In unserem Live-Ticker berichten wir fortlaufend über die aktuellen Entwicklungen in Lützerath. Die wichtigsten Ereignisse vom Dienstag gibt es hier kurz zusammengefasst.
Kurz vor dem erwarteten Beginn der Räumung des Dorfes Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier hat sich am Dienstag die Stimmung aufgeheizt. Die Polizei räumte Barrikaden von den Zufahrtswegen. Mit einer Hebebühne holte die Polizei außerdem Demonstranten von improvisierten Hochsitzen herunter.
Menschenketten vor Barrikaden
Die Beamten lösten außerdem mehrmals Menschenketten vor Barrikaden auf. Die Männer und Frauen ließen sich einzeln weggetragen. Einige Demonstranten hatten sich in die Erde eingegraben, um ihren Abtransport so schwer wie möglich zu machen. Bei der Auflösung der Sitzblockaden wurden einzelne Demonstranten leicht verletzt.
Die Polizei bemühte sich, die bereits von Demonstranten geräumte Fläche zu sichern. Einzelne Demonstranten versuchten immer wieder, die Absperrungen zu durchbrechen. Die Polizei berichtete von vereinzelten "Widerstandshandlungen". Bis zum Nachmittag habe man aber niemanden in Gewahrsam nehmen müssen.
Grünen-Chef: RWE hat Anrecht auf die Kohle
Grünen-Kochef Omid Nouripour verteidigte indessen die geplante Räumung. Der Streit sei "ausgeurteilt durch alle Instanzen", und der Energiekonzern RWE habe einen Rechtsanspruch auf das Abbaggern der unter Lützerath liegenden Kohle, sagte Nouripour im ZDF-"Morgenmagazin". Dies sei Teil eines Kompromisses, der fünf andere Dörfer im rheinischen Braunkohlerevier bewahre und den Kohleausstieg in Westdeutschland "um acht Jahre vorgezogen" habe.
Die Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer kritisierte diesen Kompromiss im Deutschlandfunk als "problematische Vereinbarung" und "Greenwashing-Deal". Demonstranten protestierten in Düsseldorf gegen den in ihren Augen faulen Kompromiss: Sie schütteten Braunkohle vor das Parteibüro der NRW-Grünen.
Diskussion zwischen Bürgern, Politik und Polizei
Am späten Nachmittag stellten sich bei einer Infoveranstaltung in Erkelenz unter anderem Polizeipräsident Dirk Weinspach sowie Landrat Stephan Pusch der Diskussion mit Bürgern und Demonstranten. Beide verteidigten die geplante Räumung und verwiesen darauf, dass es sich um die Umsetzung einer rechtmäßigen und demokratischen Entscheidung handle.
Polizeipräsident: Räumung könnte bis zu vier Wochen dauern
Polizeipräsident Weinspach hatte sich am Nachmittag im WDR-Interview nicht auf einen bestimmten Räumungstermin festgelegt: Mittwoch sei möglich, aber auch "an den darauffolgenden Tagen". Bei Phoenix betonte er, die Polizei bemühe sich nach wie vor um Deeskalation. Neben sieben verbarrikadierten Häusern, die geräumt werden müssten, gebe es rund 25 Baumhäuser, aus denen Protestierende herausgeholt werden müssten. Für die Räumung werde ein Zeitraum von mindestens vier Wochen veranschlagt.