Angriff auf Krankenhausmitarbeiter: Eine steigende Gefahr
Aktuelle Stunde . 23.09.2024. 25:37 Min.. UT. Verfügbar bis 31.12.2024. WDR. Von Claudia Beucker.
Angriff auf Essener Notfall-Team: Spur führt ins Clan-Milieu
Stand: 24.09.2024, 11:47 Uhr
Angehörige eines Patienten verletzten im Essener Elisabeth-Krankenhaus mehrere Mitarbeiter. Die Polizei ermittelt jetzt im Clan-Milieu.
Wieder ein Fall von Gewalt gegen Klinikkräfte: Vergangenen Freitag kam es im Essener Elisabeth-Krankenhaus im Stadtteil Huttrop zu einer körperlichen Auseinandersetzung. Besucher eines Patienten griffen Mitarbeiter so heftig an, dass mindestens sechs Angestellte verletzt wurden.
23-Jährige muss stationär behandelt werden
Eine 23-jährige Angestellte erlitt so schwere Verletzungen, dass sie über das Wochenende stationär behandelt werden musste. Mittlerweile konnte sie das Krankenhaus verlassen. Auch den anderen gehe es körperlich besser, sagt Peter Berlin, Geschäftsführer des Elisabeth-Krankenhauses.
Psychisch hat diese Attacke allerdings schwere Spuren hinterlassen. "Die gesamte Klinik steht unter Schock", so der Geschäftsführer weiter. Was war geschehen?
Ärztin geschlagen und getreten
Ein schwerkranker, älterer Mann war in die Notaufnahme eingeliefert worden. Während der Behandlung verschlechterte sich sein Zustand so stark, dass er trotz der Bemühungen des Notfall-Teams starb.
Als die Ärztin der Familie die Todesnachricht überbrachte, wurde sie sofort mit Schlägen und Tritten attackiert. Die Familie stürmte das Behandlungszimmer, verwüstete es und ging auf fünf weitere Beschäftigte los.
Hauptangreifer wird Clan-Milieu zugeordnet
Ein 41-jähriger Tatverdächtiger türkisch-libanesischer Herkunft wurde festgenommen und am Abend wieder freigelassen. Mittlerweile ist klar: die Polizei ordnet ihn dem Clan-Milieu zu und ermittelt jetzt gegen weitere Tatverdächtige.
Der Vorfall stelle eine Zäsur für das Krankenhaus dar, sagte Geschäftsführer Peter Berlin, "denn hier hat eine bisher noch nie dagewesene Aggressivität und Gewalt gegenüber Mitarbeitenden unseres Hauses stattgefunden".
Zugangskontrolle durch Sicherheitsdienst
Unmittelbar nach dem Vorfall engagierte die Klinik einen Sicherheitsdienst, der rund um die Uhr Kontrollen am Haupteingang durchführt. Alle anderen Zugänge wurden bis auf Weiteres für Besucher gesperrt.
Essens Oberbürgermeister entsetzt
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen hat am Dienstagmorgen ein Gespräch mit Mitarbeitern des Elisabeth-Krankenhauses geführt. Über Inhalte des vertraulichen Gesprächs wurde nichts bekannt. Vor dem Treffen kündigte der Oberbürgermeister an: "Ich werde unmissverständlich deutlich machen, wo wir als Stadtgesellschaft stehen, nämlich hinter dem gesamten medizinischen Personal, hinter unseren Einsatzkräften der Polizei, der Feuerwehr und unserer Hilfsorganisationen!"