Das Geschäft mit illegalen Zigaretten Aktuelle Stunde 04.01.2025 28:06 Min. UT Verfügbar bis 04.01.2027 WDR Von Sebastian Galle

Handel mit illegalen Zigaretten: Viele Banden operieren von NRW aus

Stand: 04.01.2025, 20:39 Uhr

Illegale Zigaretten kosten den Staat Milliarden und sind gefährlich. Viele der illegalen Fabriken befinden sich in NRW.

Im Jahr 2024 wurden in Deutschland nach Schätzungen des Zolls etwa 1,6 Milliarden illegale Zigaretten verkauft. Illegal heißt, sie wurden nicht versteuert. Dadurch entstand dem Staat ein Schaden von etwa 368 Millionen Euro. Ein großer Teil dieser Zigaretten kommt aus NRW.

Zoll hebt mehrere illegale Zigarettenfabriken aus

105.000 Stangen Zigaretten stellte der Zoll sicher. | Bildquelle: Zollfahndungsamt Essen

Unter anderem hoben die Beamten des Zollfahndungsamtes Essen gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Wuppertal zwei Anlagen in Radevormwald und Velbert aus. Dabei wurden fast 105.000 Stangen illegale Zigaretten sowie 27 Tonnen Rohtabak sichergestellt.

Bereits im September kamen die Staatsanwaltschaft Bielefeld und das Zollfahndungsamt Hannover einer Bande auf die Spur, die im großen Stil Zigaretten in Werther im Kreis Gütersloh herstellte. Fast 30 Millionen illegale Zigaretten stellten die Ermittler damals sicher.

Gesamte Grafik anzeigen

Täter stammen oft aus Osteuropa

Heike Sennewald vom Zollfahndungsamt Essen | Bildquelle: WDR

"Das sind schon enorme Dimensionen", sagt Heike Sennewald vom Zollfahndungsamt Essen im Interview mit dem WDR. "Gerade bei den illegalen Fabriken stehen Täterstrukturen dahinter, die der organisierten Kriminalität zuzurechnen sind." Die Täter kommen nach Informationen des Zolls häufig aus Osteuropa.

Ihnen ist nicht nur der finanzielle Schaden egal, den sie anrichten. Auch die Gesundheit der Menschen, die die illegalen Zigaretten meist wesentlich günstiger auf dem Schwarzmarkt kaufen, scheint keine Rolle zu spielen.

Bei illegal hergestellten Zigaretten wisse der Käufer nicht, wie und unter welchen hygienischen Bedingungen sie hergestellt wurden", sagt Sennewald. "Das kann reichen von Herstellungsanlagen, die sehr schlecht waren, wo der Tabak auf die Erde geschüttet worden ist mit alten Taschentüchern und Drahtschnipseln", sagt sie. Sie habe sogar schon kaputte alte CDs in solchen Anlagen gefunden.

Zigarettenhersteller: NRW bietet gute Infrastrukur für Kriminelle

Deshalb, aber auch wegen der Millionenschäden, die der illegale Zigarettenhandel versursacht, kämpfen auch die Zigarettenhersteller selbst gegen ihn. Auch sie wissen um die Bedeutung von NRW. "Ich habe gute Autobahnanbindungen zu Überseehäfen aber auch nach Frankreich, wo viele von diesen Produkten verkauft werden", sagt Tammo Körner vom Tabakkonzern Philip Morris. Auch nach Großbritannien sei der Weg nicht weit.

Zudem sei NRW sehr industriell geprägt, es gebe viele Lagerhallen und falle nicht auf, wenn man dort eine Produktion aufbaue.

Unsere Quellen:

  • Zollfahndungsamt Essen
  • Zollfahndungsamt Hannover
  • Staatsanwaltschaft Bielefeld
  • Staatsanwaltschaft Wuppertal
  • Interview mit Tammo Körner, Philip Morris