Die Reaktionen auf den Ausrüsterwechsel des DFB ließen nicht lange auf sich warten. Noch am Donnerstag, also demselben Tag, an dem der DFB den Wechsel bekannt gab, kritisierte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Entscheidung mit den Worten: "Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht."
Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schrieb auf X (ehemals Twitter), er halte es für "eine Fehlentscheidung, wo Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat vernichtet…". Kritik kam natürlich auch von Politikern der CSU - schließlich hat Adidas seinen Sitz im bayerischen Herzogenaurach. Die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär bezeichnete den Schritt ebenfalls auf X als "eine gnadenlose Fehlentscheidung". Und ihr Parteikollege Fabian Hahn wertete ihn als "fatales Signal des DFB!".
Sportökomnom: "Sponsoring keine Frage des Standortpatriotismus"
"Rein symbolisch und emotional ist das wirklich eine Zäsur", sagt der Sebastian Uhrich, Professor am Institut für Sportökonomie und Sportmanagement an der Deutschen Sporthochschule in Köln am Freitag dem WDR. "Die Terminologie 'Standortpatriotismus' halte ich bei der Diskussion aber für falsch gewählt." Denn schließlich könne man nicht vom DFB verlangen, die Herkunft seiner Sponsoringpartner zum zentralen Kriterium für ihre Wahl zu machen.
Alle drei beteiligten Parteien müssten wirtschaftlich denken. Und so habe Nike dem DFB offenbar das beste Angebot gemacht. "Zudem wissen wir nicht, wie sich Adidas bei den Verhandlungen verhalten hat", sagt Uhrich. "Vielleicht hat man die mehr als 70 Jahre andauernde Partnerschaft mit dem DFB auch als Freifahrtsschein angesehen."
Sponsoringeffekte wirken in zwei Richtungen
Dennoch sieht der Sportökonom die Ankündigung des DFB auch kritisch. Schließlich dürfe man nicht vergessen, dass die Effekte, die durch das Sponsoring entstehen, in zwei Richtungen wirken. "Natürlich profitiert Adidas davon, wenn die Nationalmannschaften Erfolge haben und dabei die Trikots des Herstellers tragen", sagt Uhrich. "Aber gerade, dass diese lang anhaltende Partnerschaft, die immer gut gepasst hat, jetzt beendet wurde, könnten viele Fans dem DFB negativ anrechnen."
Vor allem für Adidas sei die Entscheidung aber ein Schuss vor den Bug. "Adidas und Nike sind die beiden größten globalen Player auf dem Fußball-Markt", sagt Uhrich. "Dass das US-Unternehmen dem deutschen Konkurrenten das Sponsoring dessen Nationalteams wegnimmt, ist schon ein gezielter symbolischer Nadelstich."
Inwiefern das auch wirtschaftliche Folgen für Adidas hat, lasse sich schwer sagen. Sicher sei aber, dass spätestens 2034 ja wieder neu verhandelt werde. "Und das Sponsoring von Nike bedeutet ja nicht, dass diese Partnerschaft jetzt auch über Jahrzehnte andauert."
Unsere Quellen:
- X-Posts von Karl Lauterbach, Dorothee Bär und Fabian Hahn
- Nachrichtenagentur dpa
- Pressemitteilung des DFB
- X-Post des DFB
- Interview mit Sebastian Uhrich