Illegale Dinnerpartys: Düsseldorfer Gastronomen bewirten geheim Gäste

Stand: 08.05.2021, 18:59 Uhr

Der andauernde Corona-Lockdown trifft die Gastro-Branche hart. Um Geld zu verdienen und die Stammkunden zu halten, bewirten einige Gastronomen in Düsseldorf ihre Gäste illegal - in Hinterhöfen und Kellerräumen.

Von Damla Hekimoglu

Er will anonym bleiben, denn er spricht ganz offen über seine geheimen Dinner-Abende - und was ihn dazu bewegt. Wir werden ohne Maske begrüßt, in einem geschlossenen Raum. Die Maske zieht er erst an, als wir ihn darauf ansprechen. Während des Gesprächs zieht er sie aber immer mal wieder runter - dann wieder hoch.

"Es ist nicht in Ordnung, was wir machen. Das weiß ich. Das kann nur jemand verstehen, der mit seiner Firma vor dem Abgrund steht, kurz vor dem Kollaps", sagt er im Interview für die "Aktuelle Stunde" des WDR.

Wird er erwischt, droht die Schließung des Restaurants

Sein Restaurant ist im Düsseldorfer Westen. Seine Gäste: Menschen, die auf diesen Luxus nicht verzichten wollen. Mehrere Haushalte treffen sich hier – getestet wird vorher nicht explizit. Masken? Keine. Abstandsregeln? Fehlanzeige. Die Infektionsgefahr in diesem geschlossenen Raum: hoch. Er selbst vergleicht den Dinnerabend mit vollen Bussen, Bahnen und Flugzeugen. Auf den Hinweis, dass man da eine FFP2-Maske an hat und sich vor Abflug testen lassen muss, geht er nicht weiter ein.

Wenn dieser Gastronom erwischt wird, drohen ihm nicht nur mehrere tausend Euro Bußgeld, sondern auch die Schließung seines Betriebs. 

Mehr als acht Restaurants in Düsseldorf bewirten illegal

Dieser Gastronom ist kein Einzelfall. Der Redaktion liegen Fotos und Videos auch von anderen Restaurants in Düsseldorf vor. Menschen, die in Hinterhöfen und Kellerräumen vor Spinden dinieren, trinken - und feiern. Für einen Stammgast sind solche Abende etwas Besonderes: "Endlich mal wieder vom Kellner bedient werden, endlich wieder ein bisschen Normalität", sagt die Frau mit langen braunen Haaren, die mehrmals im Monat vor der Pandemie ins Restaurant kam.

Für solche Gäste ist der Gastronom dankbar: "Ich habe es erst einmal gemacht, um zu überleben. Ohne die Gäste, die hier gewesen sind, glaube ich nicht, dass wir so lange überlebt hätten."

Große Umsatzeinbußen für gesamte Branche  

Doch auch diejenigen, die sich an die Regeln halten, bangen um ihre Existenz. Und zwar nicht nur die kleineren Betriebe. Trotz der Hilfen haben auch die großen Betriebe immense wirtschaftliche Verluste.

Kent Hahne ist einer von ihnen. Er hat sich mit seinen mehr als 30 Restaurants an die Corona-Regeln gehalten. Seine Läden machen nur 30 Prozent des normalen Umsatzes - durch Außer-Haus-Geschäfte. Der Verlust im Unternehmen liegt monatlich bei bis zu einer Million Euro. 

Leeres Restaurant: Das geht an die Psyche

"Das Schlafen wird immer unruhiger, wir haben viel Privates reingetan. Man weiß eben, wenn es morgen vorbei wäre, wäre es nicht nur fürs Geschäft vorbei, sondern auch im privaten Leben - dann wären wir mehr als insolvent." 

Eine Öffnung für Genesene und Geimpfte würde ihm und seinen Mitarbeitern nicht nur wirtschaftlich entgegen kommen: Seit Monaten im leeren Restaurant - das gehe an die Psyche. Von aktuell mehr als 33 Millionen, die bereits die erste Impfdose bekommen haben, sowie von den Genesenen könnte die Gastro-Branche profitieren.

Hotel- und Gaststättenverband fordert Öffnungen für Genesene, Geimpfte und Getestete

Thorsten Hellwig vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband | Bildquelle: WDR

Thorsten Hellwig vom Hotel- und Gaststättenverband geht noch einen Schritt weiter und fordert, dass auch negativ Getestete in Restaurants dürfen: "Unsere Schutzkonzepte sind noch besser geworden, Millionen von Menschen sind geimpft, wir können millionenfach jeden Tag aufs Neue testen, Genesene gibt es auch - und diesen Gästegruppen wollen wir ein Angebot machen. Wir sind uns sicher, dass man bei uns sicher ausgehen kann."

Während Nordrhein-Westfalen in wenigen Modellregionen überlegt, die Außengastronomie zu öffnen, bleiben die Restaurants und Cafés aber in großen Teilen des Landes wohl bis auf weiteres geschlossen.