Nina Giaramita möchte gerne Deutsche werden. Sie ist in Deutschland geboren, arbeitet für den WDR und hat einen italienischen Pass. Da in Deutschland nur unter bestimmten Umständen das Geburtsrecht gilt, ist sie auf dem Papier bisher keine Deutsche. Bisher sei sie mit dem italienischen Pass ganz gut gefahren, aber die Lage hat sich etwas verändert. "Ich möchte jetzt auch mitwählen können und mit den aktuellen Entwicklungen wird die Lage etwas ungemütlich für Menschen ohne deutschen Pass", sagt sie.
Wartezeit von zwölf Monaten - für den ersten Termin
Aber eine Einbürgerung ist eine langwierige Angelegenheit. Der erste Schritt ist eine Mail an die zuständige Behörde, in ihrem Fall die Stadt Köln. Vor ein paar Monaten hat Nina Giaramita diese Mail geschickt. Die Stadt macht mit einer automatischen Antwort, und mit einem Hinweis auf ihrer Website, allerdings unmissverständlich klar: Die Bearbeitung kann etwa ein Jahr dauern.
Eine WDR-Recherche zeigt, dass dieses Problem nicht nur in Köln besteht. Eine hohe Nachfrage trifft auf eine schlechte Personallage. 71 der angefragten Behörden haben auf die WDR-Anfrage reagiert. In mehr als einem Viertel der Ämter waren mehr als zehn Prozent der Stellen unbesetzt (Stand 2022). In Bergheim, Mülheim an der Ruhr und Witten war es besonders gravierend - dort waren mehr als 25 Prozent der Stellen frei. Das liege laut Aussagen der Ämter unter anderem daran, dass das Einbürgerungsrecht so komplex ist.
Ständig am Ball bleiben
Nina Giaramita berichtet auch von einem Bekannten mit belgischer Nationalität, der sich kürzlich in Köln hat einbürgern lassen. "Der gesamte Prozess hat etwa zwei Jahre gedauert", erzählt sie. Außerdem sei ihr Bekannter auch zwischendurch vom Amt vergessen worden. "Man muss ständig nachhaken, immer am Ball bleiben, es ist kein geschmeidiges Verfahren", erzählt Giaramita.
Diese Belastung des immer wieder Nachfragens komme noch zu der langen Wartezeit hinzu. Außerdem seien viele Unterlagen nötig - unter anderem mehrere Identitätsnachweise, Nachweise der Deutschkenntnisse, Nachweise der staatsbürgerlichen Kenntnisse, Einkommensnachweise und der Rentenversicherungsverlauf.
"Ich war lange Zeit ausschließlich selbstständig tätig und nicht sicher, ob ich so den Pass überhaupt bekomme. Es gibt einfach viele Unsicherheiten", sagt Nina Giaramita. Außerdem kostet die Einbürgerung 255 Euro pro Person. Wenn minderjährige Kinder ohne eigenes Einkommen mit ihren Eltern zusammen eingebürgert werden, werden für diese 51 Euro fällig. "Das ist ein Betrag, bei dem man zumindest drüber nachdenkt", sagt die Journalistin
Probleme nicht nur bei Einbürgerung
Auch Asef Nedai kennt diese Unsicherheiten im Umgang mit Behörden und Ämtern. Er kommt ursprünglich aus Afghanistan, ist vor acht Jahren mit seinem Bruder nach Deutschland gekommen und lebt jetzt in Krefeld. Er hatte auch Probleme mit langen Wartezeiten beim Amt. Vergangenes Jahr musste er dringend seinen Aufenthaltstitel verlängern. Acht Monate lang lag seine Anfrage unbeantwortet bei der Behörde in Krefeld. "Ich habe eine Ausbildung gemacht, bin zur Schule gegangen, ich arbeite auch. Und ich möchte auch gerne hier leben", sagt Asef Nedai. Die Warterei hat auch bei ihm an den Nerven gezehrt.
Hoffnungsvolle Skepsis bei Geflüchteten
Für Geflüchtete dürfte die geplante schnellere Einbürgerung eine große Erleichterung sein. Aus der Community fiebern schon viele darauf hin, den Pass theoretisch sehr bald beantragen können. Sie leben gerade etwa fünf Jahre in Deutschland, arbeiten dort, haben die Sprache gelernt und damit die Voraussetzungen für die Einbürgerung erfüllt.
Trotzdem sind sie skeptisch, ob die Änderungen ihnen Vorteile bringen werden. Bei WDRforyou, dem Onlineportal für Geflüchtete, sind einige Nachrichten eingegangen. Ein Syrer schreibt zum Beispiel: "Die Behörden sollen besser die Anträge, die jetzt rumliegen, zu Ende bearbeiten, bevor ein neues Gesetz abgeschlossen wird." Ein anderer schreibt: "All das bringt uns gar nichts. Die Bearbeitung von Anträgen braucht Lichtjahre." Durch das neue Gesetz könnten die Behörden also vielleicht noch zusätzlich belastet werden.
Unsere Quellen:
- WDR-Anfragen bei Behörden
- Nachrichten an das Onlineportal WDRforyou
- Website der Stadt Köln