Koalitionsvertrag der Ampel: Wie zufrieden sind Erstwählende mit den Ergebnissen?

Stand: 25.11.2021, 13:27 Uhr

Viel Innovation, mehr Digitalisierung: Der Koalitionsvertrag steht. Wir haben junge Wählerinen und Wähler gefragt, was sie dazu sagen. Die Ideen finden sie größtenteils gut. Doch sie fragen auch: Wie soll das finanziert werden?

Von Fulya Çayir

"Es hat mich ziemlich enttäuscht, dass sich bezüglich der Rentenversicherung nicht wirklich was getan hat", sagt Sabrina aus Waldbröl, die ihre Ausbildung vor kurzem erfolgreich abgeschlossen hat. Im Koalitionsvertrag stünde: "Die Welt ist am Beginn eines Jahrzehnts im Umbruch, deshalb können wir nicht im Stillstand verharren."

Und genau da sieht die 21-Jährige einen Widerspruch. "Ich finde hier bleiben wir im Stillstand und so ist es ja laut Ampel-Koalition nicht gewollt. Ich hätte mir einen zukunftsorientierten Plan gewünscht, indem wir eine sichere Rente haben."

Nicht nur Klimaschutz, auch Bildung und Digitalisierung

Das ist klare Kritik am neuen Koalitionsvertrag. Sabrinas Meinung zeigt auch, dass sich junge Wählerinnen und Wähler nicht nur für den Klimaschutz interessieren. Ihre Belange sind vielfältig. Fabio aus Hagen etwa beschäftigt sich viel mit dem Thema Digitalisierung. David aus Köln hat eine Idee, wie die Schuldenbremse gehalten werden kann und Janne, ebenfalls aus Hagen, wünscht sich mehr Mut von der Politik.

Fabio findet es gut, dass die Liberalen das Bundesministerium für Bildung und Forschung bekommen. "Ich kaufe der FDP ab, dass Bildung und Digitalisierung zu den Kernkompetenzen der Partei gehören", sagt er. Bei der Digitalisierung müsse die Bundesregierung unbedingt den Glasfaserausbau vorantreiben. "Wir sollten zumindest so stabile Netze haben, wie unser Nachbar Frankreich", ist der Student von der Uni Bochum überzeugt.

"Steuereinnahmen beim Cannabis"

David mutmaßt: "Die neue Regierung will ja die Schuldenbremse einhalten. Das nötige Geld kommt da vielleicht aus den Steuereinnahmen beim Cannabis." Der 19-Jährige findet es grundsätzlich "vernünftig, dass Cannabis legalisiert wird".

Die Zettelwirtschaft in der Bürokratie nervt David sehr. "Wenn die neue Regierung die Digitalisierung vorantreiben will, sollte sie in der Verwaltung beginnen", findet er. Im Hinblick darauf, dass die Union nicht mehr mitregieren wird, freut sich der Erstwähler über die Kombi der Ampel-Parteien. So bekäme die Regierung verschiedene Partei-Einflüsse.

Auch Janne aus Hagen findet die Koalition der drei Parteien gut. "Ich hoffe, dass die SPD die sozialen Themen vorantreibt und dass FDP und Grüne für mehr Innovationen sorgen", sagt die Studentin von der Uni Bottrop. Vielleicht seien die beiden kleineren Parteien auch mal mutiger. Diesen Mut habe sie bei der GroKo sehr vermisst.

"Klimaschutz geht uns alle was an"

Der 19-Jährigen liegt der Klimaschutz sehr am Herzen. Dass die neue Bundesregierung das 1,5-Grad-Ziel einhalten will, gefällt ihr. "Da steht im Vertrag aber überall der Zusatz idealerweise, das kann ich nicht verstehen", sagt Janne. Denn Klimaschutz gehe uns alle was an.

"Ich werde aber weiterhin wählen gehen", ergänzt die Studentin. Denn es sei wichtig, seine Stimme abzugeben, das mache Demokratie doch aus.

Junge Menschen wählten FDP und Grüne

Das Wahlverhalten der jungen Generation bei der Bundestagswahl hatte überrascht. Die etwa 2,8 Millionen Erstwählenden hatten ihre Zweitstimme vor allem der FDP gegeben – neben den Grünen.