"Blue Punisher": Warnungen vor Ecstasy-Pillen nach Tod einer 13-Jährigen

Stand: 29.06.2023, 11:44 Uhr

Nach dem Konsum der Ecstasy-Pille "Blue Punisher" ist eine 13-Jährige gestorben. Andere Jugendliche liegen noch auf der Intensivstation. Was dahintersteckt.

Von Julian Nothen und Jörn Seidel

Es ist ein kleiner blauer Drops, er hat eine lustige Form mit einem Aufdruck, sieht nach was Süßem aus - und genau das ist er nicht. Er ist weder lustig noch süß, im Gegenteil. "Super Mario", "Nike Dunk" oder "Blue Punisher" - so heißen Ecstasy-Pillen, die in Deutschland auf dem Markt sind. Letztere soll für das traurige Schicksal mehrerer Teenagerinnen verantwortlich sein. Fragen und Antworten.

Ist der Tod zweier Minderjähriger auf "Blue Punisher" zurückzuführen?

Am Montag war eine 13-Jährige aus Altentreptow in Mecklenburg-Vorpommern im Krankenhaus gestorben - mutmaßlich nach der Einnahme von "Blue Punisher". Eine 14- und eine 15-Jährige liegen nach der Einnahme dieser Droge in Neubrandenburg auf der Intensivstation (Stand Mittwochnachmittag).

Außerdem starb am Wochenende eine 15-Jährige im brandenburgischen Rathenow. Offenbar nahm auch sie zuvor Drogen ein. Ob es sich um "Blue Punisher" oder andere Ecstasy-Pillen handelt, teilte die Staatsanwaltschaft bislang nicht mit.

Wie oft wurde "Blue Punisher" in NRW bereits festgestellt?

In den vergangenen Jahren habe das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt (LKA) tausende Ecstasy-Pillen mit dem Prägemotiv "Punisher" sichergestellt, wie die Behörde dem WDR mitteilte. Zu beachten ist dabei allerdings, dass das LKA nicht sämtliche Pillen erfasst, die von der Polizei in NRW sichergestellt werden, und der Wirkstoffgehalt der Pillen stark variiert.

Vom LKA sichergestellte "Punisher"-Pillen Überblick:

  • 2021: 4.246 Ecstasy-Pillen in neun "Sicherstellungsfällen"
  • 2022: 2.761 Ecstasy-Pillen in sechs "Sicherstellungsfällen"
  • 2023: 9 Ecstasy-Pillen in einem "Sicherstellungsfall" (Stand 28.06.2023)

Ist "Blue Punisher" besonders gefährlich?

Grundsätzlich bemerke man, dass Ecstasy-Pillen in den vergangenen Jahren deutlich stärker und gefährlicher geworden seien. Teilweise habe sich der Wirkstoff innerhalb von etwa zehn Jahren vervierfacht, so das LKA.

Der Wirkstoffgehalt variiere allerdings stark. Bei den Ecstasy-Pillen "Blue Punisher" habe man sowohl Varianten mit etwa 50 Milligramm MDMA gefunden als auch solche mit mehr als 200 Milligramm. Diese Schwankungen sind von außen allerdings nicht erkennbar.

Dieses Problem habe man bei allen Ecstasy-Pillen, sagt eine LKA-Sprecherin. Man wisse nicht, was drin ist. Deshalb sei nicht nur "Blue Punisher" so gefährlich.

Das betont auch Angelika Schels-Bernards von der Caritas-Suchtberatung. "Es ist einfach so, dass die Konsument*innen einfach nicht wissen, was sie da bekommen, was sie kaufen", sagt sie dem WDR. "Die genauen Inhaltsstoffe und die Zusammensetzung sind meistens nur denjenigen bekannt, die das hergestellt haben."

Schon der Konsum einer einzigen Tablette könne tödlich enden, so das LKA. Auch deshalb warnt die Polizei ausdrücklich vor allen Ecstasy-Pillen. Präventionsarbeit gibt es in fast jeder Stadt in NRW - auch Angebote in Schulen und der Partyszene. Die Suchtberatung ist kostenlos und kann auch anonym stattfinden.

Hinweis: In einer früheren Version dieses Beitrags hieß es mit Bezug auf eine Antwort des Landeskriminalamts, dass es 2021 4.246 Ecstasy-Sicherstellungsfälle und 2022 2.761 Fälle gegeben habe. Seine Antwort an den WDR hat das LKA mittlerweile korrigiert. Es handele sich nicht um Ecstasy-Sicherstellungsfälle, sondern um die Anzahl der sichergestellten "Punisher"-Pillen.

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