Die Grippewelle ist da - früher als sonst und mit ziemlich viel Macht rollt sie durch Familien, Büros und die Schulen. Das Robert Koch-Institut (RKI) registriert derzeit sowohl einen Anstieg der Erkrankungen als auch der Arztbesuche.
1,3 Millionen Menschen suchten in der vergangenen Woche einen Arzt wegen einer Atemwegserkrankung auf. Dieser Wert ist wesentlich höher als in der Pandemie und liegt sogar über den Zahlen aus der vorpandemischen Zeit.
Warum ist die Grippewelle 2022 so stark?
Mediziner gehen davon aus, dass Kontaktbeschränkungen, fehlende Großveranstaltungen, Home Office und die allgemeine Maskenpflicht den Ausbruch einer Grippewelle während der Pandemie verhindert haben.
Laut RKI könne es durchaus sein, dass ein erhöhter Anteil der Bevölkerung nun anfällig sei für die Erreger. Andere Fachleute sprachen von "Nachholeffekten". Wer länger keine echte Grippe hatte, könnte nun wieder "fällig" sein.
Wann muss mein Kind zuhause bleiben?
Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie geht davon aus, dass nach den grippearmen Wintern mehr Kinder als üblich ohne Immunschutz sind - sie hätten ihre ersten Grippeinfektionen verpasst. Dies scheint sich nun zu bestätigen, viele Kinder sind erkrankt.
Wann aber sollten Eltern mit ihrem Kind einen Arzt aufsuchen? Und wann genügt es, dass sich das Kind zuhause auskuriert? Dr. Axel Gerschlauer, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, sagt im Gespräch mit dem WDR, die Eltern sollten sich vom Allgemeinzustand ihrer Kinder leiten lassen.
"Fieber an sich ist nicht schlimm. Viren hassen Fieber, Bakterien hassen Fieber, aber die weißen Blutkörperchen lieben das Fieber", so der Mediziner. Mit anderen Worten: Nicht bei einer bestimmten Temperatur zum Arzt gehen. "Die Kinder sind der Chef, nicht das Thermometer", wie Gerschlauer es formuliert. Dies, so betont der Arzt, gelte aber nicht für Säuglinge. Da sei Fieber ein durchaus ernst zu nehmendes Problem, da das Immunsystem noch nicht ausgebildet sei.
Mit Arzt eine Woche, ohne Arzt sieben Tage
Die meisten Kinder und Jugendlichen litten für gewöhnlich unter ganz normalen Virusinfektionen. "Da gilt der alte Satz: Die Infektion dauert mit Arzt eine Woche und ohne Arzt sieben Tage." Der Kinderarzt berichtet, dass die Arztpraxen derzeit übervoll seien. Und das sei meist unnötig: "Abwarten und Tee trinken. Dieser Spruch kommt genau da her." Wichtig ist also: Viel trinken und Ruhe halten.
Gerschlauer rät allerdings, die Kinder nicht zu früh wieder in die Schule zu schicken. "Das ist ein Fehler. Wenn es den Kindern 24 Stunden wieder gut geht, können sie wieder in Schule oder Kita gehen." Sie müssten dabei nicht symptomfrei sein, sie sollten sich aber gut fühlen.
"Das soziale Leben ist viel wichtiger, das haben wir in der Pandemie gesehen. Lieber also einen Schnupfen mehr als Isolation", so der Arzt.
Wie verhindere ich, dass mein Kind sich ansteckt?
Kinder schützen sich selbst und andere nicht so gut wie Erwachsene. Sie stecken die Köpfe zusammen, spielen, haben engen Kontakt. Da ist eine Ansteckung schnell passiert. Meist haben junge Menschen ja auch viel leichtere Krankheitsverläufe als Erwachsene.
Um Ansteckungen weniger wahrscheinlich zu machen, können aber auch die Eltern einiges tun. Ernährung und Schlaf spielen dabei eine große Rolle. Kinder sollten viel trinken und ausreichend schlafen. "Es ist eigentlich fast egal, was sie trinken, Hauptsache viel", so Gerschlauer. Dazu immer genügend Vitamine in Form von Obst und Gemüse zu sich nehmen.
Auch das Erinnern an häufiges Händewaschen hilft bei der Infektionsvermeidung. Maske tragen und den Temperaturen angemessene Kleidung kann Infektionen vorbeugen.
Was gehört in eine Hausapotheke?
Mittlerweile zählen auch FFP2-Masken und Desinfektionssprays zu einer guten Hausapotheke. Ein Fieberthermometer und Schmerzmittel dürfen ebensowenig fehlen wie schleimlösende Präparate gegen Husten.
Bei Halsschmerzen hilft Salbei- oder anderer Kräutertee. Lutschtabletten mögen Kinder meist lieber als Tee. Und ein Nasenspray sollte ebenfalls in der Hausapotheke nicht fehlen.