Die Staatsanwaltschaft Bochum hat den SPD-Lokalpolitiker am Donnerstagmorgen in seiner Wohnung festnehmen lassen. "Dass Herr Wolski verhaftet wurde, war überraschend", so seine Anwältin Arabella Pooth gegenüber dem WDR. Sie hat nun Akteneinsicht beantragt.
Mehrfach Jugendliche für sexuelle Handlungen bezahlt?
Eine Anklage wurde gegen den 41-Jährigen noch nicht erhoben. Doch der Verdacht der Staatsanwaltschaft wiegt schwer: Wolski soll seit 2018 mehrfach Jugendliche getroffen und für sexuelle Handlungen bezahlt haben. Auch zu einem 13-jährigen Kind habe er Kontakt aufgenommen - ein Treffen habe es in diesem Fall aber nicht gegeben, so die Staatsanwaltschaft.
Die Ermittler waren Ende vergangenen Jahres auf Wolski aufmerksam geworden. "Eine 16-Jährige hat sich damals an die Polizei Bochum gewandt", so Oberstaatsanwalt Paul Jansen. Sie habe das langjährige Ratsmitglied über eine Dating-Plattform im Netz kennengelernt. Es sei dann - zusammen mit einer gleichaltrigen Freundin - zu einem Treffen mit Wolski gekommen.
Dort habe er sie für sexuelle Handlungen bezahlt. Welche Handlungen genau, wollte die Staatsanwaltschaft aus Gründen des Jugendschutzes nicht mitteilen. Solche Treffen soll es aber auch mit anderen Jugendlichen gegeben haben - insgesamt nach bisherigen Erkenntnissen wohl drei Mal. Die Taten sollen in Bochum, Dortmund, Lünen und Bönen stattgefunden haben.
Ermittler fanden auch kinderpornografisches Material
Bei einer Durchsuchung im März haben die Ermittler dann bei dem SPD-Mitglied kinder- und jugendpornografisches Material gefunden, so Oberstaatsanwalt Jansen. Dieser Tatvorwurf wiegt noch schwerer. Da Wolski außerdem versucht haben soll, auf Zeugen einzuwirken, sei dann Haftbefehl beantragt worden. Es habe auch Fluchtgefahr bestanden.
Dieser Argumentation folgte der Haftrichter in Bochum. Für eine Untersuchungshaft ist eine hohe Wahrscheinlichkeit nötig, dass die Vorwürfe zutreffen - auch wenn für den Beschuldigten wie immer zunächst die Unschuldsvermutung gilt, solange er nicht verurteilt wurde.
Lünens Bürgermeister zeigt sich betroffen
Auch Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns äußerte sich zu den Ermittlungen und zeigte sich bestürzt. "Der Tatvorwurf macht mich sehr betroffen", so der parteilose Lokalpolitiker. Er hoffe auf einen schnellen Abschluss der Ermittlungen. Er betonte, dass sein Stellvertreter kein Mitarbeiter der Stadt Lünen, sondern ehrenamtlicher Politiker sei.
Die Sozialdemokraten in Lünen haben sich ebenfalls geäußert. Auf der Homepage heißt es: "Wir erwarten, dass Daniel Wolski mit seiner anwaltlichen Vertretung unverzüglich und in vollem Umfang mit den Ermittlungsbehörden kooperiert. Sollten sich die Anschuldigen bestätigen, hat Daniel Wolski nichts mehr in den Reihen der Sozialdemokratie verloren".
Über dieses Thema haben wir am 27.10.2023 auch im Fernsehen in WDR aktuell berichtet.