Schon auf dem Weg nach Lützerath wird deutlich: Es kommen immer mehr Aktivisten aus Nah und Fern zu dem kleinen Weiler, der als Symbol für den Klimakampf geworden ist. In Lützerath leben aktuell rund 500 Aktivisten, die den Weiler besetzen und Aktiv Widerstand gegen RWE leisten wollen. Heute kamen über 1000 Menschen dazu, die bei einem Dorfspaziergang mit Schildern protestiert haben.
Auch Luisa Neubauer von Fridays for Future war vor Ort. Provokative Worte fand bei der Pressekonferenz des Aktivistenbündnisses die Sprecherin von "Extinction Rebellion", Soraya Kutterer: "Wir sind geeint in unserer Entschlossenheit Lützerath zu verteidigen. Jedes Haus, jeden Baum und jeden Meter."
Hunderte Teilnehmer beim Dorfspaziergang
Den Dorfspaziergang organisierte zum wiederholten Mal Michael Zobel, der die Polizisten an der Abbruchkante mit einem Megafon dazu aufrief, sich auf die Seite der Aktivisten zu schlagen. Die Polizei rührte sich nicht. Die Blicke der Anwesenden wanderten zurück auf den großen Platz an der Mahnwache, im hinteren Teil des Weilers. Dort gab es ein Aktionstraining der Aktivisten. Sie übten, wie man eine Sitzblockade macht, sich so verhakt, dass Aktivisten nur schwer aus der Menschenkette herausgezogen werden können.
Seit der Termin bekannt ist, an dem Polizei und RWE Lützerath räumen wollen, kommen immer mehr Klimaaktivisten an die westliche Abbruchkante des Tagebau Garzweiler.
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Auch sogenannte Tripods wurden gezeigt. Die fünf Meter langen Bambusstäbe werden so befestigt, dass ein Aktivist hochklettern kann sich oben einhängen kann und so Widerstand leistet. Würde ein Polizeiwagen den Tripod anfahren, würde die Polizei riskieren, dass der Aktivist fällt und sich verletzt, erklärt ein Sprecher des Aktivistenbündnisses.
Bente Opitz von der Bewegung "Lützerath lebt" sagt: "Wir geben hier eine Anleitung für Straftaten. Wir denken aber, dass diese Maßnahmen für den Klimaschutz legitim sind."
Aktivisten trainieren für den großen Protest
Die Aktivisten wirken organisiert. Zuschauer feiern die Übungen mit großem Interesse und tobendem Applaus. Sie verteilen Flyer mit dem Hashtag #Lützilebt. Sie rufen darin zur Unterstützung auf, Petitionen zu unterschreiben, zu Spenden, Social-Media-Posts zu teilen und Briefe an Gefangene zu schreiben oder in dem Ausweichcamp in Keyenberg zu helfen. Vor allem aber rufen sie dazu auf, am 14. Januar um 12 Uhr zur Demo um Lützerath herum zu erscheinen. Aktuell werden über 11.000 Menschen erwartet.
Es gibt tatsächlich Helfer aus den Umkreisen, sogar von weiter weg: Alexander Ermes und seine zehnjährige Tochter Jonna aus Stolberg fahren im Moment täglich nach Lützerath. Sie sammeln Spenden und bringen den Aktivisten an eine Empfangsstation Lebensmittel, weil die Zufahrten abgesperrt sind. Sie werden dann von Aktivisten mit Sackkarren in den Weiler gebracht. "Ich mache das nach der Arbeit immer. Die ganze Familie ist aktiv." Seine Tochter Jonna strahlt: "Wir haben vor allem Konserven, Kaffee, Zucker, Schokoriegel gebracht und wir haben noch Kekse gebacken."
Unterspülte Abbruchkante
RWE-Security und die Polizei Aachen stehen ein paar Meter vor der Abbruchkante und versuchen zu verhindern, dass die Menschen wiederholt zu nah rangehen. Am Mittag twittert die Polizei, dass akute Lebensgefahr an der Kante besteht, weil es eine Unterspülung gegeben habe. Es befinden sich noch viele Menschen dort.