Erdüberlastungstag 2023: Die Ressourcen der Erde sind schon verbraucht WDR aktuell 02.08.2023 07:31 Min. Verfügbar bis 02.08.2025 WDR Von Jan Koch

Erdüberlastungstag: Ab jetzt leben die Menschen auf Pump

Stand: 02.08.2023, 11:38 Uhr

Der 2. August ist der Erdüberlastungstag. Das bedeutet, dass die Menschen schon jetzt alle Ressourcen aufgebraucht haben, die die Erde für dieses Jahr auf natürliche Weise herstellen kann. Besonders verschwenderisch ist Deutschland.

Von Christina Höwelhans

Ab dem heutigen Dienstag ist alles verbraucht, was die Erde für dieses Jahr produzieren kann. Für die Errechnung des 2. August als Erdüberlastungstag hat das Global Footprint Network in Kalifornien die Menge der in einem Jahr erzeugbaren Ressourcen verglichen mit dem ökologischen Fußabdruck der Weltbevölkerung. Eingeflossen sind der Verbrauch von Pflanzen, Tieren und Flächen. Es geht also darum, wieviel zum Beispiel als Nahrung, Rohstoff oder Bauland verwendet wird. Auch der CO2-Ausstoß und wieviel die Natur kompensieren kann, fließen in die Rechnung ein.

Leichte Verschiebung gegenüber dem vergangenen Jahr

Im vergangenen Jahr fiel der Erdüberlastungstag auf den 28. Juli. In diesem Jahr ist er fünf Tage nach hinten gerückt. Das bedeutet aber nicht, dass die Menschheit sorgsamer mit den Ressourcen umgeht. Vielmehr ist die Verschiebung des Datums auf eine optimierte Berechnung mit verbesserten Datensätzen zurückzuführen, heißt es von der Nichtregierungsorganisation Germanwatch. Mit den aktualisierten Datensätzen wird der Erdüberlastungstag für das vergangene Jahr auf den 1. August terminiert - er hat sich also in diesem Jahr im Vergleich um nur einen Tag verschoben.

In den vergangenen zehn Jahren lag der Erdüberlastungstag im Zeitraum Ende Juli bis Anfang August. Nur im Corona-Jahr 2020 waren die natürlichen Ressourcen erst am 22. August aufgebraucht - wegen des Lockdowns kam es zu dieser Verschiebung. 1970 war nach Angaben von Germanwatch das letzte Jahr, in dem Erzeugung und Verbrauch der Ressourcen in einem Gleichgewicht waren.

Erdüberlastung: "CO2-Emissionen größter Beitrag" WDR 5 Morgenecho - Interview 02.08.2023 07:40 Min. Verfügbar bis 01.08.2024 WDR 5

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Deutschland hat seine Ressourcen schon im Mai aufgebraucht

Vor allem die Industrienationen verbrauchen viele Ressourcen. Der deutsche Erdüberlastungstag war - wie bereits im vergangenen Jahr - schon am 4. Mai. Würden alle Länder so haushalten wie Deutschland, wäre die Erdüberlastung schon an diesem Tag erreicht worden. Deutschland liegt im Ranking der Länder laut Germanwatch im obersten Viertel.

Katar und Luxemburg verbrauchen ihre Ressourcen für ein Jahr in etwa nur etwa sechs Wochen. Danach kommen Anfang März die USA und etwas später die anderen europäischen Länder. Staaten wie Indonesien oder Jamaika verbrauchen die ihnen rechnerisch zustehenden Ressourcen erst im Dezember. Und es gibt auch viele Staaten, die die Erde gar nicht überlasten. Das sind vor allem ärmere Länder wie Kenia, Honduras oder Indien.

Bonn: Klimaaktivisten prangern Blindheit gegenüber Klimakrise an

Protest gegen Ignoranz in Bonn. | Bildquelle: Christoph Hensgen

"Der größte Beitrag zur Übernutzung der Erde - gerade auch in Deutschland - sind die CO2-Emmissionen", sagt Stefan Küper von Germanwatch. Das gefährde auch die Klimaziele. In Deutschland seien dabei "im Verkehr- und Gebäudebereich die größten Lücken", so Küper. Wenn die Menschen so weitermachten wie bisher, dann gebe es künftig weniger Freiheit, so Küper: "Die Freiheitsrechte künftiger Generationen werden dann entweder durch Folgen der Klimakrise oder durch staatliche Notfallmaßnahmen begrenzt."

In Bonn haben Klimaaktivisten von Extinction Rebellion den Erdüberlastungstag zum Anlass für eine Kunstaktion genommen. Sie verbanden unter anderem der Beethoven-Statue auf dem Münsterplatz und der Konrad-Adenauer-Statue auf dem Bundeskanzlerplatz die Augen und wollten so eine Blindheit von Politik und Gesellschaft gegenüber der Klimakrise anprangern.