Elon Musk, der als reichster Mensch der Welt gilt, ist ein sehr mächtiger Mann. Mit Begabung, Ehrgeiz, Risikobereitschaft und richtigen unternehmerischen Entscheidungen hat es der gebürtige Südafrikaner zum Milliardär geschafft - und gehört jetzt zum engeren Kreis des neuen US-Präsidenten Donald Trump. Für seine umstrittenen politischen Äußerungen wird er aber scharf kritisiert - nicht nur in den USA.
Kürzlich versuchte er sogar, auf die deutsche Politik Einfluss zu nehmen. So beleidigte er deutsche Spitzenpolitiker über sein Kommunikationsnetzwerk "X" und sprach eine Wahlempfehlung für die AfD aus, die ja in Teilen als gesichert rechtsextrem gilt. Am Freitag kündigte die AfD an, dass sich Parteichefin Alice Weidel am 9. Januar mit Musk zu einem Live-Gespräch auf "X" treffen werde. Doch wie groß ist der Einfluss von Elon Musk auf die Politik tatsächlich?
Elon Musk und die Wirtschaft
Die wirtschaftlichen Erfolge von Musk beeindrucken viele Menschen: vom Start-up X.com (später PayPal) über die Entwicklung von Tesla zum wertvollen Autobauer, der Gründung des Raumfahrtunternehmens SpaceX mit der Tochterfirma Starlink bis hin zur Übernahme der Kommunikationsplattform Twitter und ihre Umbenennung in "X". Wenngleich die Twitter-Übernahme mit einem Schätzungen zufolge zweistelligen Milliardenverlust eher kein Teil seiner Erfolgsgeschichte ist.
Aber unterm Strich steht der wirtschaftliche Erfolg des Milliardärs außer Frage, selbst wenn er - wie am Donnerstag bekannt wurde - mit Tesla 2024 erstmals in der Geschichte des Unternehmens weniger Fahrzeuge verkauft hat als im Vorjahr. Musk hat allein im vergangenen Jahr ein Vermögen von 213 Milliarden Dollar angehäuft. Zum Jahresende belief sich sein Nettovermögen auf 442,1 Milliarden Dollar. Der Abstand zwischen Musk und Jeff Bezos, dem zweitreichsten Menschen der Welt, erreichte einen Rekordwert von 237 Milliarden Dollar.
Und Jan Koch aus dem ARD Studio New York rechnet mit mehr: "Elon Musks Reichtum und Einfluss scheinen nach Trumps Sieg bei den US-Präsidentschaftswahlen 2024 weiter zu wachsen." Sein Raketenunternehmen SpaceX zum Beispiel habe laufende Verträge mit der US-Regierung im Wert von mehr als 8 Milliarden Dollar und könnte von engeren Regierungsbeziehungen weiter profitieren.
Elon Musk und die Kommunikation
Unabhängig davon, ob sich "X" für Musk wirtschaftlich lohnt, zieht er einen anderen Nutzen daraus. Er bestimmt seit der Übernahme im Oktober 2022 die Regeln in diesem Kommunikationsraum. Er hieß wieder Nutzer auf der Plattform willkommen, die wegen Verstößen gegen die Regeln für Hassreden und Desinformation gesperrt worden waren - darunter auch Trump, der nach dem Aufstand im Kapitol im Januar 2021 gesperrt worden war, nachdem er weiterhin behauptet hatte, die Wahl 2020 sei gegen ihn manipuliert worden.
Musk erreicht mit seinen Botschaften nicht nur X-Nutzer sondern auch die Hörer, Zuschauer und Leser von Medien, die das von ihm im Internet Geschriebene aufgreifen. Zuletzt löste Musk so in Deutschland eine größere Debatte aus, weil er Kanzler Olaf Scholz (SPD) einen "Trottel" genannt hatte und dessen Rücktritt forderte, woraufhin sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Einflussnahme von außen auf die deutsche Innenpolitik verbat. Das bescherte dem deutschen Staatsoberhaupt postwendend eine Beleidigung auf "X": "Steinmeier ist ein antidemokratischer Tyrann! Schande über ihn", schrieb Musk.
Was Musk sagt, wird also selbst in Deutschland nicht nur gehört, sondern man reagiert darauf. Derartige Einmischungen in die Politik beschränken sich nicht auf Deutschland - auch der britische Premierminister Keir Starmer wird scharf angegriffen. Seit Dienstag hat Musk mindestens 60 X-Posts geschrieben, in denen er Starmer angreift und die rechtsextreme Reform Party von Nigel Farage unterstützt.
Elon Musks tatsächlicher Einfluss auf die Politik
Wie viel Einfluss der Tech-Milliardär auf Trump und die Politik in den USA haben wird, bleibt unklar. Er war mit mehr als 100 Millionen Dollar Förderer und öffentlicher Unterstützer für den Wahlkampf Trumps und wurde von diesem zum Berater in Fragen der Regierungseffizienz gekürt. Kein offizielles politisches Amt, aber eine Funktion, die Raum für Spekulationen lässt. Im Dezember soll Musk angeblich treibende Kraft bei der Störung eines Haushaltskompromisses zwischen Demokraten und Republikanern gewesen sein, der aber letztlich trotzdem zustande kam.
Der US-Experte Christian Lammert, Professor an der Freien Universität Berlin, prognostizierte vor dem Wahlsieg Trumps - als dieser noch mit einem Regierungsamt für Musk kokettierte -, dass der Milliardär sich eher "rhetorisch im Umfeld der Regierung bewegen" werde: "Musk ist zugleich als Unternehmer auf vielen Gebieten innovativ tätig und damit auch gut ausgelastet. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er sich in das kleinteilige Alltagsgeschäft des Regierens reinziehen lässt, um zu überlegen, wie man eine Regierung effektiver machen kann. Da wird wieder viel Symbolpolitik sein."
Das ARD Studio New York hält einen Einfluss dagegen für möglich: "Ein frühes Zeichen für den politischen Einfluss, den der Tech-Unternehmer für seine Loyalität zu Trump erhalten könnte, war die Teilnahme an einem Telefonat zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kurz nach der Wahl. Der Krieg in der Ukraine wird bei Trumps Amtsantritt ein wichtiges außenpolitisches Thema sein."
Unsere Quellen:
- Jan Koch aus dem ARD-Studio New York
- Tagesschau Artikel "Für eine Demokratie ist so eine Allianz gefährlich"
- Nachrichtenagentur dpa