Zwei Jahre lang konnten junge Menschen in Deutschland wegen Corona keine Live-Kultur erleben. Und auch die Kulturbranche hat die Pandemie hart getroffen. Um sowohl junge Menschen als auch die Kultur zu unterstützen, hat die Bundesregierung nach dem Vorbild anderer europäischer Länder in Deutschland den Kulturpass eingeführt. Damit bekommen junge Leute, die in diesem Jahr 18 werden oder geworden sind, ein Guthaben von 200 Euro geschenkt - einlösbar für Konzert-, Festival- oder Kinokarten, aber auch Comics, Bücher und Tickets fürs Museum.
Wer bekommt wie den Pass?
Junge Menschen, die in diesem Jahr 18 Jahre alt sind beziehungsweise im Jahr 2005 geboren sind, können von heute um 13.30 Uhr an den Kulturpass über eine App bestellen. Um die App nutzen zu können, müssen sie sich über die Online-Ausweis-Funktion des Personalausweises identifizieren. Für EU-Bürger geht das über die eID-Karte und für Nicht-EU-Bürger über den elektronischen Aufenthaltstitel. Nach der Registrierung erhalten sie das virtuelle Budget von 200 Euro.
Wofür können sie das Geld ausgeben?
Bundesweit gibt es mehr als 1,6 Millionen Angebote von fast 5.000 Anbietern, sagt Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Darunter sind Konzerte und Theatervorstellungen, Museen und Parks. Aber auch Bücher, Tonträger oder Musikinstrumente können von dem Guthaben gekauft werden. Allein 14.000 Museen, Kinos und Buchhandlungen sind dabei.
Was gibt's nicht?
Ausgeschlossen vom Kulturpass sind große Online-Versandhändler wie Amazon, Streamingdienste wie Netflix oder Musikplattformen wie Spotify.
Bis wann ist der Pass gültig?
Bis Ende 2024. Nach einem halben Jahr, also Ende 2023, soll eine erste Bilanz gezogen werden. Ist das Programm erfolgreich, soll es fortgesetzt und erweitert werden, sagt Kulturstaatsministerin Roth.
Was ist, wenn ich für den Kulturpass haben will, aber kein Handy oder keine App nutzen möchte?
Die Inhalte des Kulturpasses sind auch über www.kulturpass.de zugänglich. Das Freischalten des Budgets kann dort auch über das Smartphone einer anderen Person erfolgen.
Warum ist das Projekt für 18 Jährige - und nicht für Jüngere oder Ältere?
Bei der Festlegung der Altersgruppe dienten Programme anderer europäischer Mitgliedstaaten zur Orientierung, insbesondere dem französischen pass Culture. Der ist auch mit 18-Jährigen gestartet. Aber auch Programme in Italien und Spanien richten sich an die Altersgruppe der 18-Jährigen.
Was ist mit denen, die erst 2024 18 Jahre alt werden?
Der Kulturpass startet erst mal als Pilotprojekt für alle, die 2005 geboren wurden und 2023 18 Jahre alt werden. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass das Projekt danach weiterläuft und dann auch 2006 Geborene profitieren.
Wer bezahlt das alles?
Die mit 100 Millionen Euro ausgestattete Förderung kommt vom Bund und reicht zunächst für rund 60 Prozent der 18-Jährigen. Eine entsprechende Nutzung wäre für Roth nach ihren Worten ein Erfolg. Sollte der Zuspruch größer sein, will der Bund Mittel nachschießen. Unterstützt wird Roth dabei von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP).
Woher kommt die Idee?
Vorbild des Angebotes ist unter anderem Frankreich, wo es bereits seit längerem einen Kulturpass gibt. Dort hatte er etwa bei Kinos für eine deutlich stärkere Nachfrage gesorgt.