Ein Kind spritzt sich Insulin in den Oberschenkel.

NRW-Studie: Zahl der Diabetes-Neuerkrankungen bei jungen Menschen gestiegen

Stand: 21.07.2023, 11:43 Uhr

Die Zahl der Diabetes-Neuerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in NRW ist in den letzten 20 Jahren deutlich nach oben geklettert. Woran liegt's? Wie kriegt man den Zucker wieder runter?

Früher wurde es Altersdiabetes genannt, aber inzwischen erkranken deutschlandweit auch immer mehr junge Menschen an Diabetes (Typ 2). Und auch die Zahlen der Typ 1-Erkrankung steigen. Das schließt ein Team vom Deutschen Diabetes-Zentrums in Düsseldorf aus seiner Studie, die auf Zahlen aus Nordrhein-Westfalen beruht.

Wie haben sich die Zahlen entwickelt?

Die Studienmacher kommen zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Neuerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in den vergangenen 20 Jahren stark gestiegen ist. Mit einem Plus von fast fünf Prozent pro Jahr bei der jährlichen Neuerkrankungsrate fiel das im Langzeit-Trend am stärksten beim Typ-2-Diabetes auf, der oft mit ungesundem Lebensstil und Fettleibigkeit einhergeht.

Bei Typ 1 lag der berechnete jährliche Anstieg der Neuerkrankungsrate bei zwei Prozent, allerdings sind hier die Fallzahlen wesentlich höher. Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Zellen zerstört werden, die das Hormon Insulin produzieren.

Wie sieht die Entwicklung in absoluten Zahlen aus?

Von 2002 bis 2020 wurde der Studie zufolge in NRW bei fast 15.000 Kindern und Jugendlichen unter 20 Jahren ein Typ-1-Diabetes neu diagnostiziert. Damit habe die Neuerkrankungsrate in dem Studienzeitraum im Schnitt für Typ 1 bei rund 23 Fällen auf 100.000 Menschen pro Jahr gelegen.

Beim Typ-2-Diabetes waren es im Studienzeitraum 670 Betroffene in der dazu analysierten Altersgruppe von 10 bis 19 Jahren. Hier lag die Neuerkrankungsrate im Schnitt bei 2 Fällen pro 100.000 Menschen und Jahr.

Was sind die Gründe für den Anstieg?

Die Forscher vermuten, dass die steigende Neuerkrankungsrate beim Typ-1-Diabetes mit veränderten Umwelteinflüssen zu tun hat - darunter Ernährung, Lebensstil, viralen Infektionen, verminderter biologischer Vielfalt - oder mit einem komplexen Zusammenspiel solcher und genetischer Faktoren. Trotz intensiver Forschungen in den vergangenen Jahrzehnten seien eindeutige externe Umstände bislang aber nicht identifiziert worden.

Diabetes Typ 2 ist eine Stoffwechselkrankheit, bei der der Blutzuckerspiegel dauerhaft zu hoch ist. Eigentlich ist das Hormon Insulin dafür zuständig, den aus der Nahrung gewonnenen Zucker aus dem Blut in die Zellen zu schleusen, wo er dann verbraucht wird. Bei Diabetes Typ 2 reagieren die Zellen aber nicht mehr richtig auf das Hormon. Die Folge: Der Zucker bleibt im Blut.

Was ist die beste "Medizin"?

Der größte Risikofaktor für Diabetes Typ 2 ist Übergewicht. Das gibt Betroffenen umgekehrt aber auch die Chance, den Diabetes durch Abnehmen wieder loszuwerden. Das funktioniert besonders gut, wenn die Blutzuckerwerte erst leicht erhöht sind. Ärzte sprechen dann vom 'Prädiabetes', also einer Vorstufe der Erkrankung.

Schon bei einem Gewichtsverlust von 3 bis 5 Kilo reagieren die Körperzellen oft wieder sensibler auf das Insulin, die Blutzuckerwerte sinken. Es geht aber noch besser, wie Studien zeigen: Wenn übergewichtige Menschen 10 bis 15 Kilo abnehmen, dann normalisieren sich ihre Blutzuckerwerte oft wieder komplett.

Kann man Diabetes auch vorbeugen?

Es gibt viele Empfehlungen zur Vorbeugung von Diabetes. Die Wichtigsten betreffen, laut dem Informationsportal gesundheitsinformation.de, den Lebensstil: sich ausgewogen zu ernähren, ausreichend in Bewegung zu bleiben und so auch auf das Gewicht zu achten.

Bei Menschen mit einem erhöhten Diabetes-Risiko könne eine Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung tatsächlich die Diagnose um einige Jahre aufschieben. Ob sich ein Typ-2-Diabetes mit der „richtigen“ Ernährung und viel Bewegung völlig vermeiden lässt, sei aber noch unklar.

"Schlechte Gene?": Wie beeinflussen sie Krebs, Diabetes und Co.?

Frag dich fit – der Gesundheitspodcast mit Doc Esser und Anne 21.04.2023 30:00 Min. Verfügbar bis 22.04.2035 WDR 2


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