Movember: Bart tragen für die gute Sache Lokalzeit Bergisches Land 03.11.2023 06:54 Min. Verfügbar bis 03.11.2025 WDR Von Joscha Weidenfeld

"Movember": Welche Gesundheits-Checkups Männer wirklich brauchen

Stand: 04.11.2024, 09:36 Uhr

Im "Movember" lassen sich Männer Bärte wachsen, um Spenden für die Erforschung von Männerkrankheiten zu sammeln. Worum geht's?

Im Jahr 2003 wurde die Aktion "Movember" von einer Gruppe junger Männer in Australien ins Leben gerufen. Ihre Idee: Männer ermutigen Männer, über Gesundheitsfragen wie Prostata-, Hodenkrebs oder mentale Gesundheit zu sprechen. Aus der Aktion hat sich im Lauf der Jahrzehnte eine weltweite Charity-Bewegung gebildet. Eine eigene Stiftung organisiert die Spenden- und Aufklärungskampagne, die regelmäßig Millionenbeträge für die medizinische Forschung erzielt.

Der Begriff "Movember" geht dabei auf die englischen Wörtern "Moustache" (deutsch: Schnurrbart) und November zurück. Viele Unterstützer der Aktion lassen sich einen ganzen Monat lang einen Schnurrbart stehen. Dabei sind traditionell auch Spieler der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

Warum braucht es überhaupt einen besonderen Monat der Männergesundheit? Welche Untersuchungen sind für Männer besonders wichtig? Und was davon zahlen die Krankenkassen? Fragen und Antworten.

Wo liegt überhaupt das Problem?

Männer sind von einigen ernsthaften Erkrankungen deutlich häufiger betroffen als Frauen. Das zeigt sich auch in der Statistik: Durchschnittlich haben sie eine um etwa fünf Jahre kürzere Lebenserwartung. Gleichzeitig ist ihr Bewusstsein für Gesundheitsthemen erheblich weniger stark ausgeprägt.

Untersuchungen der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG) zeigen, dass gut 59 Prozent aller Frauen, aber nur 22 Prozent aller Männer empfohlene Vorsorgeuntersuchung wahrnehmen.

Dabei gäbe es wichtige Gründe, nicht erst dann medizinische Hilfe zu suchen, wenn es akute Beschwerden gibt. Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Männer vor allem in der Gruppe der 40- bis 60-Jährigen viel häufiger betroffen als Frauen. Auch Krebserkrankungen treffen Männer in der Regel häufiger. Je früher eine Diagnose gestellt wird, desto besser sind die Chancen auf Heilung.

Welche Checkups brauchen junge Männer?

Auch jüngere Männer können bei ihrem Hausarzt einen allgemeinen Gesundheits-Check durchführen lassen. Bei der Untersuchung werden die individuellen Gesundheitsrisiken und Belastungsfaktoren erfasst - zum Beispiel Nikotinabhängigkeit oder Übergewicht. Aus der Krankheitsgeschichte und der körperlichen Untersuchung ergibt sich ein individuelles Risikoprofil, anhand dessen weitere Untersuchungen angeordnet werden können.

Die Kosten für die Gesundheitsuntersuchung werden für 18- bis 34-Jährige einmalig erstattet.

Was wird Männern ab 35 empfohlen?

Ab dem 35. Lebensjahr übernimmt die Krankenkasse in der Regel alle drei Jahre die Kosten für den allgemeinen Checkup. Anders als bei den jüngeren Männern kommen weitere Laboruntersuchungen hinzu. Dazu gehören eine Überprüfung des Cholesterin- und Blutzuckerspiegels sowie die Untersuchung des Urins hinsichtlich Eiweiß, Glukose, Nitrit, roten und weißen Blutkörperchen. So können Diabetes sowie Nieren- und Herz-­Kreislauf-Erkrankungen frühzeitig erkannt werden.

