Seit Monaten verzweifeln mehrere Bewohner eines Hochhauses in Köln-Ehrenfeld an einer Bettwanzenplage. Dem WDR sagten sie, ihr ganzer Körper sei morgens nach dem Aufstehen von Bissen übersät. Eine Spezialfirma habe schon mehrmals ein Pestizid versprüht - allerdings ohne Erfolg.
Vor wenigen Monaten hatte ganz Frankreich über die Parasiten diskutiert. Dort sah sich sogar der Gesundheitsminister zu einer Stellungnahme genötigt: "Ich denke, dass es keinen Grund zu allgemeiner Panik gibt", sagte Aurélien Rousseau damals. Dennoch wurde das Thema sogar im Parlament diskutiert.
In Deutschland bat der Zoologe Viktor Hartung um die Mithilfe der Bevölkerung in Sachen Bettwanze. Hartung ist am Naturkundemuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Münster tätig. Die Menschen sollten ihm für die Forschung Fotos schicken oder eingefrorene Exemplare in die Post packen.
Nach rund zwei Monaten gab es insgesamt 38 Meldungen, 25 davon aus Nordrhein-Westfalen. Der Rest kam aus Berlin, Sachsen, Schleswig-Holstein, Thüringen, Bayern und auch aus Lille in Frankreich. Tatsächlich waren nur neun der Funde auch wirklich Bettwanzen. "Bei einer Einsendung handelte es sich um die verwandte Schwalbenwanze, die normalerweise an Vögeln saugt, das aber auch an Menschen tun kann", sagte Viktor Hartung gegenüber der dpa . Eingesendet wurden unter anderem auch Staubläuse, Asseln, ausgewachsene Speckkäfer und Larven, Flöhe, Waldschaben und die Marmorierten Baumwanzen, die sich in der kalten Jahreszeit Winterquartiere suchen.
Der deutsche Schädlingsbekämpfer-Verband mit Sitz in Ibbenbüren erkennt angesichts der Vorfälle in Frankreich mancherorts Hysterie. Der vermehrte Einsatz von Schädlingsbekämpfern in Paris habe auch hierzulande für Aufmerksamkeit gesorgt und das Interesse der Verbraucher geweckt, teilte der Verband mit. Dadurch seien in Deutschland öfter mal Schädlingsbekämpfer gerufen worden, wo dann „glücklicherweise kein Einsatz notwendig war“. Als Trend sehen die Schädlingsbekämpfer, dass die Verbraucher verstärkt durch die sozialen Netzwerke auf Schädlinge aufmerksam gemacht werden. Das könne ein Segen, aber auch ein Fluch sein.
Doch wie erkennt man überhaupt, dass sich Bettwanzen breit gemacht haben? Und wie wird man die Plagegeister wieder los? Fragen und Antworten.
Was sind Bettwanzen überhaupt?
Anders als der Name suggeriert, findet man Bettwanzen nicht nur in Betten. Die blutsaugenden Insekten mit dem wissenschaftlichen Namen Cimex lectularius können sich auch in Ritzen, Fugen, Möbelstücken oder Kleidung verstecken, oder auch in Bilderrahmen und sogar CD-Hüllen aus dem Second-Hand-Laden. Theoretisch können sie auch in Koffer krabbeln und so als ungewollte Souvenirs aus dem Urlaub mitgebracht werden. Matratzen werden allerdings besonders gerne von den höchstens 8,5 Millimeter großen Tieren befallen, weil sie dort einen bequemen Zugang zu ihrer bevorzugten Nahrung haben: Menschenblut.
Wie verbreitet sind sie in Deutschland?
Bettwanzen galten in Deutschland als nahezu ausgerottet, schreibt das Umweltbundesamt auf seiner Webseite, doch mit weltweitem Tourismus und Handel breiten sich die Blutsauger auch hierzulande wieder aus. "In den letzten Jahren haben die Bettwanzen stark zugenommen", sagte der Diplom-Biologe und IHK-geprüfte Schädlingsbekämpfer Björn Kleinlogel dem WDR. "Meistens ist es so, dass Menschen auf Urlaubsreisen mit dem Gepäck auf dem Rückweg die Bettwanzen dann nach Hause schleppen oder sie in ein anderes Hotel weiterschleppen."
