Seit Donnerstagabend ist klar: Die konservative ÖVP geht mit der in Teilen rechtsextremen FPÖ in Koalitionsverhandlungen. Das galt nur eine Woche zuvor noch als sehr unwahrscheinlich. Doch in der Zeit sind nicht nur die Koalitionsverhandlungen zwischen der konservativen ÖVP und der sozialdemokratischen SPÖ gescheitert, sondern auch die Gespräche über eine Dreier-Koalition mit den liberalen NEOS.
Jetzt soll die FPÖ ran. Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat die in Teilen rechtsextreme Partei mit der Regierungsbildung beauftragt.
Herbert Kickl - der Björn Höcke Österreichs?
Der Vorsitzende der FPÖ, Herbert Kickl, gilt als der radikalste Vorsitzende der Partei. Oft wird Kickl mit dem AfD-Mann Björn Höcke verglichen, der in Deutschland eine wichtige Rolle in seiner Partei spielt. Er ist Vorsitzender des AfD-Landesverbands in Thüringen, den der Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem einstuft.
Herbert Kickl, der Chef der FPÖ in Österreich, plädiert für eine "Homogenität" in der österreichischen Gesellschaft. Das Wahlprogramm der FPÖ steht unter dem Motto "Festung Österreich - Festung der Freiheit". Außerdem will die FPÖ eine Meldestelle für "politisierende Lehrer" einrichten.
Verhandlungen zwischen ÖVP und FPÖ
Die rechtspopulistische FPÖ ist bei den Wahlen im September stärkste Kraft geworden. Sie holte fast 29 Prozent der Stimmen. Die ÖVP lag mit 26 Prozent dahinter. Trotzdem wollte die ÖVP eigentlich eine Koalition ohne die Partei rechtsaußen formen.
Im Wahlkampf hat die konservative ÖVP oft beteuert, dass sie eine Koalition mit der FPÖ unter Herbert Kickl ausschließt. Doch jetzt sitzen die beiden Parteien doch an einem Tisch - mit dem Ausblick auf einen möglichen Kanzler Kickl.
Das ist für die Wähler nur schwer nachzuvollziehen, sagt Zeit-Journalist Florian Gasser. So würden die Parteien das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler verlieren - vor allem die ÖVP:
Die Verhandlungen von ÖVP und FPÖ sind seit Donnerstagabend bestätigt. Die ÖVP hatte im Vorfeld noch einmal die wichtigsten Eckpfeiler für die Gespräche klargestellt: Die Bewahrung der liberalen Demokratie, Österreichs EU-Mitgliedschaft und die Ablehnung russischer Einflussnahme.
Ob die FPÖ sich darauf einlässt und die beiden Parteien einen gemeinsamen Nenner finden, bleibt abzuwarten.
Im Podcast "nah dran - die Geschichte hinter der Nachricht" erzählen unsere Reporterinnen und Reporter, was sie bei ihren Recherchen erlebt haben. Sie werfen einen Blick hinter die Nachrichten, hören Betroffenen zu und erleben selbst mit, wovon die meisten nur kurz in den wöchentlichen Schlagzeilen lesen. Näher ran als sie kommt niemand - egal ob im Ausland, in der Hauptstadt oder direkt vor unserer Tür in der Region.
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