Die Schulen in NRW sollen in Zukunft selbst entscheiden dürfen, ob sie angesichts hoher Infektionszahlen weiter in Präsenz unterrichten oder in den Distanzunterricht wechseln. Schulminister Dorothee Feller (CDU) hatte dies schon angekündigt. Der Verordnungsentwurf dazu liegt dem WDR jetzt vor.
Demnach sollen die Schulleitungen entscheiden, und zwar je nach Lage vor Ort. Der Unterricht vor Ort bleibt die Regel. Aber sollte es etwa zu viele Corona-Infektionen im Kollegium geben oder einen Großausbruch in der Stadt, dann soll einfach auf Distanzunterricht umgestellt werden dürfen.
Schulen bekommen mehr Eigenverantwortung
Schulministerin Feller sagte im WDR-Interview, dass die Verordnung Rechtssicherheit schaffen soll, "damit der Distanzunterricht auch gleichwertig ist mit Präsenzunterricht".
Dieses Vorgehen würde sich deutlich von der Praxis der vergangenen zweieinhalb Jahre unterscheiden. Unter Führung der FDP hatte das Schulministerium wiederholt einzelnen Schulen untersagt, in den Distanzunterricht zu wechseln - trotz hoher Ansteckungszahlen.
"Was fehlt, ist ein Handlungsrahmen"
Kritik kommt von der SPD. Deren schulpolitischer Sprecher im Landtag, Jochen Ott, sagte, es sei zwar richtig, den Schulen mehr zu vertrauen: "Was uns aber fehlt ist ein Handlungsrahmen. Also ab wann darf man denn was machen." Fehle der, dann werde die Verantwortung von der Schulministerin auf die Schulen abgewälzt.
Klarere Vorgaben fordert auch die Lehrkräfte-Gewerkschaft GEW. Deren NRW-Vize-Vorsitzender Stephan Osterhage-Klingler befürchtet sonst, dass Schulleitungen zu häufig auf Distanzunterricht umstellen werden: "Wir fordern, ganz klar deutlich zu machen, dass der Präsenzunterricht, wenn es irgendwie möglich ist, aufrecht erhalten werden muss." Das Lernen zu Hause habe für sehr viele Schüler einfach zu große Nachteile.
"Schulen sagen, das ist der richtige Weg"
Ministerin Feller zeigt sich offen für Korrekturen - falls die Schulen das wünschen. Die Bezirksregierungen würden die Schulen eng begleiten, etwa mit regelmäßigen Schulleitungsbesprechungen, um Probleme zu erkennen. Dann könnte auch die Verordnung zum Distanzunterricht angepasst werden. "Ich habe aber in den letzten Wochen einige Schulen selbst besucht, die gesagt haben, das ist der richtige Weg", sagte Feller.
"Homeschooling" soll auch nicht nur wegen Corona möglich sein. Auch in anderen Ausnahmesituationen sollen die Schulleitungen selbständig entscheiden, etwa bei Naturkatastrophen wie einer Flut. Über die Verordnung beraten gerade die Schulverbände. Noch vor den Herbstferien soll sie in Kraft treten.