Hitzewellen und Unwetter - Unsere neue Sommerrealität

Stand: 20.07.2022, 19:59 Uhr

Temperaturen um die 40 Grad, gefolgt von heftigen Gewittern und Starkregen. Solche Wetterextreme werden in den nächsten Jahren unsere Sommer bestimmen, sagen Klimaforscher.

Temperaturen von um die 40 Grad machen uns derzeit zu schaffen. Solche Extremereignisse nehmen durch den Klimawandel zu, davon sind Fachleute überzeugt.

Der Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), Petteri Taalas, nimmt an einer Pressekonferenz zur Vorstellung des globalen Klimaberichts bei den Vereinten Nationen in Genf, Schweiz, am 18. Mai 2022 teil. | Bildquelle: Reuters/Denis Balibouse

Der Generalsekretär Petteri Taalas von der Weltwetterorganisation sagte angesichts der aktuellen Wetterlage in Genf: "Solche Episoden werden immer häufiger, und der negative Trend wird noch bis mindestens 2060 anhalten, unabhängig von dem Erfolg unserer Klimaschutzbemühungen."

Der Klimawandel hat Hitzewellen mindestens um den Faktor 10 wahrscheinlicher gemacht. Das heißt: Eine Hitzewelle, die nur alle zehn Jahre auftreten würde, tritt statistisch gesehen inzwischen jedes Jahr auf. Ohne Klimawandel wäre so ein Ereignis seltener als alle 1000 Jahre aufgetreten.

15.07.2022, NRW: Niedrigwasser am Rhein bei Bonn | Bildquelle: IMAGO/Dominik Bund

„Normales Wetter“ wird weniger

Klimatologin Prof. Dr. Friederike Otto forscht zu der Thematik am Imperial College London. Für sie sind Hitzewellen die mit Abstand "tödlichsten Extremwetterereignisse, die es in Europa gibt und gleichzeitig die Vorkommen, bei denen der Klimawandel ein absoluter Game Changer ist, bei der sich Wahrscheinlichkeit und Intensität dramatisch erhöht."

Klimaforscherin Friederike Otto schaut in die Kamera | Bildquelle: dpa/David Fisher

Durch mehr Treibhausgas in der Atmosphäre erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen. Gleichzeitig wird es weniger Kältewellen geben. Also das, was wir als "normales Wetter“ empfinden, verschiebt sich – über Land sind die Schwankungen nochmal stärker als über dem Ozean. Und auch in den Städten ist es im Sommer oft neun Grad heißer als auf dem Land.

Auch Starkregenereignisse nehmen zu

Mit jedem Prozent Erderwärmung sammelt sich übrigens auch mehr Wasser in der Atmosphäre an. Das führt zu eindeutig mehr heftigen Regenereignissen, weil einfach viel mehr Wasser da ist.

"Der Klimawandel hat die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der Flut letztes Jahr sogar verdoppelt“, sagte Prof. Otto. Das trifft auch auf zukünftige Starkregenereignisse zu.

Plöger: "Wir müssen jetzt anpacken"

Meteorologe und Publizist | Bildquelle: Deborah Pulverich

Der ARD-Meteorologe Sven Plöger ist überzeugt: Hitzewellen und Unwetter sind unsere neue Sommerrealität. Seit Jahren warnt Plöger vor diesen Folgen des Klimawandels - und es nimmt ihn persönlich mit, dass bislang viel zu wenig getan wurde, um diese Entwicklung zu stoppen, wie er am Mittwochabend in der Aktuellen Stunde im WDR sagt.

Seit Jahren versuche er, komplizierte Wissenschaft in Sachen Klimawandel auch für Nicht-Experten zu übersetzen, sagte Plöger. Damit wolle er die Bereitschaft in der Gesellschaft erhöhen, mehr für den Schutz des Klimas zu tun. Die Frage sei, wann endlich der Punkt gekommen sei, an dem alle realisierten, wie schlecht es ums Klima bestellt sei. Der Krieg in der Ukraine und die Gasabhängigkeit Europas sorge nun dafür, dass Schwung in den Ausbau der erneuerbaren Energien kommt. Dies sei eine Chance. "Wir müssen jetzt anpacken und zupacken."