Die Pandemie: So hat sie mein Leben verändert Aktuelle Stunde 28.01.2025 30:46 Min. UT Verfügbar bis 28.01.2027 WDR Von Thomas Kramer

Erster Corona-Fall vor fünf Jahren: Immunologe fordert Aufarbeitung

Stand: 28.01.2025, 17:01 Uhr

Vor fünf Jahren gab es hierzulande den ersten Corona-Fall. Was aus Sicht des Immunologen Carsten Watzl jetzt wichtig wäre.

Fünf Jahre ist es inzwischen her, dass in Deutschland der erste Corona-Fall bekannt wurde. Das Robert Koch-Institut (RKI), eine zum Bundesgesundheitsministerium gehörende Behörde, bestätigte den Fall am 28. Januar 2020. Ein 33-jähriger Mitarbeiter der Firma Webasto am Hauptsitz der Firma im Landkreis Starnberg in Bayern hatte sich infiziert. Er hatte sich angesteckt bei einer Frau aus China, die eine Mitarbeiter-Schulung gegeben hatte.

So fing sie an, die Corona-Pandemie in Deutschland. Es kam zu Kontaktverboten, Ausgangssperren und später zu großangelegten Impfkampagnen. Kindergärten, Schulen und Spielplätze wurden geschlossen. Der Zugang zu Altersheimen wurde Besuchern verwehrt. Keine Feste, keine Feiern, keine Beerdigungen im größeren Kreis waren erlaubt, auch keine Messen oder ähnliche Veranstaltungen. Kein Besuch von Freunden, keine Umarmungen, kein Trost. Im Zuge der Pandemie, die im April 2023 für beendet erklärt wurde, gab es weltweit sieben Millionen Tote - darunter 186.615 Covid-Todesfälle in Deutschland.

Rückblick Corona-Pandemie: "Aufarbeitung wichtig" WDR 5 Morgenecho - Interview 28.01.2025 05:43 Min. Verfügbar bis 28.01.2026 WDR 5

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Krankenhäuser fühlen sich für den Fall einer erneuten Pandemie gut gewappnet

Sollte es zu einer erneuten Pandemie kommen, fühlen sich Deutschlands Krankenhäuser gut vorbereitet. 97 Prozent der Kliniken haben laut einer Blitzumfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft interne Prozesse verbessert, etwa durch Krisenpläne, spezielle Schulungen der Belegschaft oder vorliegende Schutzausrüstung. Alles also im grünen Bereich? Der WDR sprach mit dem Dortmunder Immunologen Prof. Carsten Watzl.

Sind wir tatsächlich gut vorbereitet, falls es zu einer erneuten Pandemie kommt?

Immunologe Prof. Carsten Watzl | Bildquelle: WDR

Watzl: Wir sind sicherlich nicht optimal vorbereitet. Da fehlt uns ein bisschen die Aufarbeitung. Es fehlt immer noch ein internationales Abkommen zur Pandemie-Vorsorge – also ich glaube, da ist noch sehr viel zu tun.

Hat man damals genug zum Schutz der Menschen vor Corona getan?

Watzl: Am Anfang der Pandemie konnte man die Leute nur dadurch schützen, dass man die Infektion von ihnen ferngehalten hat. Da hatten wir verschiedenste Maßnahmen, auch ohne zu wissen, ob das Virus sich wirklich ausbreitet. Und da hat man natürlich auch Fehler gemacht.

Was genau lief falsch?

Watzl: Man hätte jetzt sicherlich nicht im Freien Spielplätze zumachen müssen. Auch die Schulschließungen waren wohl unnötig. Wir wissen zwar: Ja, Kinder können sich anstecken, sie können auch das Virus weitergeben. Aber den Effekt, den ich durch die Schulschließungen in Bezug auf das Virus erziele, der ist so viel kleiner gegenüber den Nebenwirkungen, die ich dann hab. Nämlich, dass die Kinder durch die Schulschließungen nicht so gut lernen, dass sie keine Sozialkontakte haben - das alles ist nicht zu unterschätzen. Ich glaube, wir wissen mittlerweile, dass die Nebenwirkungen dieser Maßnahmen schlimmer waren als der Nutzen.

War denn alles, was zum Schutz der Menschen vor dem Virus angeordnet wurde, falsch?

Watzl: Nein. Man muss auch sagen, man hat sehr viele Sachen richtig gemacht. Man war sicherlich erst mal sehr vorsichtig. Denn man hatte gesehen, Corona ist eine ernstzunehmende Infektionserkrankung, wogegen niemand wirklich eine Immunität hatte. Viele Leute sind an dem Virus gestorben. Und deshalb war man am Anfang sicherlich vorsichtig, bevor man Leute mit der Impfung gegen Corona schützen konnte.

Wie wichtig ist es, die Pandemie gut aufzuarbeiten?

Watzl: Man sollte diese Aufarbeitung machen, damit man weiß, was wirkt wie und wie teuer ist es auch – also: Wie teuer ist es erkauft, weniger Infektionen zu haben, wenn Schulen geschlossen sind, Leute nicht mehr in Pflegeheimen besucht werden und Ähnliches. Wenn wir das vernünftig aufarbeiten und wissen, was wie wirkt, dann können wir noch besser gewappnet sein.

Unsere Quellen:

Über dieses Thema berichten wir am 28.1.2025 ab 18.45 Uhr auch in der "Aktuellen Stunde".