Auswirkungen des Klimawandels auf NRW

Stand: 19.08.2024, 16:48 Uhr

Mehr Hitzewellen, Dürre und Starkregen. Und das im Wechsel. So wird sich laut Wissenschaftlern der Klimawandel auf NRW auswirken.

Von Rainer Striewski

Der Titel klingt recht unspektakulär: "Fachbericht 157" heißt die neueste Publikation des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV). Doch der Inhalt hat es in sich - und betrifft jeden Menschen in NRW, über Generationen hinweg.

Denn der Bericht zeigt auf, welche Folgen die globale Klimaerwärmung nach Berechnungen der Wissenschaft für NRW haben wird - oder eher: wahrscheinlich haben könnte. Die Wissenschaftler erwarten mehr Hitzewellen sowie Dürre und Starkregen im Wechsel.

Verschiedene Szenarien für NRW durchgerechnet

Temperatur in NRW wird so oder so steigen | Bildquelle: dpa

Der Bericht beschreibt mögliche Entwicklungen anhand von unterschiedlichen Klimaszenarien. Beim "Klimaschutz-Szenario" etwa gehen die Wissenschaftler davon aus, dass alle Ziele des Pariser Klimaschutz-Abkommens rechtzeitig verwirklicht würden. Dann rechnen die Wissenschaftler mit einer globalen Erderwärmung bis Ende des Jahrhunderts von nur 0,9 bis 2,3 Grad. Das hört sich gut an, allerdings halten sie dieses Szenario auch für am unwahrscheinlichsten.

LANUV: Am schlimmsten Szenario orientieren

Beim schon eher möglichen "Moderaten Szenario" rechnen die Wissenschaftler noch mit einer Erwärmung von ungefähr 2,4 Grad. Am schlimmsten bzw. wärmsten wird's allerdings beim dritten Szenario, dem "Weiter-wie-bisher-Szenario". Das beschreibt, wie sich die Erwärmung entwickeln würde, wenn die Menschheit weiter so viel CO2 in die Athmosphäre pustet wie im Moment. Und an diesem Szenario sollten sich allein aus Vorsorgegesichtspunkten alle Akteure orientieren, betonte LANUV-Präsidentin Elke Reichert am Montag bei der Vorstellung des Berichts.

LANUV-Bericht zum Klimawandel vorgestellt | Bildquelle: dpa / WDR / Marcel Kusch

"Wenn keine weiteren Anstrengungen unternommen werden, erwarten wir nach jetzigem Stand einen globalen Anstieg um etwa drei Grad bis zum Ende des Jahrhunderts gegenüber vorindustrieller Zeit", führte Reichert aus. Und das habe Konsequenzen: "Wir beobachten und erleben immer mehr Wetterextreme, die eine Folge des Klimawandels sind. Dazu gehören zum Beispiel mehr Starkregenereignisse einerseits und Hitze- oder Dürreperioden andererseits", so die LANUV-Präsidentin.

Was bedeutet das für die Regionen NRWs?

Die Auswirkungen sind laut LANUV in den verschiedenen Regionen NRWs ganz unterschiedlich. Grundsätzlich wird's im Land - wie bislang auch - immer wärmer. Seit 1881 hat sich nach Angaben des LANUV die mittlere jährliche Lufttemperatur in NRW bereits von 8,4 Grad auf 10 Grad erhöht.

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Und die Entwicklung geht weiter: In allen drei beschriebenen Szenarien wird sich die Lufttemperatur bis Ende des Jahrhunderts in NRW weiter erhöhen - bestenfalls um nur 0,1 Grad im "Klimaschutz"-Szenario bis zu 3,7 Grad im schlimmsten "Weiter-wie-bisher"-Szenario:

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Bereits heute zählen die dicht besiedelten Gebiete entlang von Rhein und Ruhr zu den wärmsten Regionen Deutschlands. Und hier würde nach Berechnungen der Wissenschaftler auch der Temperaturanstieg am deutlichsten ausfallen.

Im schlimmsten "Weiter-wie-bisher"-Szenario erwartet das LANUV zum Ende des Jahrhunderts durchschnittlich 28 heiße Tage mit Temperaturen über 30 Grad pro Jahr in NRW. Zum Vergleich: In der Periode 1991 bis 2020 waren's laut LANUV nur acht Tage pro Jahr. Tropennächte mit mehr als 20 Grad Celsius, die bislang nur alle ein bis zwei Jahre auftraten, dürften sich demnach auch vervielfachen und mehrmals im Jahr auftreten.

In den Mittelgebirgsregionen rechnen die Wissenschaftler mit mehr Starkregenereignissen. Hier werde die Gefahr von Sturzfluten sowie Bodenerosionen bis hin zu abrutschenden Hängen steigen, so das LANUV. Die Projektionen zeigen zwar keine wesentliche Änderung der Menge der Jahresniederschläge, jedoch werden Sommerniederschläge eher abnehmen und Winterniederschläge eher zunehmen.

Und im Münsterland und in Ostwestfalen-Lippe bestehe bei längeren Trockenperioden vor allem die Gefahr, dass es Einschränkungen bei der Wasserversorgung geben könnte, so die Wissenschaftler. Auch die Waldbrandgefahr werde in NRW mit Ausnahme der Mittelgebirge flächendeckend deutlich zunehmen.

Viele Maßnahmen erforderlich

Besonders beim Städtebau, in der Landwirtschaft und im Waldbau wären deshalb Anpassungsmaßnahmen erforderlich, so das LANUV. Dazu gehöre etwa der Hochwasserschutz sowie die Anpassung von Gebäuden und Grünflächen an die veränderten klimatischen Bedingungen. "Die Aufgabe der nächsten Jahre wird sein, den neuesten Erkenntnissen Taten folgen zu lassen und Maßnahmen in die Umsetzung zu bringen", betont LANUV-Präsidentin Reichert.

Über dieses Thema berichten wir am Montag unter anderem in der Sendung Westblick auf WDR 5.

Unsere Quellen:

  • Pressekonferenz LANUV NRW
  • Klimaatlas NRW