An 415 Schulen in Nordrhein-Westfalen ist die Position der Schulleitung nicht besetzt - das sind knapp neun Prozent aller öffentlichen Schulen. Diese Zahlen aus dem NRW-Schulministerium liegen dem WDR vor. Besonders betroffen sind demnach weiterhin die Grundschulen.
Mehr Zeit für Leitungsaufgaben
Das Schulministerium sagt, dass es viel tue, um Leute für den Job der Schulleitung zu gewinnen. Man müsse zum Beispiel weniger unterrichten, um mehr Zeit für die Aufgaben der Leitung zu haben. Außerdem würden seit Jahren Stellen für sogenannte Schulverwaltungsassistenten geschaffen, die die Leitungen entlasten sollen, indem sie viel Verwaltungsarbeit übernehmen.
Trotzdem bewerben sich offenbar zu wenig Lehrerinnen und Lehrer auf den Job als Schulleitung. Das führt dazu, dass es an den Schulen zwar keine offizielle Leitung gibt. Die Aufgaben müssen aber trotzdem gemacht werden. Dies müssen dann andere Lehrerinnen und Lehrer der Schule kommissarisch erledigen.
Schulen müssen alles selbst machen
Die Schulaufsicht habe in den vergangenen 20 Jahren viel zu viele Aufgaben an die Schulen und damit die Schulleitungen abgegeben, sagt Harald Willert von der Schulleitungsvereinigung NRW. Egal, ob es um die Integration von geflüchteten Kindern, die Suchtprophylaxe oder die Umsetzung von Corona-Schutzverordnungen geht - alles müssten die Schulen selbst machen.
Außerdem müssten Schulleitungen inzwischen auch die Kollegen bewerten, wenn es zum Beispiel um Beförderungen geht. Das wolle niemand freiwillig machen, sagt Willert.
Besoldung für Schulleitungen wurde angehoben
Vor einigen Jahren ist das Problem der fehlenden Leitungen an den Schulen allerdings noch deutlich größer gewesen. 2018 waren noch mehr als 700 Rektorenstellen in NRW unbesetzt gewesen, also etwa 14 Prozent.
Damals hatte die schwarz-gelbe Landesregierung die Besoldung besonders für Grundschulleiterinnen- und leiter deutlich angehoben. Im Jahr 2019, also vor der Corona-Pandemie, waren dann nur noch 457 Schulleiterposten in NRW unbesetzt, etwas mehr als in diesem Jahr.
Auch tausende Lehrerinnen und Lehrer fehlen
Den Schulen in NRW fehlen nicht nur die Leitungen, auch Lehrerinnen und Lehrer gibt es viel zu wenig. Über 8.000 Stellen waren Anfang Dezember 2022 unbesetzt. Vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern, Kunst und Musik fehlt Personal.
Wieviel Unterricht dadurch ausfällt, ist unklar. Eine Statistik des Ministeriums dazu wurde zum Beginn der Coronapandemie im Frühjahr 2020 ausgesetzt, um die Schulen zu entlasten. Im nächsten Schuljahr 2023/24 sollen die Zahlen wieder erfasst werden.