Kritik an Musk-Gastbeitrag zur AfD - Korrespondent Torben Börgers berichtet aus Washington I sv 05:29 Min. Verfügbar bis 29.12.2026

Kritik an Elon Musks Werbung für die AfD - darum geht's

Stand: 29.12.2024, 17:25 Uhr

Tech-Milliardär Elon Musk macht Werbung für die AfD und mischt sich damit in den deutschen Wahlkampf ein. Auch in anderen Ländern macht er Stimmung, um die Politik nach seinen Vorstellungen zu beeinflussen.

Von Philipp Brost

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Elon Musk öffentlich für die AfD stark macht. Erst vor kurzem hat er über seinen Kurznachrichtendienst X geschrieben: "Nur die AfD kann Deutschland retten". Heute wirbt er wieder für die AfD. Diesmal in einem ausführlichen Gastbeitrag in der Zeitung "Welt am Sonntag". Hier schreibt Musk, die AfD sei der letzte Funke Hoffnung für Deutschland.

Viel Kritik am Gastbeitrag von Elon Musk in der aktuellen "Welt am Sonntag" | Bildquelle: IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Der Beitrag in der "Welt am Sonntag" stößt auf scharfe Kritik. Diese richtet sich nicht nur gegen Musk, der sich mit der Werbung für die AfD wiederholt in die inneren Angelegenheiten eines fremden Landes einmischt.

Die Kritik richtet sich auch gegen die Redaktion der "Welt am Sonntag" und den Axel Springer Verlag, zu dem die Zeitung gehört. Der Vorwurf: Die Zeitung lasse sich als Sprachrohr von Autokraten und deren Freunden missbrauchen.

Naomi Seibt: Musk-Flüsterin aus Münster

Was Musk über die AfD und Deutschland schreibt, speist sich in großen Teilen aus Social Media-Beiträgen. Die rechtsextreme Influencerin Naomi Seibt aus Münster hat es ihm besonders angetan. Wie und berichten, bezieht Musk seine Informationen immer wieder von der 24-jährigen AfD-Anhängerin.

Er reagiert auf ihre Posts und teilt ihre Behauptungen, die auch Verschwörungstheorien beinhalten und die Narrative der sogenannten "Neuen Rechten" bedienen.

Naomi Seibt wiederum sympathisiert den Berichten zufolge mit Akteuren wie Martin Sellner, dem Gesicht der rechtsextremen "Identitären Bewegung" in Österreich, und tritt regelmäßig auf AfD-Veranstaltungen auf. Elon Musk ist einer ihrer mehr als 300.000 Follower bei X, mit ihrem Youtube-Kanal erreicht die rechtsextreme Influencerin 110.000 Abonnenten.

Musk mischt sich weltweit ein

Doch nicht nur in Deutschland mischt sich Elon Musk mit Hilfe von X in die Politik ein. Vor zwei Jahren hat er den Kurznachrichtendienst, der früher Twitter hieß, für 44 Milliarden Dollar gekauft. Seither ist es sein wichtigstes Instrument, um Politik zu kommentieren, Einfluss zu nehmen und ein rechtspopulistisches Netzwerk zu schaffen.

Elon Musk hat einen guten Draht zum künftigen US-Präsidenten Trump - mischt sich aber auch weltweit in politische Angelegenheiten ein. | Bildquelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Der zeigt, wie Elon Musk weltweit in politische Debatten eingreift. Während er in Deutschland mit der AfD sympathisiert, unterstützt er in Großbritannien den Rechtspopulisten Nigel Farage. Medienberichten zufolge spielt Musk sogar mit dem Gedanken, der Partei "Reform UK" 100 Millionen Euro zu spenden.

In Italien wiederum macht Musk über seine Plattform X Stimmung gegen eine Gerichtsentscheidung, wonach die Internierung von Migranten in Albanien illegal sei und stellt Italiens Rechtssystem öffentlich infrage.

In Südamerika wetterte Elon Musk ebenfalls gegen die Justiz. Einen Richter in Brasilien bezeichnete er als Diktator. Den ultraliberalen und rechtspopulistischen Präsidenten Argentiniens, Javier Milei, hofiert er dagegen.

Musks Motivation ist unklar

Dass Elon Musk, der reichste Mensch der Welt, sich politisch einmischt, ist kein Einzelfall - er macht es mit System. Die Reichweite für seine extremen Ansichten generiert er über die Plattform X, die er sich für viel Geld gekauft hat. Politisch gewählt ist der Multimilliardär nicht, trotzdem bestimmt er den politischen Diskurs mit – nicht nur in den USA.

Mit welcher Motivation Musk das macht, bleibt unklar. Die AfD jedenfalls dürfte kaum seine Interessen vertreten. Sie ist gegen Partnerschaften mit den USA und wirbt stattdessen für eine Zusammenarbeit mit Russland und China. Die AfD spricht sich auch offen für Verbrennungsmotoren und gegen E-Mobilität aus. Es ist paradox, dass der Chef von Tesla, einem Hersteller von Elektro-Autos, ausgerechnet diese Partei unterstützt.

Prof. Dr. Jeanette Hofmann | Bildquelle: Bernhard Ludewig

Womöglich tut er das, weil er gar nicht weiß, wofür die AfD tatsächlich steht. "Ich glaube, der hat an deutscher Politik gar kein Interesse", sagt Jeanette Hofmann dem WDR. Sie ist Professorin am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und fügt hinzu: "Der dilettiert sehr viel, wenn er über Politik spricht.

Hofmann sieht in der Unterstützung für die AfD vielmehr eine Trotzhaltung. Elon Musk wolle alles kaputt hauen, was ihm Freiheit nimmt und "ihn und seine Freunde daran hindert, das zu tun, was ihm gerade gefällt".

Unsere Quellen:

  • Elon Musks Gastbeitrag in der
  • Berichte bei Tagesschau, , und
  • Musks Post auf
  • Interview mit Jeanette Hofmann