Kopfschutz für Radler: Immer mehr Radfahrer tragen einen Helm

Stand: 23.06.2024, 17:15 Uhr

Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, greift immer öfter zum Helm. Das ergab jetzt eine Untersuchung zum Kopfschutz für Radler. Wer "oben mit" trägt - und was einen guten Helm ausmacht.

Das Wetter bewegt sich gerade tatsächlich Richtung Sommer. Für viele der Startschuss für folgendes Ritual: Kellertür auf, Fahrrad raus, Helm auf und ab nach draußen. Ja, richtig gelesen. Es gibt immer mehr Menschen, die beim Radfahren Helm tragen.

Der Anteil der Helmträger unter Fahrradfahrern ist deutlich gestiegen. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) in Bergisch Gladbach gerade veröffentlicht hat. Dafür wurden Daten von über 17.000 Radfahrern ausgewertet. Demnach trugen 2023 rund 44 Prozent aller Radfahrer einen Schutzhelm, im Vorjahr waren es noch 40 Prozent. 2020 hatte nur ein Viertel der Radfahrer einen Helm auf, 2010 waren es gerade mal neun Prozent. Worauf der Anstieg zurückzuführen ist, teilte die BASt nicht mit.

Mehr Menschen radeln mit Helm WDR Studios NRW 23.06.2024 00:23 Min. Verfügbar bis 23.06.2026 WDR Online

Mehr Fahrradfahrer mit Helm unterwegs | Bildquelle: WDR

Die Räder werden schneller

Und noch etwas verrät die Statistik: Während 65 Prozent der Pedelec-Fahrer einen Helm trugen, waren es bei den Fahrern ohne Elektro-Antrieb nur 35 Prozent. Die immer schneller werdenden Fahrräder könnten also auch ein Grund für den häufigeren Griff zum Helm sein.

Deswegen sind Helme sinnvoll

Dass Helme den Kopf schützen liegt auf der Hand. Bei einem Viertel aller Fahrradunfälle ist der Kopf betroffen, sagt der TÜV-Verband. Bei Verkehrsunfällen erleiden viele Radfahrer laut ADAC schwere Kopf- und Hirnverletzungen. "Ohne Helm trifft die Aufprallkraft konzentriert auf eine kleine Fläche und kommt dadurch mit großem Druck zur Wirkung. Mit Helm aber verteilt sich die Kraft auf eine viel größere Fläche, im Optimalfall auf die gesamte Helmauflagefläche." 

Um den Schutz eines Helmes zu verdeutlichen, verweist der ADAC auf den Melonentest: Lässt man eine Wassermelone aus 1,50 Meter Höhe auf den Boden fallen, zerbricht sie. Wird die Melone allerdings in einem Helm befestigt fallen gelassen, bleibt sie unbeschädigt.

WDR-User diskutieren mit

Auch in der WDR-Facebook-Community werden die aktuellen Zahlen zum Helmtragen rege diskutiert: "44 Prozent schade echt wenig. Jeder schützt lieber sein Handy statt den Kopf", kommentiert Klaus. "Ich habe nur dieses eine Leben - wenn ich es durch ein bisschen Plastik und Styropor schützen kann, ist es mir das wert", sagt Yvonne. "Ich fahre nur mit Helm. Bin Krankenschwester, habe viele Fahrradunfälle auf der Intensivstation gesehen und versorgt", berichtet Doro. Und User Bernd will seinen Kindern "in Sachen Sicherheit Vorbild" sein.

Fabian sieht die größte Gefahr bei anderen Verkehrsteilnehmern "die mich übersehen können, deswegen trage ich einen." "Störender Ballast und unmöglich, sich damit den ständigen Schweiß abzuwischen. Brille kollidiert auch noch in jedweder Beziehung mit so einem Ding, daher lieber etwas aufmerksamer und ggf. langsamer fahren", findet hingegen Ivan-Pjotr.

