Die fetten Jahre sind vorbei: Steckt die Jugend im Dauerkrisenmodus?

Stand: 21.11.2022, 16:10 Uhr

Klimawandel, Krieg, Inflation: Junge Menschen machen sich derzeit viele Sorgen. Ihr Gefühl dabei: Die Wohlstandsjahre sind vorbei. Das sagen zumindest Forscher.

Sind die Wohlstandsjahre in Deutschland vorbei, in denen es jeder Generation besser ging als der zuvor? Zumindest herrscht dieses Gefühl laut den Jugendforschern Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann derzeit bei vielen jungen Menschen vor. Unter dem Titel "Jugend in Deutschland" stellten die beiden am Mittag eine entsprechende Arbeit vor.

Die aktuell junge Generation sei noch mit dem "Wohlstandsversprechen" ihrer Eltern aufgewachsen, müsse aber einsehen, dass sie womöglich die erste ist, für die es nicht so weitergeht wie bei den vorherigen Generationen, sagte Schnetzer in einer Pressekonferenz. Lebensqualität, wirtschaftliche Lage, gesellschaftlicher Zusammenhalt und die politischen Verhältnisse würden laut einer aktuellen Befragung deutlich schlechter empfunden als noch vor sechs Monaten.

Schulden und Verzicht sind große Themen bei jungen Menschen

Viele der Befragten machten sich Gedanken um ihre Ersparnisse und bewerteten die aktuelle Inflation als großen Anlass zur Sorge. Auch Schulden sind ein Thema. Eine direkte Folge: Viele versuchen, ihren Energieverbrauch zu reduzieren - etwa durch kalt duschen oder weniger heizen. Zudem steige der Verzicht auf Markenprodukte und der Kauf reduzierter Waren.

Schon 16-Jährige klagen: "Alles wird teurer"

Auch Jugendliche wie die 16-jährige Joyce aus Gelsenkirchen spüren die Folgen der Preissteigerungen: "Mich belastet es, dass alles teurer wird", sagte sie dem WDR. "Früher gab es bei uns öfter Fleisch, heute essen wir mehr Gemüse oder Nudeln."

Für "Jugend in Deutschland" wurden im Oktober 1.027 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 29 Jahren online befragt. Der Psychologe Rüdiger Maas vom privaten Institut für Generationengerechtigkeit kritisierte im WDR, man müsse die Studie "mit Vorsicht genießen". 14- und 29-Jährige hätten ganz unterschiedliche "Erlebnishorizonte", die Ergebnisse seien hier schwer vergleichbar und wenig aussagekräftig.

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