Misswahlen im Wandel der Zeit

Von Katja Goebel

Gerade ist die diesjährige Miss Germany gekürt worden. Der Schönheitswettbewerb will seit Jahren einen Imagewechsel hinlegen. In Europa gibt es Misswahlen seit 136 Jahren. Eine Zeitreise in Bildern.

Die 18-jährige Bertha Soucaret

Vor 136 Jahren fand der erste Schönheitswettbewerb Europas statt. Das war gar nicht so einfach, denn die Bewerbung war schon 1888 nur mit Bild möglich und Fotografien waren zu dieser Zeit noch sehr teuer. Für Bertha Soucaret aus Guadalupe ging damals ein Traum in Erfüllung.

Vor 136 Jahren fand der erste Schönheitswettbewerb Europas statt. Das war gar nicht so einfach, denn die Bewerbung war schon 1888 nur mit Bild möglich und Fotografien waren zu dieser Zeit noch sehr teuer. Für Bertha Soucaret aus Guadalupe ging damals ein Traum in Erfüllung.

Der Wettbewerb unter den schönen Frauen findet bald überall in Europa Nachahmer. Mit diesem Bild bewirbt sich Hildegard Kwandt 1927 zur ersten "Miss Germany" in der Weimarer Republik - und gewinnt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg boomen die Schönheitswettbewerbe. In der noch ganz jungen BRD geht der erste Miss-Titel 1950 an Susanne Erichsen. Sie geht später als Mannequin für deutsche Nachkriegsmode nach New York. Die Presse feiert die Deutsche als "Fräuleinwunder".    

Petra Schürmann, die spätere "Miss World", färbt sich sogar die Haare, um bei der "Miss Germany"-Wahl zu gewinnen. Lange nach ihrem Titelgewinn 1959 wird sie einem Millionenpublikum als Fernsehmoderatorin bei ARD und ZDF bekannt. Außerdem arbeitet sie später als Schauspielerin und Buchautorin.

1970 sorgt eine Gruppe von Aktivistinnen mit ihrem Protest beim Miss-World-Schönheitswettbewerb in London für Wirbel. Sie sehen die Wahl als Demütigung der Frauen und prangern die durch den Wettbewerb transportierten Frauenbilder an. Eingesetzt werden Wasserpistolen, Stinkbomben und Parolen. Die Ereignisse werden 50 Jahre später als Kinostoff verfilmt - im Film "Die Misswahl".

In den 1970er Jahren will auch das Fernsehen von den Schönheitswahlen profitieren. So sucht Entertainer Rudi Carell in seiner Fernsehsendung "Am laufenden Band" die schönste Frau Deutschlands. Millionen schauen zu, als Andrea Hontschik 1979 zur "Miss Germany" wird.

Miss-Wettbewerbe haben lange ein leichtes Schmuddel-Image, vor allem, wenn die Kandidatinnen halbnackt in Bikinis auf Diskothekenbühnen zum Schaulaufen antreten müssen. In den Jurys sitzen häufg nur Männer.

Gegen die "Fleischbeschau" regt sich immer wieder Widerstand, wie zum Beispiel bei einem Protest in London 1999, bei dem Demonstrantinnen den Wettbewerb verhindern wollen. Auf ihren Plakaten fordern sie "Stop this sexist cattle market", zu deutsch: "Stoppt den sexistischen Viehmarkt".

Bei Misswahlen mischen auch immer mal wieder Promis mit, die hinter den Kulissen die Fäden ziehen. So wie ein Immobilien-Tycoon namens Donald Trump, der ab 1996 mit seiner Firma "Miss Universe" auch einige Misswahlen inszeniert - bevor er später amerikanischer Präsident wird.

Die Schönheitswettbewerbe in aller Welt wandeln sich mit der Zeit. Manchmal sind sie allerdings auch völlig skurril, wie in Ungarn, wo 2009 eine "Miss Plastic" gewählt wird. Hier dürfen nur Frauen mitmachen, die sich für eine Schönheis-OP unter das Messer gelegt haben. Zur Qualifikation gehören also Brustimplantate und Nasenbegradigungen.

Der Wettbewerb "Miss Germany" kämpft um ein ganz neues Image: Der Bikini-Walk wird 2019 abgeschafft, Ehe oder Kinder sind kein Ausschlusskriterium mehr. Gesucht werden nicht nur schöne Frauen, sondern inspirierende Persönlichkeiten. Manchmal schafft es jetzt auch ein Plus-Size-Modell oder eine junge Frau mit Armprothese unter die Finalistinnen - wie Gina Rühl 2022.

Die aktuelle "Miss Germany" ist Apameh Schönauer aus Berlin. Sie wurde in der iranischen Hauptstadt Teheran geboren und kam im Alter von sechs Jahren nach Deutschland. Die 39 Jahre alte Architektin sieht sich als Vorbild. Sie setze sich über das Netzwerk Shirzan (Löwenfrau) für benachteiligte und unterdrückte Frauen ein, sagt sie-

Stand: 25.02.2024, 18:37 Uhr