Auf dem Acker ist die EU allgegenwärtig

Stand: 29.04.2019, 16:33 Uhr

  • Die EU-Agrarpolitik bestimmt die Arbeit aller Bauern in NRW
  • 6,5 Milliarden Euro Subventionen jährlich für Deutschland
  • Umweltschützer fordern Abkehr von Flächenprämien

Von Susanna Zdrzalek

Die EU ist in Max Rothkopfs Alltag allgegenwärtig. Auf den Feldern des Junglandwirts aus Euskirchen wachsen Spargel, Erdbeeren und Gemüse für Konserven. Seine Saisonkräfte aus Polen und Rumänien, auf die er während der Spargel-Ernte angewiesen ist, kann Rothkopf ganz einfach in Deutschland anmelden - sie sind EU-Bürger.

Seine Familie betreibt einen zweiten Hof in Frankreich. Dank offener Grenzen ist das kein Problem. Und dann sind da noch die EU-Subventionen: pro Hektar 280 Euro. "Wir Landwirte arbeiten in einem sehr wetterabhängigen Markt. Auch die Politik beeinflusst uns sehr stark", sagt Max Rothkopf. Die Preise für seine Erzeugnisse seien schwankend. "Die Subventionen gehen mit Auflagen einher, an die wir uns halten müssen. Aber sie geben uns auch ein Grundeinkommen", so Rothkopf.

Die EU-Subventionen

58 Milliarden Euro gibt die EU für die Förderung der Landwirtschaft aus. 6,5 Milliarden davon gehen nach Deutschland. Im Gegenzug müssen sich die Landwirte an EU-Regeln halten.

Die EU legt Standards für die Nutztierhaltung fest, bestimmt, wie die Landwirte düngen und welche Pflanzenschutzmittel sie verwenden dürfen. Vergangenes Jahr hat sie um Bienen zu schützen drei Spritzmittel aus der Gruppe der Neonicotinoide verboten.

Gleiche Standards, unterschiedliche Handhabung

Traktoren auf einem Feld

Rübenanbau im Rheinland

Mit diesen Insektiziden hat Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes, letztes Jahr noch seine Rüben gespritzt. Mit dem Verbot könne er leben, sagt er, wenn es denn für alle in der EU gelten würde.

Tut es aber nicht. Denn fast die Hälfte der EU-Staaten, unter ihnen Belgien, haben das Insektizid mittels Notfallverordnung wieder zugelassen. "Das sind pro Hektar 120 bis 150 Euro, die ich nun mehr ausgeben muss, um meine Rüben zu schützen, als mein Kollege in Belgien", so Bernhard Conzen. Wettbewerbsverzerrung sei das.

Kritik der Umweltverbände

Umweltverbände wie der BUND kritisieren, durch die EU-Flächenprämien werde Geld nach dem Gießkannen-Prinzip verteilt. Besser wäre es, wenn Anstrengungen für mehr Umweltschutz oder bessere Tierhaltung stärker gefördert würden, sagt Christian Rehmer, beim BUND zuständig für Landwirtschaft.

"Wir brauchen Geld, um die Pariser Klimaziele auch in der Landwirtschaft einzuhalten. Oder um die EU-Nitratrichtlinie für Gewässerreinheit zu erfüllen. Dieses Geld ist vorhanden, wird aber in völlig falsche Töpfe gesteckt", so Rehmer.

Dem künftigen EU-Parlament und der Kommmission werden die Agrarthemen so schnell nicht ausgehen.