Fast jede zehnte Schulleiterstelle in NRW nicht besetzt

Stand: 04.08.2023, 10:15 Uhr

Zum Schulstart am kommenden Montag hat NRW-Schulministerin Feller am Freitag ihre Pläne für das neue Schuljahr vorgestellt. Zuvor hat die SPD-Opposition ihr schon ein schlechtes Zeugnis in Aussicht gestellt.

Von Rainer Striewski

Nach sechs langen Wochen Sommerferien werden am Montag tausende Schülerinnen und Schüler in NRW vermutlich recht entspannt in das neue Schuljahr starten. Aber wie sieht's mit den Lehrkräften aus? Gibt es überhaupt genügend? Und wie sind die Schulen aufs neue Schuljahr vorbereitet? Am Freitagvormittag hat NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) in Düsseldorf ihre Erwartungen an und Pläne für das neue Schuljahr vorgestellt.

Die SPD-Opposition im Düsseldorfer Landtag sieht den Start allerdings schon jetzt als misslungen an. Sie befürchtet im kommenden Schuljahr fehlende Lehrkräfte, überforderte Erstklässler und warnt vor einem Investitionsstau an den Schulen im Land. "NRW steckt tief in der Bildungskatastrophe", so das Fazit von Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion.

Zu wenig Schulleitungen in NRW

Um ihre düstere Prognose zu unterstreichen, legte Engin Anfang der Woche aktuelle Zahlen vor. So ist derzeit fast jede zehnte Schulleiterstelle in NRW unbesetzt. Das geht aus einer Antwort von NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) auf eine SPD-Anfrage hervor. Anfang Juli 2023 lag die Besetzungsquote über alle Schulformen hinweg bei 91,94 Prozent. In den Vorjahren waren die Zahlen ähnlich. Die beste Besetzungsquote aller regulären Schulformen hatte mit zuletzt gut 96 Prozent das Gymnasium.

Auch bei den stellvertretenden Schulleiter-Posten gebe es seit Jahren keinen Durchbruch, erklärte Dilek Engin. Hier lag die Besetzungsquote Anfang Juli 2023 nur bei rund 82 Prozent - und damit auch hier ähnlich hoch wie in den Vorjahren.

SPD kritisiert Umgang mit Lehrkräften

Die SPD kritisierte zudem das so genannte "Handlungskonzept Unterrichtsversorgung" von Ministerin Feller. Dieses sieht unter anderem Änderungen bei den Teilzeitregelungen vor. Das verkenne jedoch die Belastungssituation von Lehrkräften, so die SPD: "Das Schulministerium vertreibt damit wichtiges Personal aus dem System Schule." Zum 1. Juni 2023 waren nach Angaben des Schulministeriums gut 6.700 Stellen unbesetzt.

Zur Bekämpfung des akuten Lehrermangels vor allem in einzelnen Fächern forderte Dilek Engin zudem, auch Ein-Fach-Lehrkräfte zuzulassen. Darüber hinaus mangele es an Weiterbildungsmöglichkeiten für Seiteneinsteiger.

Kommunen müssen Ganztagsbetreuung stemmen

Bei der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung, der ab 2026 in den Grundschulen gelten soll, sieht die SPD weitere Probleme auf die Kommunen zukommen. "Die Kommunen wissen nicht, wie sie das stemmen sollen", kritisierte Dilek Engin. Ihnen laufe die Zeit davon, die Schulgebäude ganztagstauglich zu erweitern und das benötigte Personal zu gewinnen.

Auch eine WDR-Umfrage hatte vergangenes Jahr ergeben, dass je nach Kommune noch viele Plätze in den Offenen Ganztagsgrundschulen (OGS) fehlen:

Schulministerium: "Lehrkräftemangel größtes Problem"

"Das größte Problem, mit dem die Schulen konfrontiert sind, ist fraglos der Lehrkräftemangel, dessen Ursachen schon viele Jahre zurückliegen", erklärte dazu ein Sprecher des Schulministeriums auf WDR-Anfrage. Das von Dorothee Feller vorgelegte Handlungskonzept zur Unterrichtsversorgung werde "im neuen Schuljahr seine Wirkung entfalten", so der Sprecher weiter.