Überfüllte Tierheime: Sind die Regeln zu streng?

Stand: 16.02.2024, 15:49 Uhr

Die Tierheime sind voll - aber viele Menschen, die sich ein Tier holen wollen, werden abgewiesen. In unserer Community beklagen sich viele über die Regeln der Tierheime. Die Heime sehen das anders.

Von Oliver Scheel

Ein Hund aus dem Tierheim ist doch immer eine gute Sache. Oder etwa nicht? Dem Tier wird ein neues Zuhause geboten und Hund oder Katze bekommen die Chance, ein fürsorgliches neues Herchen oder Frauchen zu finden.

Außerdem sind die meisten Tierheime in NRW ohnehin am Limit und haben kaum mehr Plätze, nachdem sich viele Menschen während der Pandemie ein Haustier angeschafft haben, für das sie nun keine Zeit mehr haben. Das Tierheim in Duisburg beispielsweise platzt aus allen Nähten. Darüber berichteten wir vor wenigen Tagen.

Das Duisburger Tierheim ist rappelvoll. Katzen müssen oft in zu engen Käfigen sitzen, die Mitarbeiter können die Haltungsstandards kaum noch einhalten. Als Reaktionen auf diese Meldung aus dem Tierheim Duisburg erreichten uns über Social Media etliche Kommentare von Menschen, die versucht haben, ein Tier aus dem Heim zu holen, die aber abgewiesen wurden.

Ich habe mit den Tierheimen kein Mitleid. Mit den Tieren dagegen schon. Nadja Küppers über Facebook auf WDR aktuell

Sie habe selbst die Erfahrung machen müssen, dass es wegen "völlig überzogener Anforderungen" für sie keine Möglichkeit gegeben habe, einen Hund aus einem Tierheim zu adoptieren. Der Gipfel sei die Bedingung geewesen, dass ihre Eltern den Vertrag als Bürgen mit unterschreiben sollten. Sie schreibt, dass sie Mitte 40 sei, voll im Leben stehe und ihre Verträge schon eine ganze Weile alleine unterschreibe.

Eine andere Userin kommentiert, sie wisse "aus jüngster Erfahrung, dass manchmal unnötige Hindernisse bei der Vermittlung aufgebaut werden". So würden Katzen oft nur zu zweit abgegeben. "Viele Interessenten kommen dann mit der doppelten finanziellen Belastung nicht klar und lassen es lieber. Und nicht jeder will zwei Katzen", schreibt sie.

Stimmt das? Sind die Regeln der Tierheime zu streng? Wollen sie die Tiere etwa gar nicht vermitteln? Der Deutsche Tierschutzbund in Bonn kennt die Probleme und ordnet die Userkommentare ein: "Grundsätzlich sind die dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossenen Tierheime immer darum bemüht, die ihnen anvertrauten Tiere in ein passendes, tiergerechtes Zuhause zu vermitteln", teilte Pressereferentin Nadia Wattad auf Anfrage mit.

Halter und Tier müssen zusammenpassen: Es geht um ein Zuhause für immer

Es gehe den Tierheimen darum, ein endgültiges Zuhause zu vermitteln, nicht nur eine weitere Station in ihrem Leben. "Die Mitarbeitenden legen Wert darauf, dass Halter und Tier zusammenpassen, was zum einen eine gründliche Aufklärung erfordert und zum anderen ein mehrtägiges Kennenlernen", so Wattad zum WDR.

"Tiere sind keine Ware, die bei Nichtgefallen wieder zurück gebracht werden kann", weiß die Expertin. Im Übrigen endet die Verantwortung der Tierheime auch nicht mit der Vermittlung. "Auch danach führen Tierheim-Mitarbeitende Kontrollen im neuen Zuhause durch und stehen den neuen Besitzern mit Rat und Tat beiseite. Eine gewissenhafte Vermittlungsarbeit ist hierfür die Grundlage."

Deshalb müssten die Heime immer eine Einzelfallentscheidung treffen, auch wenn die für die betroffene Person, die sich so sehr ein Haustier wünscht, dann mit einer Enttäuschung endet. Die Entscheidung werde stets im Sinne der Tiere getroffen.

Tierheime am Limit: "In allen Bereichen Schwierigkeiten" WDR 5 Morgenecho - Interview 14.02.2024 08:01 Min. Verfügbar bis 13.02.2025 WDR 5

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Unsere Quellen:

  • Community WDR aktuell
  • Gespräch Deutscher Tierschutzbund