Screening beim Hautarzt | Bildquelle: dpa

Zur Früherkennung von Hautkrebs sollte ab dem Alter von 35 Jahren alle zwei Jahre ein Screening in Anspruch genommen werden. Beim Dermatologen wird die Haut dabei auf verdächtige Leberflecke und andere Auffälligkeiten untersucht. Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten für das Screening bereits vor dem 35. Lebensjahr.

Was sollten Männer in den mittleren Jahren beachten?

Prostatakrebs ist eine der häufigsten Krebsarten bei Männern. Die Vorsorge wird daher dringend empfohlen. Gerade hier vermeiden besonders viele Männer eine Untersuchung, weil ihnen das Abtasten der Prostata durch den Anus unangenehm ist, sagte Urologe Tobias Jäger dem WDR am Montag. Was viele nicht wüssten sei, dass in der Regel heute eine Blutuntersuchung vorgenommen werden könne, die erheblich zuverlässiger sei als die Tast-Methode, so Jäger.

Ab 45 sollte jährlich eine urologische Praxis aufgesucht werden. Dort werden Prostata, der Lymphknoten und die äußeren Genitalien auf möglicherweise krankhafte Veränderungen untersucht.

Ab den 50. Lebensjahr gehören Vorsorgeuntersuchungen zur Erkennung von Darmkrebs zu den wichtigsten Checkups. Bei einer Koloskopie wird der gesamte Dickdarm bis zum Ende des Dünndarms untersucht. Alternativ kann auch jährlich eine Untersuchung auf Blut im Stuhl durchgeführt werden.

Ab 65 gibt es noch eine weitere dringend empfohlene Untersuchung - auf mögliche Probleme mit der Hauptschlagader. Dabei wird gecheckt, ob ein Aortenaneurysma vorliegt, also eine Ausstülpung der Gefäßwand. So etwas frühzeitig zu erkennen, kann Leben retten, denn platzt ein solches Aneurysma, dann ist das lebensgefährlich.

Was kann und sollte man selbst machen?

Die Deutsche Krebsgesellschaft empfiehlt Männern jeden Alters, regelmäßig die eigenen Hoden abzutasten. Dabei sollte man auf neue Schwellungen und andere Gewebeveränderungen achten. Wenn man etwas Ungewöhnliches feststellt, wird dringend empfohlen, sofort einen Arzt aufzusuchen: Hodenkrebs ist heilbar, wenn er früh entdeckt wird.

Außerdem empfiehlt die Deutsche Herzstiftung, einmal pro Monat eine "Testwoche" einzulegen. Dabei wird mehrmals täglich der Blutdruck gemessen. Liegen die Ergebnisse regelmäßig über den empfohlenen Höchstwerten, steht ein Besuch beim Hausarzt an. Bleibt ein hoher Blutdruck über längere Zeit unbehandelt, können schwere Gefäßschäden entstehen.

Was gibt es noch?

Studien zufolge vermeiden Männer überdurchschnittlich oft den Gang zum Arzt, wenn ihnen die Beschwerden peinlich sind. Das betrifft besonders psychische Erkrankungen wie Depressionen, aber auch sexuelle Probleme wie Erektionsstörungen.

Dabei könnten sexuelle Probleme ein Hinweis auf eine Erkrankung der Gefäße sein, die sich oft gut behandeln lassen, heißt es bei der Kampagne "Urologie für alle". So könne man nicht nur Erektionsstörungen heilen, sondern auch Herz- und Schlaganfällen vorbeugen.

Unsere Quellen

  • Deutsche Presseagentur
  • "Movember"-Kampagne
  • Deutsche Herzstiftung
  • Deutsche Krebsgesellschaft
  • Deutsche Gesellschaft Mann und Gesundheit
  • Interview mit Urologe Tobias Jäger im WDR 5 Morgenecho

Über dieses Thema berichten wir am 04.11.2024 auch im WDR Hörfunk: WDR 5 Morgenecho, 6 Uhr.