Helme werden schicker und smarter

Fahrradhelm mit LED-Licht | Bildquelle: Julian Stratenschulte / picture alliance/dpa

Argumente gegen Helme sind oft zu hören: Zu unbequem, zu uncool und die Frisur leidet. Doch auch darauf hat der Markt längst reagiert. Die Modelle werden bunter, windschnittiger und luftdurchlässiger.

Fahrrad-Helme können längst mehr als nur bei Stürzen den Kopf schützen: Mit smarten Helmen können Biker Musik hören, telefonieren und bei einem Unfall setzt der Helm automatisch einen Notruf ab. Häufig sind farbige LED-Leuchten oder Rückleuchten verbaut.

Was macht einen guten Helm aus?

Der TÜV rät für den Helmkauf dazu, auf die richtige Helmgröße und einen festen Sitz von Kopf- und Kinnriemen zu achten. GS-Kennzeichen und TÜV-Prüfzeichen weisen auf unabhängige Prüfungen hin. Außerdem empfiehlt der TÜV, den Helm nach einer Tragezeit von etwa fünf Jahren auszutauschen. Nach einem Sturz muss ein Helm generell ausgetauscht werden, weil er nicht sichtbare Schäden haben könnte.

Fahrradhelm Grafik | Bildquelle: WDR

Airbags-Helme als Alternative?

Kopf-Airbag für Radfahrer | Bildquelle: Robin van Lonkhuijsen / picture alliance / ANP / WDR

Kopf-Airbags sind mit rund 300 Euro deutlich teurer als normale Fahrradhelme. Im ungünstigen Fall können sie auch bei normalen Erschütterungen durch Straßenbahngleise oder Bordsteine auslösen. Das passiert übrigens auch Promis. So hat Moderator Kai Pflaume Ende Mai noch ein TikTok-Video hochgeladen, das ihn mit aufgeplatztem Airbag um den Hals zeigt.

Im Video trägt der 57-Jährige zum Airbag auch noch einen Helm. Hat ein Airbag sich einmal aufgeblasen, kann er nicht mehr verwendet werden.

Im Test des Airbag-Helms Hövding 3 kommt der ADFC zum Schluss, dass der Airbag-Kragen schnell und zuverlässig auslöst - aber nicht bei jedem Unfallszenario schützt. Übrigens: Der schwedische Fahrrad-Airbag-Hersteller Hövding hat mittlerweile Insolvenz angemeldet. Für deutsche Verbraucher bedeutet das: Sie können keine Garantieansprüche beim Hersteller geltend machen, sagt der ADAC.

Keine Helmpflicht in Deutschland

Bei allem Nutzen eines Fahrradhelms besteht in Deutschland generell keine Helmpflicht für Radfahrende. Das heißt für die Rechtslage: Da es keine Helmpflicht gibt, gilt das Fehlen eines Fahrradhelmes bei einem Unfall auch nicht als Mitverschulden. Darauf weist der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club hin.

Weiterhin wichtig: Sichere Verkehrswege für Radfahrer

Zur ganzen Wahrheit gehört ebenso: Unfälle wird es auch geben, wenn Radfahrer Helme tragen. Um die Verkehrssicherheit für Radfahrer zu erhöhen, müssen Städte, Landkreise und Bundesländer für sicherere Radwege und bessere Infrastruktur sorgen. Solange Radwege gar nicht vorhanden, zu schmal oder vollgeparkt sind, ändert sich auch wenig am Unfallrisiko.

Fahrradweg im niederländischen Utrecht | Bildquelle: picture alliance / Jochen Tack / WDR

In den fahrradfreundlichen Niederlanden werden Radfahrer zum Beispiel häufig von den Autofahrern getrennt. Durch Barrieren in den Kurven wird der Radfahrer vor abbiegenden Autofahrern geschützt. Das ist wichtig, denn: Die meisten Unfälle mit Radfahrenden passieren an Kreuzungen. Der zur Verfügung stehende Platz müsste einfach besser umverteilt werden, fordert der ADFC - zugunsten von Radfahrern.

Unserer Quellen:

  • Bundesanstalt für Straßenwesen
  • Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC)
  • ADAC
  • Statistisches Bundesamt
  • TÜV- Verband