Ideen gegen die Bildungskrise: Messe Didacta beginnt in Köln

Stand: 20.02.2024, 06:00 Uhr

In Köln beginnt am Dienstag die internationale Bildungsmesse Didacta. Bis einschließlich Samstag diskutieren Fachleute über mögliche Lösungen aus der aktuellen Bildungskrise in Deutschland.

Die Ergebnisse waren ernüchternd: Bei der jüngsten Pisa-Studie haben deutsche Schüler im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen in anderen Ländern so schlecht abgeschnitten wie nie. Ein Beleg dafür, dass das deutsche Schulsystem in einer tiefen Krise steckt. Wie sich diese Misere überwinden lässt, ist auch Thema der internationalen Bildungsmesse didacta in Köln.

Ein Schlüsselwort ist hier offenbar das große Thema Digitalisierung. "Die Digitalisierung treibt die gesamte Bildungsbranche um", schreibt der didacta-Verband in seiner Pressemitteilung zur Messe. Wobei aber erst einmal mit einem Vorurteil aufzuräumen ist, wie Bildungsjournalist Jan-Martin Wiarda findet:

"Guter digital gestützter Unterricht heißt nicht, dass die Schülerinnen und Schüler mehr als früher zuhause hocken." Bildungsjournalist Jan-Martin Wiarda

Vielmehr bedeute es, dass Unterrichtseinheiten durch andere Medien gestützt stattfinden können. Immerhin sei die technische Ausstattung spätestens seit Corona und teilweise dank des Digitalpakts der Bundesregierung mittlerweile ausreichend, so Wiarda.

Schnelles Internet ist vorhanden

An vielen Stellen ist schnelles Internet da. Auch die Versorgung mit PCs, Laptops und Co. ist für Schülerinnen und Schüler zwar nicht überall, aber vielerorts gesichert. Jetzt konzentriert sich der Blick stärker auf die inhaltliche Gestaltung des Unterrichts.

Wenn es um diese Ausgestaltung geht, könnten besonders Programme wie Chat GPT, die auf Künstlicher Intelligenz, kurz KI, basieren, sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrkräfte unterstützten, sagt Ulrike Cress, Direktorin des Leibniz-Instituts für Wissensmedien.

Steht der Unterricht aus einem Guss für alle vor der Auflösung?

Lehrkräfte können mit relativ wenig Aufwand Materialien erstellen, die gezielt schwächere und stärkere Schüler adressieren. Und gegebenenfalls könnten auch Schüler mit Migrationshintergrund, die Sprachschwierigkeiten haben, profitieren. Der Unterricht aus einem Guss für alle würde also ein stückweit aufgelöst.

Vor diesem Hintergrund ist Chat GPT auch Inhalt vieler Workshops und Vorträge auf der Didacta. Digitale Angebote könnten mit der richtigen Anwendung nicht nur das Lernen erleichtern, sondern auch Lehrpersonal entlasten. Das scheint nötig, denn in allen Bundesländern herrscht aktuell Lehrkräftemangel.

Form der Wissensvermittlung hinterfragen

Außerdem sei es wichtig, auch die Form der Wissensvermittlung zu hinterfragen, sagt Jürgen Möller von der Akademie für Lernpädagogik. Er ist der Meinung, jedes Kind wolle lernen, das zeige sich schon im Vorschulalter.

Möller nennt ein Beispiel: Kinder wollen zumeist den schönsten, größten, höchsten Turm bauen, der jemals gebaut wurde - nicht, weil sie mit anderen vergleichen wollen, das kommt erst später. Sondern weil es ihrem Mindset entspreche: Warum soll ich einen kleinen Turm bauen, wenn ich auch einen großen Turm bauen kann? Dieses "Sich-alles-vorstellen-können" gehe für viele Kinder in der Schule verloren, weil sie auch das Fragenstellen einstellen. Weil Fragen stellen jetzt plötzlich bedeute, dass man etwas nicht verstanden hat, es wird bewertet.

Vor diesem Hintergrund setzt die Didacta früh an. Neben der Schulischen Bildung steht auch der Themenbereich Frühe Bildung auf dem Programm, in dem es bereits um die Kita geht. Und auch für die Zeit nach der Schule gibt es im Themenbereich Berufliche Bildung mehrere Veranstaltungen. Und das alles mit dem Ziel, dass die aktuelle Bildungskrise bald der Vergangenheit angehört.

Unsere Quellen:

  • Pressemitteilung zur Didacta
  • Jan-Martin Wiarda im Didacta-Themendienst
  • Ulrike Cress im Didacta-Themendienst
  • Jürgen Möller im Didacta-Themendienst