Seit Beginn des Krieges in der Ukraine kannten die Lebensmittelpreise nur einen Weg: Den nach oben. Durch die stark gestiegenen Energierpreise und die Unsicherheit auf dem weltweiten Getreidemarkt verteuerten sich unsere Nahrungsmittel extrem.
Nun aber ist die Inflationsrate auf dem Rückzug: Sie ist im März - verglichen mit dem Vorjahresmonat - bei 2,2 Prozent angekommen. Damit ist das 2-Prozent-Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) wieder in Reichweite. Das würde Spielraum für Zinssenkungen bedeuten, was wiederum ist ein gutes Zeichen für die Konjunktur wäre.
Eine positive Nachricht kommt nun auch aus unseren Supermärkten: Denn unsere Lebensmittel haben sich zum ersten Mal seit Februar 2015 wieder verbilligt. Für Nahrungsmittel zahlten Verbraucherinnen und Verbraucher im März 0,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Viele Faktoren bestimmen den Lebensmittelpreis
Dürfen wir also nun wieder mit Lebensmittelpreisen wie vor dem Ukrainekrieg rechnen? "Das hängt mit vielen Faktoren zusammen", sagt Oliver Numrich vom Bundesverband der Deutschen Ernährungsindustrie im Gespräch mit dem WDR: "Es gibt da noch die Lohnkosten, die Rohstoffe, die Logistik." So wurde die Lkw-Maut wegen eines CO2-Aufschlags teurer, die Kosten für Dünge- und Futtermittel sind nach wie vor höher als in der Vergangenheit. Nicht zuletzt sind laut Verbraucherzentrale längst nicht mehr alle Preissteigerungen nachvollziehbar. Es sei unklar, inwiefern sie allein auf höheren Herstellungskosten basierten.
"Viele Versorger haben auch noch ihre Lager gefüllt mit Waren, die sie noch über teurere Verträge eingekauft haben", sagt Numrich. Die Laufzeiten der Verträge seien mitunter langfristig und diese Waren müssten jetzt noch zu höheren Preisen auf den Markt gehen.
Blick in die Zukunft nicht ganz einfach
"Wir können nicht voraussehen, wie sich die Preise entwickeln. Wir können nur die Faktoren in den Blick nehmen, wir schauen da auf die generelle Entwicklung", so der Experte. Gerade bei der Entwicklung der Rohstoffpreise könne man kaum in die Zukunft blicken. Das bestätigt auch der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH). "Wie sich die Preise für Nahrungsmittel weiter entwickeln werden, hängt von vielen Faktoren ab und ist für uns nicht prognostizierbar. Zu den Faktoren zählen beispielsweise die Entwicklung der Preise für Energie sowie für Agrargüter, die europäisch bis global gehandelt werden und je nach Angebotssituation und Nachfrage Schwankungen unterliegen", teilte der Verband dem WDR auf Anfrage mit.
Verbraucherzentrale glaubt nicht an dauerhaft niedrige Preise
Zudem bestehen immer mehr Unsicherheiten durch die Einflüsse des Klimawandels. Zu viel oder zu wenig Wasser auf den Äckern - diese Faktoren können einen großen Einfluss auf die Preise nehmen.
Die Verbraucherzentrale geht daher nicht davon aus, dass wir wieder die niedrigen Preise der Jahre 2000 bis 2019 erreichen werden. Es sei damit zu rechnen, dass weiterhin ein höherer Anteil des Einkommens für Lebensmittel ausgegeben werden muss. Immerhin scheint die Preisspirale nun aber an ein vorläufiges Ende gekommen.
Unsere Quellen:
- Gespräch mit Oliver Numrich, Bundesverband der Deutschen Ernährungsindustrie
- Kontakt zum Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels
- Statistisches Bundesamt
- Verbraucherzentrale
- Agenturen dpa, Reuters
Kommentare zum Thema
Es wird darauf hin gearbeitet, dass die Zinsen wieder sinken. Dann wird die Shrink- und Shrimpflation wieder Rückgängig gemacht. Ich freue mich darauf. Dann bekommen die Mogelpackung Magarine eines Bekannten Markenherstellers anstatt mit 400 g sondern wieder mit 500 g Inhalt im Angebot für 0,99 €.
Die Energiepreise sind wieder niedriger, als es vor Kriegsausbruch war. Ich erwarte, dass die Lebensmittelpreise im den nächsten Monaten wieder sinken. Die teils extremen Preisaufschläge kann ich nicht mehr nachvollziehen. Bitte die Preise wieder senken und nicht den Zeigefinger erheben und sagen, dass die hohen Preise alternativlos seien!
Das ist ja schön, daß die Supermärkte um 0,7% billiger geworden sind. Aber die sind ja stetig teurer geworden in den letzten 2 Jahren, um tlw. bis 40%, deswegen hinkt dieser Vergleich sehr. Aber der Verbraucher lässt sich nicht veralbern. Die Preise sind immer noch deutlich zu hoch.