Wärmeplanung: Bundesregierung bringt Gesetz ein Aktuelle Stunde 13.10.2023 UT Verfügbar bis 13.10.2025 WDR Von Gereon Helmes

Für wen Fernwärme sinnvoll ist und was die Nachteile sind

Stand: 13.10.2023, 16:35 Uhr

Kommunen sollen bald Pläne aufstellen, wie sie sich die Wärmeversorgung in Zukunft vorstellen. Dabei soll die Fernwärme eine größere Rolle spielen. Doch was ist dabei zu beachten? Fragen und Antworten.

Von Ute Schyns

Heizen mit Fernwärme gilt als komfortabel und umweltschonend. Deswegen soll sie nach Plänen der Bundesregierung ausgebaut werden. Allerdings gilt das nur unter bestimmten Voraussetzungen. Wir erklären die Vor- und die Nachteile.

Was ist der Vorteil von Fernwärme?

Aus Sicht von Hausbesitzern und Eigentümerinnen hat Fernwärme den Vorteil, dass die Wärme nicht im Haus selbst erzeugt werden muss. Das heißt: Es ist kein Heizkessel nötig und keine neue Heizungsanlage. Die Wärme wird von zentraler Stelle ins Haus geliefert. Hausbesitzer müssen also nicht in eine teure Wärmepumpe oder Pelletheizung investieren. Mit dem Anschluss an ein Fernwärmenetz gilt in der Regel auch die Vorgabe aus dem Heizungsgesetz als erfüllt.  

Wie gelangt die Wärme zu mir ins Haus?

Die Wärme wird vom einem zentralen Heizkraftwerk erzeugt, das für ein bestimmtes Gebiet zuständig ist. Von dort wird die Wärme über ein Rohrsystem ins Haus geleitet. In der Praxis fließt warmes Wasser über Leitungen ins Gebäude und gibt die Wärme dort ab. Das abgekühlte Wasser fließt anschließend zurück ins Heizkraftwerk und wird dort wieder aufgewärmt.

Wie klimafreundlich ist Fernwärme?

Fernwärme gilt als klimafreundlich, weil sie oft in Kraftwerken erzeugt wird, die sowohl Strom als auch Wärme erzeugen. Dadurch ist die Energieausbeute relativ hoch. Außerdem nutzt Fernwärme auch Abwärme aus Industrieprozessen, wie zum Beispiel der Müllverbrennung – also bereits vorhandene Wärme. Stand heute ist es aber so, dass der Großteil der Fernwärme noch mit Kraftwerken erzeugt wird, die mit fossilen Energien wie Gas und Kohle betrieben werden.

Nach dem neuen Gesetzentwurf für die kommunale Wärmeplanung und Dekarbonisieren der Netze sollen Energieversorger und Netzbetreiber den CO2-Anteil in den Wärmenetzen schrittweise reduzieren und auf regenerative Energieträger umsteigen.

Wie teuer ist Fernwärme?

Fernwärme-Rohre der RheinEnergie AG in Köln laufen durch Grünflächen in das Fernwärmesystem der Stadt. | Bildquelle: dpa/Thomas Banneyer

Für den Anschluss an ein Fernwärmenetz liegen die einmaligen Umstellungskosten für kleinere Häuser nach Angaben der Verbraucherzentrale NRW bei 8.000-15.000 Euro. Denn für den Anschluss müssen Leitungen von der Straße zum Gebäude verlegt werden. Der Anschluss an ein Wärmenetz wird vom Staat gefördert.

Die Fernwärmepreise können je nach Region und Stadtgebiet sehr unterschiedlich sein. Ähnlich wie beim Gas setzt sich der Fernwärmepreis aus einem Arbeitspreis in Cent pro Kilowattstunde und einem Grundpreis zusammen. Nach Auswertungen des Beratungsportals CO2online lagen die Heizkosten bei Fernwärme für einen Durchschnittshaushalt mit einer 70-Quadratmeter-Wohnung im Jahr 2022 im Schnitt bei 1.115 Euro. Zum Vergleich: Für Gas hatte ein Durchschnittshaushalt 1.310 Euro bezahlt.

Was sind die Nachteile von Fernwärme?

Der Nachteil von Fernwärme ist in der Regel, dass der Wettbewerb fehlt. Denn bisher sind Fernwärme-Netze Monopole. Das heißt: In einem bestimmten Gebiet gibt es auch nur einen Anbieter. Das bedeutet: Wer sich für Fernwärme entscheidet, ist oft über viele Jahre an den Vertrag gebunden und kann den Anbieter nicht wechseln. Verbraucherschützer kritisieren zudem einige Anbieter wegen hoher und intransparenter Preise. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen fordert deshalb, dass der Fernwärme-Markt reformiert wird.

Sind Wärmenetze nur in Städten eine Lösung?

Fernwärme ist eher eine Lösung für dichter bebaute Gebiete - aber nicht nur. Das beweisen zum Beispiel die über 150 sogenannten Bioenergie-Dörfer, von denen es auch einige in NRW gibt. Die Bioenergie-Dörfer sind in der Lage, Strom und Wärme mit regenerativen Energien größtenteils selbst zu erzeugen. Dazu nutzen sie teilweise auch Biogasanlagen, in denen Gülle, Mist und Pflanzenreste vergoren werden. Das zeigt: Wärmenetze können auch fürs Land eine Lösung sein.

Welche Rolle könnte Fernwärme insgesamt spielen?


Die Fernwärme-Branche selbst geht davon aus, dass perspektivisch etwa rund 40 Prozent der Gebäude in Deutschland an Wärmenetze angeschlossen werden könnten. Doch im ersten Schritt müssen jetzt die Kommunen zusammen mit Energieversorgern und Netzbetreibern Pläne aufzustellen, wie sie sich die Wärmeversorgung in ihrer Region vorstellen und welche Straßen an Wärmenetze angeschlossen werden können und welche nicht.