Wie erkennt man einen Befall?
Die winzigen Tiere sind Meister der Unauffälligkeit: Wenn man nicht gezielt nach ihnen sucht, sind sie kaum zu sehen. Außerdem stechen sie nachts. Gewöhnlich merken Betroffene erst, dass etwas nicht stimmt, wenn sie regelmäßig mit juckenden Stichen auf der Haut aufwachen. Oft äußern sich die Stiche in Form von juckenden und geröteten Pusteln, deren Durchmesser wenige Millimeter bis einige Zentimeter betragen kann. "Die Stiche tun richtig weh, sind relativ tief und werden recht groß", so der Biologe Kleinlogel. Es könne auch sein, dass die Wanzen mehrmals in einer Reihe stechen.
Hinweise könnten ein wenig Blut auf dem Bettlaken oder kleine Kot-Teilchen in Bettritzen sein. Man könne auch Häutungsreste von Bettwanzen unter dem Bett finden. Bei sehr starkem Befall können empfindliche Menschen die Tiere sogar erschnuppern: Laut Umweltbundesamt riechen sie nach Bittermandeln. Das Risiko für Krankheitsübertragungen durch Bettwanzen soll aber sehr gering sein.
Kann man Bettwanzen selbst bekämpfen?
Man kann es versuchen, aber die Erfolgsaussichten sind relativ schlecht. In der Regel müsse ein professioneller Schädlingsbekämpfer engagiert werden, raten die Experten des Umweltbundesamts. Denn zuverlässig vernichtet werden Bettwanzen nur durch Hitze. Kammerjäger versiegeln dabei den befallenen Bereich und sorgen für eine Raumtemperatur von 50 bis 60 Grad. Nach 24 bis 48 Stunden sollten die Tiere alle tot sein.
Wer Bettwanzen an Kleidungsstücken findet, kann versuchen, sie durch Waschen oder Trocknen loszuwerden: Laut Umweltbundesamt sollte die Waschmaschine bei mindestens 40 Grad, besser 60 Grad, im längsten Waschprogramm mit ausreichend Waschmittel laufen - oder der Wäschetrockner bei 60 Grad. Alternativ können Kleider und Kissen in Plastiktüten verpackt und für drei Tage in der Tiefkühltruhe gelagert werden.
Falls nur einzelne Gegenstände befallen sind, kann man diese auch mit einem Insektizid behandeln. Wenn die Gegenstände hitzeunempfindlich sind, können sie auch verpackt mindestens eine Stunde im Ofen oder in der Sauna bei mindestens 55 Grad behandelt werden. Auf diese Weise werden sowohl die Wanzen als auch die Eier abgetötet.
Kann man einem Befall vorbeugen?
Es sollte unter allen Umständen vermieden werden, dass Bettwanzen in die eigenen vier Wände gelangen. Daher ist es empfehlenswert, auf Reisen das Zimmer vor der Übernachtung (insbesondere das Bett und die Matratze) nach den Tieren und ihren Spuren abzusuchen. Auch an Rändern von Wandverkleidungen und Steckdosen oder auf Lampen und Nachttischen können schwarze Kotspuren einen Hinweis auf Bettwanzenbefall liefern. Gepäckstücke sollten grundsätzlich verschlossen und in größtmöglicher Entfernung zum Bett aufbewahrt werden. Bei der Rückkehr von einer Reise ist es ratsam, Gepäck und Kleidung bei der Rückkehr zu Hause in der Dusche auszuschütteln.
Trägt der Vermieter die Kosten für den Kammerjäger?
In der Regel muss der Mieter den Schädlingsbekämpfer selbst bezahlen, wenn er nicht nachweisen kann, dass der Befall schon bei Einzug vorgelegen hat oder der Vermieter die Verantwortung dafür auf andere Weise trägt.
Quellen:
- AFP
- dpa
- Umweltbundesamt
- Diplom-Biologe und IHK-geprüfter Schädlingsbekämpfer Björn Kleinlogel im WDR-Interview