Es war die Corona-Pandemie, die viele von uns zum Rückzug ins Private gezwungen hat. Das jedoch hat das Einsamkeitsgefühl in der deutschen Bevölkerung ab 18 Jahren deutlich nach oben getrieben. Zahlen aus dem sogenannten Einsamkeitsbarometer des Bundesfamilienministeriums, das heute in Berlin vorgestellt wurde, belegen dies.
Demnach waren im Jahr 2020 jüngere Personen (zwischen 18 und 29 Jahren) mit 31,8 Prozent stärker von Einsamkeit belastet als Personen im Alter von über 75 Jahre und älter (22,8 Prozent). Auch normalisierten sich die Einsamkeitsbelastungen bei den älteren Personen im Jahr 2021 schneller. Während jüngere Altersgruppen 2021 auf höherem Niveau verharrten (14,1 Prozent) als vor der Pandemie (8,6 Prozent 2017), lagen die Einsamkeitsbelastungen bei älteren Personen in etwa auf dem Niveau von vor der Pandemie. Grundlage für das Einsamkeitsbarometer waren Daten des Sozioökonomischen Panels, die zwischen 1992 und 2021 erhoben worden waren.
Frauen von Einsamkeit stärker betroffen als Männer
Insgesamt sind Frauen in Deutschland nach den vorliegenden Daten stärker von Einsamkeit betroffen als Männer. Demnach verstärkte sich die Einsamkeitsbelastung unter Frauen von 8,8 Prozent im Jahr 2017 auf 33,2 Prozent im Corona-Jahr 2020, ging 2021 dann aber wieder auf 12,8 Prozent zurück. Die Quote unter Männern lag jeweils teils deutlich darunter. Sie stieg von 6,6 Prozent (2017) auf 23,1 Prozent (2020) und sank 2021 auf 9,8 Prozent. Das ist der Anteil der Befragten, die angaben, sich "häufiger als manchmal einsam zu fühlen".
Überdurchschnittlich stark von Einsamkeit betroffen sind der Studie zufolge
- Alleinerziehende
- Arbeitslose
- gering Qualifizierte
- chronisch Kranke
- Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung.
Kaum Unterschiede gibt es demnach zwischen Menschen auf dem Land oder in der Stadt sowie zwischen den ost- und westdeutschen Bundesländern.
Forderung nach mehr Maßnahmen gegen Einsamkeit in allen Altersgruppen
"Einsamkeit ist keine Frage des Alters", bekräftigte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne). Daher brauche es verstärkt und gezielt Maßnahmen gegen Einsamkeit in allen Altersgruppen, vor Ort und im Netz. Ein Baustein soll die geplante Aktionswoche "Gemeinsam aus der Einsamkeit" sein, die vom 17. bis 23. Juni bundesweit stattfindet. In NRW findet am 6. Juni in der Düsseldorfer Staatskanzlei die erste Einsamkeitskonferenz statt - sie soll ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Erarbeitung eines Aktionsplanes gegen Einsamkeit in Nordrhein-Westfalen sein.
Wie sich Einsamkeit in den Griff kriegen lässt? Den einen Weg gibt es nicht. Betroffene müssen für sich - und gegebenenfalls mit professionellem Coaching - ausloten, was passend sein könnte.
Mögliche Maßnahmen gegen Einsamkeit können sein:
- Sich selbst etwas Gutes tun: Manche, die alleine leben, sagen sich sinngemäß, dass es sich nicht lohnt, für sich alleine zu kochen. Aber es lohnt sehr wohl und zeigt eine Wertschätzung sich selbst gegenüber, wenn man nicht nur für sich kocht, sondern sich selbst auch den Tisch liebevoll deckt. Das sollte man sich auch bewusst machen.
- Sich ein Haustier zulegen: Hund, Katze & Co. sorgen für (tierische) Gesellschaft. Wer mit dem Vierbeiner täglich Gassi geht, kommt oft mit anderen Leuten, die ebenfalls ihren Hund ausführen, ins Gespräch. Wer nicht gleich ein eigenes Tier anschaffen will, kann als Gassi-Pate im Tierheim unterstützen.
- Sich ehrenamtlich engagieren: Es gibt zig Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren - ob nun etwa im Sportverein, im Tierheim oder bei der Flüchtlingshilfe. Man kommt mit anderen ins Gespräch, profitiert vom Geben und Nehmen und findet so vielleicht neue Freunde fürs Leben.
- Mitglied in einem Verein werden: Man unternimmt etwas mit Gleichgesinnten und trifft sich in regelmäßigen Abständen. Das schafft Gemeinschaft.
Unsere Quellen:
- Einsamkeitsbarometer 2024 des Bundesfamilienministeriums
- Nachrichtenagentur AFP
- Nachrichtenagentur KNA
- Website der Barmer Krankenkasse