Pflegekosten explodieren: Lauterbach will Grenze Aktuelle Stunde 12.07.2024 33:32 Min. UT Verfügbar bis 12.07.2026 WDR Von Nicolas Vordonarakis

In NRW muss in Pflegeheimen am meisten zugezahlt werden

Stand: 10.07.2024, 16:12 Uhr

Die Kosten für Pflegebedürftige in Heimen sind weiter gestiegen - das zeigt eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen. Besonders teuer ist es in NRW.

Von Sabine Tenta

Die Pflegeversicherung trägt bei einer Versorgung im Heim nur einen Teil der Kosten. Für Pflegebedürftige kommen neben dem Eigenanteil an den Pflegekosten noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in den Einrichtungen hinzu. Und diese Kosten sind im Vergleich zum Vorjahr weiter gestiegen. Das zeigt eine Datenauswertung des Verbands der Ersatzkassen (VDEK) mit Stand vom 01. Juli 2024.

Demnach liegen diese Kosten, die aus eigener Tasche zu zahlen sind, im bundesweiten Schnitt bei 2.871 Euro - ein Anstieg von 211 Euro im Vergleich zu Mitte 2023. NRW ist im Vergleich der Bundesländer an die Spitze geklettert, hier werden im ersten Jahr der Unterbringung im Schnitt 3.200 Euro fällig.

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Anstieg trotz Entlastungszuschlägen

Seit 2022 gibt es neben den Zahlungen der Pflegekasse auch Entlastungszuschläge. Sie wurden zwar nach einer Reform der Bundesregierung zum 1. Januar 2024 erhöht, reichen aber nicht aus, um die Steigerungen abzufangen. Denn, so der VDEK, die hohen Personalkosten schlagen bei der Zuzahlung ins Kontor.

So seien die Zuzahlungen für die reine Pflege im bundesweiten Schnitt auf 1.426 Euro gestiegen. Im Vorjahr seien es im Vergleichszeitraum 1.295 Euro gewesen. Aber auch Unterkunft und Verpflegung seien teuer geworden, hier sei ein Anstieg im Bundesschnitt von 888 Euro auf 955 Euro zu verzeichnen.

NRW seit Jahren in der Spitzengruppe

Es ist keine Überraschung, dass Nordrhein-Westfalen in der Spitzengruppe der Zuzahlungskosten ist - so ist es seit Jahren, mit jeweils unterschiedlichen Platzierungen. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) betonte immer wieder, dass das Lohnniveau in NRW höher sei und Nordrhein-Westfalen eben auch eine Spitzenposition beim Personaleinsatz und der Fachkräftequote aufweise.

Auch gesetzliche Krankenkassen wie die AOK haben in der Vergangenheit bestätigt, dass die Tarifbindung in NRW im bundesweiten Vergleich besonders hoch sei.

Hohe Kosten für Pflegeplätze WDR 5 Westblick - aktuell 10.07.2024 04:17 Min. Verfügbar bis 10.07.2025 WDR 5

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VDEK sieht Länder in der Verantwortung

Die Chefin des Ersatzkassenverbands, Ulrike Elsner, sagte mit Blick auf die weiter steigende Eigenbeteiligung, wenn die Länder einen Posten der Zuzahlungen, nämlich die Investitionskosten, übernehmen würden, führte das zu einer spürbaren Entlastung von durchschnittlich 490 Euro pro Monat. Das ist die Zahl für den Bundesdurchschnitt. In NRW schlagen die Investitionskosten mit 605 Euro zu buche.

Dazu teilt das NRW-Gesundheitsministerium mit, dass NRW neben Schleswig-Holstein das einzige Bundesland sei, "in dem bedeutende Teile der Investitionskosten über eine eigene soziale Sicherungsleistung, dem Pflegewohngeld, durch die Kommunen übernommen werden". Im Jahr 2023 seien so Bewohnende in vollstationären Einrichtungen der Dauerpflege um rund 536 Millionen Euro entlastet worden.

Hoffnung auf die Reform der Bundesregierung

Nach Ansicht des NRW-Gesundheitsministeriums ist zur Entlastung der Betroffenen in der stationären Pflege eine durchgreifende Pflegereform auf Bundesebene nötig.

Und diese Pflegereform wird gerade von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorbereitet. Er will im Herbst ein Konzept für eine umfassende Reform vorlegen, die auch Finanzierungsfragen umfasst.