Die Regenbogenflaggen wehen heute an vielen Rathausfassaden im Land. Ob in Attendorn, Köln, Münster oder Solingen. Auch am Kreishaus in Borken oder an der RWTH in Aachen zeigt man Flagge und wirbt für Gleichberechtigung und die freie Entfaltung der Persönlichkeit jedes einzelnen.
Stolperstein für ermordeten Schwulen in Hagen
Begleitet wird dieser Gedenktag von vielen Veranstaltungen. Mal kommen sie als bunte Feier der Diversität daher, mal erinnern sie an dunkle historische Ereignisse. Die Stadt Hagen bekommt ihren ersten Stolperstein, der an einen schwulen Mann erinnert, der von den Nazis ermordet wurde.
Alex Schlüter starb mit 38 Jahren 1941 im KZ Sachsenhausen. Der Familienvater hatte auch Sex mit Männern. An sein Schicksal erinnert von heute an vor seinem ehemaligen Wohnhaus ein Stolperstein. Verlegt in Anwesenheit seiner Enkel und Urenkel.
Aktionen zwischen Party und Politik
Aber es wird auch bunt und laut im Land: Die Stadt Euskirchen erlebt ihren ersten Christopher Street Day. Der Düsseldorfer Verein Pride lädt zum Picknick am Rhein auf der Apollowiese. Das queere Jugendzentrum True Colours in Mönchengladbach lässt ein großes buntes Banner gestalten.
In Wuppertal lädt die AIDS-Hilfe unter anderem zum Dialog über Erfahrungen mit Ausgrenzung ein. Mit einer "Living Library", also einer lebenden Bibliothek. Nur, dass man sich anstelle von Büchern Menschen "ausleihen", mit ihnen ins Gespräch über ihr Leben kommen kann.
In Köln gibt es am Nachmittag eine Kundgebung. Und Lengerich soll im wahrsten Sinne des Wortes bunt werden. Die im Münsterland aktive queere Jugendberatung Track hat zu einem Ausflug dorthin aufgerufen - mit viel bunter Kreide im Gepäck.
Mehr queerfeindliche Straftaten
Solche und viele andere Aktionen sollen queere Menschen in der Gesellschaft sichtbarer, selbstverständlicher machen. Denn das Bundesinnenministerium berichtete zuletzt von steigenden Zahlen in Sachen Hasskriminalität gegen LGBTQI+: 2022 gab es 1.005 Straftaten im Bereich "sexuelle Orientierung", 227 waren Gewaltdelikte. Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor.
Seinen Ursprung hat der Internationale Tag gegen Homo- Bi- und Transphobie übrigens dem 17. Mai 1990 zu verdanken. Das war der Tag, an dem die Weltgesundheitsorganiation beschlossen hat, Homosexualität nicht mehr als Krankheit anzusehen. 1994 wurde dann in Deutschland der Paragraph 175 abgeschafft, der Homosexualität unter Strafe stellte. Das Blutspendeverbot für schwule Männer fiel erst 2023.
Unsere Quellen:
- Pressemitteilungen der jeweiligen Veranstalter, Organisationen und Einrichtungen
- Homepages Bundesinnen-/-familienministerium
Über dieses Thema berichten wir im WDR am 17.5.2024 auch in den Hörfunknachrichten und in der Aktuellen Stunde ab 18.45 Uhr