "eine demokratische Partei, und das Verbieten dieser Partei ist Blödsinn", sagte Hein. "Aber wir müssen die Leute zur Wahlurne bringen. Und es darf alles gewählt werden - nur nicht die AfD!"

Demonstranten auch aus Herten

Hans Teichmann kam mit seiner Frau zur Demo. | Bildquelle: David Peters

Hans Teichmann war mit seiner Frau aus Herten zur Protest-Aktion vor dem Eventzentrum angereist. "Wir sind schon seit Anfang der Proteste gegen die AfD dabei, weil es wirklich reicht, was von der AfD vorgetragen wird", sagte er dem WDR.

"Man muss da wirklich aufstehen und was tun." Hans Teichmann aus Herten

Eine Demokratie müsse unterschiedliche Meinungen aushalten. Das sei "auch gar nicht schlecht, solange man nicht versucht, Ausländer rauszuschmeißen, die hier in Deutschland geboren sind und hier leben", so Teichann weiter. "Das ist nicht mehr demokratisch."

Auch Landrat Klimpel greift AfD scharf an

Zahlreiche Teilnehmer bei DGB-Kundgebung | Bildquelle: dpa / Christoph Reichwein

Einer der Redner bei der Kundgebung des DGB war Bodo Klimpel (CDU), Landrat des Kreises Recklinghausen. Dabei griff er die AfD mit scharfen Worten an: "Wer wie ein Nazi spricht und wie ein Nazi denkt, der ist auch ein Nazi!"

Eine Diktatur müsse man aufhalten, bevor sie an der Macht sei. "Wir sind heute hier, weil wir unsere Demokratie erhalten wollen."

Über dieses Thema berichten wir am 24.02.2024 auch in der "Aktuellen Stunde" im WDR-Fernsehen.

Unsere Quellen:

  • WDR-Interviews von David Peters vor Ort in Marl
  • Polizei Recklinghausen
  • Nachrichtenagentur dpa